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       # taz.de -- Italienischer Ex-Innenminister vor Gericht: Hollywood gegen Matteo Salvini
       
       > Salvini hatte einem Seenotrettungsschiff die Einfahrt in den Hafen
       > verweigert. Seine erste Anhörung nutzte er zur Attacke gegen Linke.
       > Richard Gere trat als Zeuge auf.
       
   IMG Bild: Selbst vor Gericht ein Großmaul: Salvini twittert gegen „Anhänger illegaler Einwanderung“
       
       Palermo afp | Wegen seiner [1][umstrittenen Flüchtlingspolitik] hat sich
       Italiens früherer Innenminister Matteo Salvini am Samstag [2][vor Gericht
       verantworten müssen] – und den Auftakt der Anhörungen für Attacken gegen
       die Linke genutzt. Der 48-Jährige veröffentlichte am Samstag bei Twitter
       ein Foto aus dem Gerichtssaal im sizilianischen Palermo und schrieb dazu:
       „Der von den Linken und den Anhängern der illegalen Einwanderung gewollte
       Prozess beginnt: Was wird es die italienischen Bürger kosten?“
       
       Dem Chef der rechtsradikalen Lega-Partei werden Freiheitsberaubung und
       Amtsmissbrauch vorgeworfen – bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15
       Jahre Haft. Bei der knapp dreistündigen Anhörung am Samstag ging es in
       erster Linie um verfahrenstechnische Fragen.
       
       Die Staatsanwaltschaft beantragte die Befragung des Angeklagten. Richter
       Roberto Murgia entschied zudem über die Zulässigkeit der von beiden Seiten
       beantragten Zeugenlisten. Unter anderen sollen Italiens früherer
       Ministerpräsident Giuseppe Conte sowie Außenminister Luigi Di Maio und
       Innenministerin Luciana Lamorgese vor Gericht aussagen.
       
       ## Furcht vor „Spektakel“
       
       Auch der Hollywoodstar Richard Gere wurde als Zeuge zugelassen. Die
       spanische Hilfsorganisation Open Arms hatte ihn als Zeugen gelistet, weil
       er im August 2019 das von Salvini blockierte Rettungsschiff besucht und zur
       Unterstützung der Seenotretter aufgerufen hatte.
       
       Staatsanwalt Francesco Lo Voi hatte die Anwesenheit des US-Schauspielers
       zuvor für verzichtbar erklärt. Es gebe qualifiziertere Zeugen und Gere löse
       möglicherweise ein „Spektakel“ aus, argumentierte er.
       
       Salvini hatte im August 2019 dem [3][Rettungsschiff „Open Arms“] mit 147
       Migranten an Bord sechs Tage lang die Einfahrt in den Hafen von Lampedusa
       verweigert. Die Migranten konnten das Schiff erst verlassen, nachdem die
       italienische Staatsanwaltschaft dies angeordnet hatte. Der Lega-Chef
       verweist darauf, dass die Entscheidung nicht von ihm alleine, sondern von
       der Regierung getroffen worden sei.
       
       ## Rettung kein Verbrechen, sondern Pflicht
       
       Salvini verteidigte sich zudem damit, dass er Italien mit seiner
       restriktiven Politik der „geschlossenen Häfen“ vor einem Ansturm von
       Migranten habe schützen wollen. Italiens Senat hatte im vergangenen Jahr
       Salvinis [4][parlamentarische Immunität aufgehoben] und damit den Weg für
       die Gerichtsverhandlung freigemacht.
       
       Der Gründer und Direktor der spanischen Hilfsorganisation Open Arms, Oscar
       Camps, wies Salvinis Anschuldigungen zurück, wonach der Prozess politisch
       motiviert sei. „Die Rettung von Menschen ist kein Verbrechen, sondern eine
       Pflicht – nicht nur für die Kapitäne, sondern für den gesamten Staat“,
       sagte er vor Journalisten.
       
       Der Prozess gegen Salvini hatte am 15. September in Palermo begonnen und
       war dann auf den 23. Oktober vertagt worden. Die nächste Anhörung wurde nun
       für den 17. Dezember angesetzt.
       
       23 Oct 2021
       
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