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       # taz.de -- Islamisches Zentrum Hamburg: Erleichterung über Trennung
       
       > Das Islamische Zentrum Hamburg (IZH) ist aus der Schura ausgetreten. SPD
       > und Grüne in Hamburg zeigen sich damit zufrieden.
       
   IMG Bild: Äußerlich immerhin farbenfroh: die Blaue Moschee an der Hamburger Außenalster
       
       Hamburg taz | Diese Kuh ist vom Eis: Wie der „Rat der Islamischen
       Gemeinschaften in Hamburg“ (Schura) am Sonntagabend bekannt gab, hat das
       umstrittene „Islamische Zentrum Hamburg“ (IZH) [1][seinen Austritt aus dem
       Verein bekanntgegeben.] Das IZH gilt als direkt kontrolliert vom Iran,
       weshalb sein Ausschluss aus der Schura zuletzt immer lauter aus dem
       politischen Raum heraus gefordert worden war.
       
       Aus Sicht des Landesamts für Verfassungsschutz ist die Einrichtung mit Sitz
       an der Hamburger Außenalster „ideologisch, organisatorisch und personell
       ein [2][Außenposten des Teheraner Regimes]“. Anfang des Monats war der
       Vize-Chef des IZH aus Hamburg ausgereist – und damit seiner Ausweisung
       durch die Innenbehörde nachgekommen; vor Gericht war er zuvor allerdings
       damit gescheitert, sich gegen die Behörde zu wehren.
       
       Insbesondere die oppositionelle CDU hat wiederholt verlangt, dass Hamburg
       den demnächst zehn Jahre alten Staatsvertrag mit der Schura aussetzen
       solle, solange das IZH dort Mitglied sei. Die Initiative zu den
       Vereinbarungen Hamburgs mit mehreren islamischen Verbänden ging einst von
       CDU-Bürgermeister Ole von Beust aus, auch wenn sie dann erst unter Olaf
       Scholz (SPD) im Jahr 2012 tatsächlich unterschrieben wurden.
       
       Auch die Ampelkoalition im Bund hatte zuletzt [3][über eine Schließung des
       IZH debattiert]. Vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen im Iran
       äußerte sich Anfang November die Hamburger SPD ungewohnt deutlich: Man
       solidarisiere sich „mit den Menschen im Iran, die unter Einsatz ihres
       Lebens für Frauenrechte, Rechtsstaat, Freiheit und Leben kämpfen“, so
       hatten es die Genoss*innen in Eimsbüttel formuliert; ein
       SPD-Landesparteitag schloss sich der Position mit großer Mehrheit an – und
       stellte sich damit auch hinter die Aufforderung, das IZH aus der Schura
       auszuschließen.
       
       ## War es eine freiwillige Trennung?
       
       Am Samstag erst formulierten auch die mit der SPD regierenden Grünen auf
       ihrer Landesmitgliederversammlung [4][entsprechende Forderungen].
       
       Rot und Grün scheint die Sache also ernster zu sein als je zuvor: Vor
       diesem Hintergrund traten am Sonntag die Schura-Mitglieder zusammen. „Wir
       haben es uns nicht einfach gemacht und zahlreiche Gespräche geführt“,
       erklärte am Sonntagabend der Verbandsvorsitzende Fatih Yildiz; mit dem
       Ergebnis, „dass das IZH kein Mitglied mehr bei der Schura ist“.
       
       Teil von deren Vorstand sind IZH-Vertreter schon seit rund einem Jahr nicht
       mehr: Im November 2021 wurde das Gremium umstrukturiert, worüber
       Innensenator Andy Grote (SPD) damals „nicht traurig“ war.
       
       Wie freiwillig oder nicht war nun die Trennung des IZH von dem immer noch
       rund 40 Moscheegemeinden vereinenden Verband? Die Schura erklärte, sie
       wünsche „dem IZH für den weiteren Weg und Orientierung alles Gute“ und
       stehe mit ihrer Expertise „auch nach dem Austritt geschwisterlich zur
       Verfügung“.
       
