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       # taz.de -- Interview mit Füchse-Manager Bob Hanning: "Wir stehen jetzt im Mittelpunkt"
       
       > Die Füchse sind auf Champions-League-Kurs. Da gehören die Handballer
       > eigentlich gar nicht hin, sagt Manager Bob Hanning.
       
   IMG Bild: Gut drauf: die Füchse Alexander Petersson (r) und Torsten Laen
       
       taz: Herr Hanning, mit einem Sieg in Göppingen können sich die Füchse am
       Wochenende als Tabellenzweiter absetzen und einen weiteren Schritt in
       Richtung Champions League machen. Wie gefällt Ihnen diese Aussicht? 
       
       Bob Hanning: Ich habe darüber noch gar nicht nachgedacht, weil ich weiß,
       dass Göppingen eine sehr gute Mannschaft hat und wir nur krasser
       Außenseiter sind.
       
       Zum krassen Außenseiter haben Sie Ihr Team vor den Siegen gegen Kiel,
       Flensburg und Gummersbach auch erklärt. Werden Sie mit Ihrem Understatement
       noch ernst genommen? 
       
       Ich bin ja nun wirklich nicht bekannt für Understatement.
       
       Umso überraschender ist es. 
       
       Das ist kein Understatement. Ich habe uns in den letzten Jahren immer die
       Dinge zugetraut, die schon sehr an der Grenze nach oben waren. Jetzt weiß
       ich, dass wir da, wo wir stehen, grundsätzlich nicht hingehören. Es ist
       eine schöne Situation, dass alle Rädchen ineinandergreifen, die Jungen
       erfahrener geworden sind, wir den Vorteil der guten Rückrunde aus dem
       letzten Jahr mitnehmen und wir mit unseren Neuzugängen Charakter eingekauft
       haben. Aber jetzt mit Mannschaften mitzuhalten, die seit Jahren da oben
       stehen - so vermessen bin ich nicht.
       
       Kann man denn so lange Zeit über seine Verhältnisse spielen? 
       
       Das kann man. Das hat damit zu tun, dass wir bisher verletzungsfrei
       geblieben sind. Nach dem Gesetz der Serie ist man das aber nicht über eine
       ganze Saison. Gerade liegt unser Kapitän Torsten Laen mit einer schweren
       Angina im Bett.
       
       Die Füchse standen vor nicht allzu langer Zeit im Schatten von Alba, den
       Eisbären und Hertha. Nun sind die Füchse der erfolgreichste Klub der Stadt.
       Hat sich das Standing des Vereins in den letzten Wochen, Monaten sehr
       verändert? 
       
       Ja, man merkt schon, dass die Wahrnehmung durch die Erfolge eine ganz
       andere ist. Das Thema ist wirklich präsent.
       
       Woran merkt man das? 
       
       Man wird in der Stadt darauf angesprochen. Man spürt es beim Ticketverkauf.
       Früher haben wir Freikarten verschenkt, das haben wir jetzt nicht mehr
       nötig. Wir müssen nicht mehr auf uns aufmerksam machen, weil wir durch den
       Erfolg automatisch im Mittelpunkt stehen.
       
       Haben sich im Sponsoringbereich schon neue Interessenten gemeldet? 
       
       Ja, das wächst, aber wir wollen es organisch wachsen lassen. Der
       Rechtevermarkter ist derzeit häufiger unterwegs. Die Sponsoren kommen jetzt
       auf uns zu.
       
       Das heißt, die maßvolle Entwicklung, die bisher postuliert wurde, kann doch
       schneller voranschreiten. 
       
       Nein. Es muss ja auch in die Infrastruktur und die Jugendarbeit investiert
       werden. Es muss alles miteinander wachsen. Es ist ja nicht so, dass wir
       jetzt einen Millionenboom erleben. Man merkt aber, dass es Interesse an dem
       Verein gibt.
       
       Haben Sie nicht selbst Angst vor dem Erfolgstempo Ihres Teams? Kürzlich
       sagten Sie: "Das ist eigentlich des Guten zu viel." 
       
       Ich glaube, die Erwartungshaltung in Berlin driftet schnell ins Uferlose
       ab. Wenn wir nächstes Jahr diese Spiele, die wir zuletzt alle hätten
       verlieren können, verlieren, sagen alle Leute: "Was ist denn da für eine
       Krise?" Man muss das realistisch einschätzen: Wir wollten uns mit Platz
       sechs oder sieben für einen europäischen Wettbewerb qualifizieren. Das war
       unser großer Traum. Wir sind im Moment auf Kurs.
       
       Um den Vertrag Ihres stark umworbenen Torhüters Silvio Heinevetter, der Nr.
       1 im deutschen Nationalteam, zu verlängern, haben Sie aber Ihren
       Gehaltsrahmen sprengen müssen? 
       
       Ich kann Ihnen heute sagen: Er bekommt nicht einen Cent mehr, als er vorher
       bekommen hat. Nicht einen einzigen.
       
       Wie konnten Sie ihn davon abhalten, zu einem finanzkräftigeren
       Champions-League-Kandidaten zu wechseln? 
       
       Das Verbundenheit mit der Region spielt bei ihm gewiss eine große Rolle.
       Und ich glaube, dass er eine Aufgabe gesehen hat, mit dieser Mannschaft
       weiter zu wachsen. Außerdem ist er ja schon zu Recht unser Topverdiener.
       Und dass er bei uns die Rolle des Superstars innehat, mag auch ein Grund
       für sein Bleiben sein.
       
       Im Erfolg, heißt es, macht man die meisten Fehler. 
       
       Das stimmt, darin liegt eine große Gefahr. Aber man muss auch genießen
       können. Solange wir auf einem Champions-League-Platz sind, gehen wir mit
       der Geschäftsstelle montags immer essen, weil wir sagen: Das ist so ein
       schöner Moment. Wir freuen uns daran.
       
       Kann das Team Sie noch überraschen in dieser Saison? 
       
       Absolut. Es überrascht mich ja jede Woche.
       
       Ein Sieg gegen Göppingen am Samstag würde Sie überraschen? 
       
       Ja. Dann würde ich auch darüber reden, dass wir uns dieses Jahr für einen
       europäischen Wettbewerb qualifizieren. Dann ist uns das nicht mehr zu
       nehmen.
       
       3 Dec 2010
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Johannes Kopp
       
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