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       # taz.de -- Interview mit Udo Wolf: "Wir können beides, regieren und opponieren"
       
       > Der Trend läuft gegen seine Partei, weiß Linken-Fraktionschef Udo Wolf.
       > Er setzt auf den Wahlkampf nach dem Sommer.
       
   IMG Bild: "Bremen und Berlin lassen sich nicht vergleichen", meint der Vorsitzende der Linksfraktion Udo Wolf.
       
       taz: Herr Wolf, die Linke hat in Bremen kräftig verloren. Fürchten Sie nun
       ähnliches in Berlin? 
       
       Udo Wolf: Nein. Bremen und Berlin lassen sich nicht vergleichen. In Bremen
       gab es schon Probleme bei der Kandidatenaufstellung. Zudem ist Bremen eine
       rein westdeutsche Stadt. In Berlin haben wir völlig andere Voraussetzungen.
       
       Auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind Sie böse auf die Nase
       gefallen. Und in Umfragen für Berlin liegen Sie teils unter dem schon sehr
       schlechten Ergebnis von 2006. 
       
       Der Bundestrend hilft uns sicher nicht. Aber wir haben ja mit dem Wahlkampf
       in Berlin auch noch gar nicht richtig begonnen. Der wird erst nach der
       Sommerpause Fahrt aufnehmen.
       
       Das sind dann nur fünf Wochen bis zur Wahl. Da wollen Sie das Ruder noch
       rumreißen? 
       
       Ja. Zweifellos. Denn in einer Frage glaube ich den Demoskopen: Dass die
       Wahlentscheidung bei ganz vielen Leuten erst 48 Stunden vor der Wahl fällt.
       
       Rot-Rot hat in Umfragen seit Monaten keine Mehrheit. Richten Sie sich schon
       auf die Opposition ein? 
       
       Wir können auf jeden Fall beides, regieren und opponieren. Aber wir kämpfen
       natürlich darum, bei der Regierungsbildung eine wichtige Rolle zu spielen.
       
       Ihre Bundesvorsitzende Gesine Lötzsch hat gesagt, Bremen zeige, dass die
       Wähler eine Opposition links von Rot-Grün wollten. Gilt das auch für
       Berlin? 
       
       Ich habe sie so verstanden, dass sie das auf Bremen bezogen hat. In Berlin
       haben wir in der Regierungsverantwortung viel erreicht, auf das wir stolz
       sind.
       
       2006 haben Sie den öffentlichen Beschäftigungssektor und die
       Gemeinschaftsschule gefordert. Beides wurde erreicht. Was bleibt für diesen
       Wahlkampf? 
       
       Die zentralen Themen werden sein: Wie schaffen wir neue Arbeitsplätze und
       verstetigen den öffentlichen Beschäftigungssektor? Das zweite große Thema
       ist die Mietenpolitik. Wir müssen alle Möglichkeiten, die wir auf
       Landesebene haben, ausnutzen, um Verdrängung zu verhindern.
       
       Man hat den Eindruck, die Linke kommt nicht aus dem Quark. Es sei denn,
       Klaus Wowereit drischt auf Sie ein. 
       
       Wie gesagt, der Bundestrend spricht nicht für uns. Im Moment scheinen
       andere interessanter zu sein. Das wird sich aber ändern, wenn es wieder um
       Inhalte geht.
       
       Das große Thema bleibt Wowereit gegen Künast. Wie wollen Sie dazwischen
       kommen? 
       
       Ach, wir hatten das Thema schon mal, dann sind die Grünen abgesackt. Dann
       kam Fukushima und die Wahl in Baden-Württemberg. Ich glaube, dass dieser
       Hype auch wieder vergeht. Wir werden im Wahlkampf dafür sorgen, dass es
       wieder um die Frage geht: Was hat Rot-Rot geleistet? Und was verlieren die
       Berliner, wenn die Linke nicht mehr an der Regierung sein würde?
       
       23 May 2011
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gereon Asmuth
       
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