       ## CDU trotzdem sauer wegen „falscher Toleranz“
       
       An dieser Wortwahl entzündete sich unverzüglich neue Kritik: Hamburgs
       CDU-Fraktionschef Dennis Thering verlangte am Montag „von der Schura eine
       ganz klare Abgrenzung gegenüber extremistischen Vereinigungen“ und begrüßte
       die Verbotsüberlegungen auf Bundesebene.
       
       Dem Senat warf er vor, viel zu lange „falsche Toleranz gegenüber
       Islamisten“ geübt zu haben. „Ein Wegducken in solch entscheidenden Fragen
       darf es für das Zusammenleben in unserer Stadt künftig nicht mehr geben.“
       
       Auch der Jurist und Autor [5][Murat Kayman], ehemals Justitiar des
       muslimischen Verbandes Ditib [6][äußerte auf Twitter]: „Die Schura hat kein
       inhaltliches Problem mit dem IZH. Das Problem war die Haltung der
       Öffentlichkeit.“ Die Schura habe „nichts gelernt, kein Problembewusstsein
       und die im Staatsvertrag betonte gemeinsame Wertegrundlage bleibt ein
       Lippenbekenntnis“, so Kayman weiter; seine Ditib-Ämter hatte er 2017 aus
       Protest über zu viel Einflussnahme der türkischen Regierung niedergelegt.
       
       Wohlwollender waren die Reaktionen der Regierungsfraktionen, die sich in
       naher Zukunft mit dem Festhalten an den Staatsverträgen beschäftigen müssen
       – und froh sein dürften, dass mit dem IZH nun der zentrale Zankapfel vom
       Tisch ist. Mit dem Austritt des IZH „entspannt sich ein langwieriger
       Prozess“, schrieb am Montag Ekkehard Wysocki, religionspolitischer Sprecher
       der SPD. „Wir können uns wieder auf die Inhalte konzentrieren und damit die
       Evaluierung und Weiterentwicklung der Verträge forcieren.“
       
       ## Staatsverträge können weitergeführt werden
       
       Auch sein Grünen-Kollege Michael Gwosdz signalisierte am Montag
       Erleichterung: „Das ist eine gute Nachricht, die ebenso zur richtigen Zeit
       kommt.“ Klar sei aber auch, so Gwosdz weiter: „Für den Dialog mit den
       Menschen muslimischen Glaubens in Hamburg brauchen wir ein größeres Forum
       als nur die Verträge. Ein runder Tisch – auch mit liberalen und säkularen
       Muslimen – könnte eine breitere Repräsentanz und eine Stimmenvielfalt der
       Hamburger Muslime garantieren.“
       
       Noch am Sonntagabend hatte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina
       Fegebank die Entwicklung begrüßt: „Die Beteiligung des #IZH als Außenposten
       des iranischen Mullah-Regimes an den Verträgen mit den islamischen
       Religionsgemeinschaften wäre nicht mehr denkbar gewesen“, [7][twitterte die
       Grünen-Politikerin].
       
       21 Nov 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hamburgs-Muslime-trennen-sich-vom-IZH/!5896300
   DIR [2] /Vorwuerfe-gegen-Blaue-Moschee-in-Hamburg/!5787243
   DIR [3] /Reaktion-auf-Gewalt-gegen-Protestierende/!5889317
   DIR [4] /Islamisches-Zentrum-Hamburg-IZH/!5896217
   DIR [5] http://murat-kayman.de/2022/09/15/der-hamburger-vertrag-mit-muslimischen-verbaenden-10-jahre-stillstand/
   DIR [6] https://twitter.com/KaymanMurat/status/1594404141300080640
   DIR [7] https://twitter.com/fegebanks/status/1594412410189668352
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alexander Diehl
       
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