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       # taz.de -- Israelische Angriffe auf den Jemen: Die Opfer liegen immer noch unter den Trümmern
       
       > Bei seinem Angriff auf Sanaa hat Israel viele Journalisten getötet. Die
       > Bergung geht schleppend voran, während die Huthis Berichterstattung
       > verhindern.
       
   IMG Bild: Die Zahl der Todesopfer in Sanaa und al-Dschauf stieg derweil auf 46 Tote und 165 Verletzte
       
       Sechs Tage nach den israelischen Luftangriffen auf Sanaa und al-Dschauf am
       10. September liegen immer noch Leichen unter den Trümmern in al-Tahrir,
       einem der am dichtesten besiedelten Viertel der jemenitischen Hauptstadt.
       Die Angriffe hatten das von den Huthis kontrollierte „Ministerium für
       moralische Führung“ getroffen und das Gebäude sowie [1][benachbarte Häuser
       zerstört]. Rettungskräfte und Freiwillige graben mit begrenzten Mitteln
       weiter, doch die Hoffnung auf Überlebende schwindet.
       
       Die Zahl der [2][Todesopfer in Sanaa und al-Dschauf] stieg derweil auf 46
       Tote und 165 Verletzte. Unter den Toten befinden sich auch Presseleute: 32
       Medienvertreter, die unter der Huthi-Regierung beschäftigt waren, darunter
       neun Journalisten, die bereits vor der Machtübernahme der Miliz für die
       offizielle Zeitung der jemenitischen Armee 26. September gearbeitet hatten.
       
       Die jemenitische Journalistengewerkschaft bestätigte, dass zwei der
       Journalisten registrierte Mitglieder waren, und wies darauf hin, dass sie
       nach Drohungen der Huthis und aus Angst, ihre einzige Einkommensquelle zu
       verlieren, unter Zwang weitergearbeitet hatten. Die Gewerkschaft
       verurteilte den Angriff als „Kriegsverbrechen und eklatanten Verstoß gegen
       die Gesetze zum Schutz von Journalisten und Medien in Konfliktzeiten“.
       
       Ein Angehöriger der Opfer berichtete der taz: „Ich habe mehr als drei
       Familienmitglieder verloren. Wir sind obdachlos geworden und mussten bei
       Verwandten unterkommen. Von den Huthi-Behörden haben wir keine Hilfe
       erhalten, nicht einmal eine Unterkunft.“ Zeugen berichteten, dass mehrere
       der alten Häuser neben dem angegriffenen Gebäude vollständig eingestürzt
       seien. Das Fehlen von schwerem Gerät auch fünf Tage nach dem Bombenangriff
       verzögerte die Bergungsarbeiten weiter.
       
       ## Huthis verhindern Berichterstattung
       
       Gleichzeitig verboten die Huthi-Behörden Filmaufnahmen und den Zugang
       unabhängiger Medien zum Ort des Geschehens. Ein Anwalt, der anonym bleiben
       will, berichtete der taz, dass mindestens fünf Personen festgenommen
       wurden, weil sie vor Ort Aufnahmen der Folgen des Angriffs machten. Sie
       blieben demnach wegen der „Weitergabe von Koordinaten“ in Haft.
       
       Die Nachrichtensperre führte dazu, es kaum unabhängige Berichterstattung zu
       dem Vorfall gab, abgesehen von einer Handvoll Bildern und Videos, die von
       Aktivisten unter falschen Namen online gestellt wurden.
       
       Anstatt sich auf Hilfsmaßnahmen zu konzentrieren, nutzten die Huthi-Führer
       die Empörung für eine politische Kundgebung. Am Freitag, dem 12. September,
       rief der Anführer der Gruppe seine Anhänger zu Demonstrationen auf. Während
       die Leichen in al-Tahrir begraben blieben, versammelten sich Tausende auf
       dem Al-Sabeen-Platz und skandierten Parolen gegen Israel und die
       Vereinigten Staaten.
       
       Jemenitischen Aktivisten zufolge nutzt das Regime die Luftangriffe, um die
       Massen zu mobilisieren, anstatt den Menschen ohne Obdach zu helfen. Die
       Bombardierungen verstärkten jedoch auch die Wut der Bevölkerung gegen
       Israel, das viele Jemeniten beschuldigen, eher zivile Wohngebiete als
       militärische Stellungen anzugreifen.
       
       Die Führer der Huthis scheinen von der Eskalation unbeeindruckt zu sein.
       Der Journalist Ahmed Ayed sagte gegenüber der taz: „Die Führung freut sich
       über die israelischen Angriffe. Ihr Sprecher erklärte, sie seien froh über
       die direkte Konfrontation und bereit für einen langen Krieg.“ Ayed sagt,
       dass die Huthis externe Kriege nutzen, um von ihren innenpolitischen
       Verpflichtungen abzulenken, während ihre lautstarke Unterstützung für die
       Palästinenser in Gaza nichts an der Lage im Jemen geändert habe.
       
       Nur Wochen zuvor hatte Israel einen Angriff durchgeführt, bei dem der
       Premierminister der Huthis und [3][mehrere Minister getötet] wurden. Am 7.
       September kündigte Israel die Schließung des Flughafens Ramon an, nachdem
       eine Drohne der Huthis das Passagierterminal getroffen hatte.
       
       Aus dem Englischen: Leon Holly
       
       16 Sep 2025
       
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