# taz.de -- Justizmord in Iran: Ohne rechtsstaatliche Standards und unter Folter
> Mojahed Kourkour wurde für den Tod eines Jungen bei den „Frau, Leben,
> Freiheit“-Protesten 2022 hingerichtet. Dabei gibt es Beweise für seine
> Unschuld.
IMG Bild: Iranische Zeitungen, welche den Tod von Aktivistin Mahsa Amini, die zuvor im Iran verhaftet wurde, thematisieren
Berlin taz | Erneut ist ein Protestierender der „Frau, Leben,
Freiheit“-Bewegung in Iran hingerichtet worden: Mojahed Kourkour gehörte
der ethnischen Minderheit der Lur an und war nach den Protesten, ausgelöst
durch den [1][Tod von Jina Mahsa Amini], verhaftet worden.
Menschenrechtsorganisationen sprechen von einem Justizmord und werfen der
internationalen Gemeinschaft Mittäterschaft durch Schweigen vor.
Kourkour wurde am 20. Dezember 2022 von Angehörigen der Revolutionsgarde
festgenommen. Die iranischen Behörden machten ihn für [2][den Tod des
zehnjährigen Kian Pirfalak] verantwortlich, der bei Protesten in der Stadt
Izeh erschossen worden war. Der Fall hatte für weltweite Empörung gesorgt.
Amnesty International liegen Informationen vor, nach denen Mojahed
Kourkouri nicht an dieser Protestveranstaltung teilgenommen hat. Auch
Recherchen und Augenzeugenberichte belegten früh, dass das Kind durch
Schüsse iranischer Sicherheitskräfte getötet wurde und die Familie des
getöteten Jungen wies die Vorwürfe gegen Kourkour ebenfalls öffentlich
zurück.
Trotzdem wurde er in einem Verfahren verurteilt, das laut
Menschenrechtsgruppen keinerlei rechtsstaatlichen Standards entsprach. Er
wurde gefoltert und unter Druck gesetzt, um ein Geständnis zu erzwingen,
welches kurz nach seiner Festnahme über staatliche Medienkanäle
ausgestrahlt wurde. Auf einem Video ist er im Bett liegend mit einem
blutigen und bandagierten Arm zu sehen, berichtet Amnesty International.
„Mojahed war ein weiteres Opfer eines Regimes, das Angst durch Terror
ersetzt hat“, sagt Mariam Claren von der Menschenrechtsorganisation
HÁWAR.help, die sich für politische Gefangene in Iran einsetzt, in einer
Pressemitteilung. „[3][Seine Hinrichtung ist ein Justizmord.] Und die
internationale Gemeinschaft trägt eine Mitverantwortung, wenn sie weiter
schweigt.“
Mit Kourkour sind inzwischen mindestens elf Personen im Zusammenhang mit
den landesweiten Protesten seit Herbst 2022 hingerichtet worden. Dutzenden
weiteren droht derzeit die Exekution. Laut Angaben von
Menschenrechtsorganisationen hat die Islamische Republik allein in den
ersten fünf Monaten des Jahres 2025 mehr als 550 Menschen hinrichten
lassen.
Innerhalb der Gefängnismauern regt sich jedoch Widerstand. Seit Ende Januar
2024 treten jeden Dienstag politische Gefangene in inzwischen mehr als 30
Haftanstalten in den Hungerstreik – als Protest gegen die Hinrichtungen und
die systematische Unterdrückung.
HÁWAR.help fordert angesichts der Eskalation klare Konsequenzen für das
Regime in Iran: keine diplomatische Normalisierung ohne verbindliche
Menschenrechtsklauseln, [4][politische und wirtschaftliche Sanktionen]
sowie eine Außenpolitik, die Menschenrechte nicht länger außen vor lässt.
„Die Zivilgesellschaft in Iran braucht internationale Solidarität, keine
Appeasement-Politik“, so Claren. „Menschenrechte sind nicht verhandelbar –
auch nicht in diplomatischen Hinterzimmern.“
11 Jun 2025
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## AUTOREN
DIR Daniela Sepehri
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