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       # taz.de -- Kampf gegen Spielsucht: Provokateur mit Botschaft
       
       > Thomas Melchior war wettsüchtig und landete im Knast. Heute ist er als
       > Aktivist gegen Sportwetten vor Fußballstadien unterwegs.
       
   IMG Bild: Omnipräsent im Fußball: Sportwettenwerbung in der Bundesliga
       
       Allein steht er da. [1][Thomas Melchior] hält ein Schild hoch. „Wette
       verloren“ steht drauf. Im Trikot des FC Bayern hat er sich vor einem Spiel
       des TSV 1860 München am Stadion an der Grünwalder Straße postiert. Die
       meisten Umstehenden fragen sich, warum der Mann ausgerechnet im Trikot des
       größten Rivalen da rumstehen muss. Ein Witz eines harmlosen Spinners? Weit
       gefehlt.
       
       Thomas Melchiors Antrieb hat einen überaus ernsten Hintergrund. Er war
       jahrelang wettsüchtig und hat dabei 800.000 Euro verloren. Am Ende landete
       er im Gefängnis. Zur Beschaffung seines Wettgeldes hat er Straftaten
       begangen. Die Schuld sieht er bei sich. Aber seine Mission ist klar: Er
       möchte auf die Gefahr hinweisen, die die Omnipräsenz von Sportwetten
       darstellt.
       
       Tipico und Co. sind überall anzutreffen im Fußball. Egal ob bei den
       Streamingplattformen, der „Sportschau“, im Fachmagazin Kicker oder in den
       Stadien fast aller Bundesligisten – überall ist Werbung für Sportwetten zu
       sehen. Es wird suggeriert, dass es irgendwie dazugehören würde zu wetten.
       Spielsucht ist dabei kein Thema.
       
       Ich kenne das aus meinem Umfeld. Viel zu oft gehört es zu einem coolen
       Fußballerlebnis, [2][für den zusätzlichen Kick] mal ein paar Wetten zu
       platzieren. Am Ende wird dann schon mal versucht, an einem Abend die Miete
       einzuspielen. Man kennt sich schließlich aus. [3][Doch das vermeintliche
       Fußballwissen erhöht die Chancen gar nicht], wie zahlreiche Studien zeigen.
       Die Warnungen im Kleingedruckten, in denen vor Spielsucht gewarnt wird,
       dringen nicht durch.
       
       Doch Thomas Melchior kommt mit seinem Ansatz an. Der 46-Jährige zieht die
       Blicke auf sich. Indem er sich vor Fußballfans mit dem Trikot des
       rivalisierenden Teams aufbaut, kommt er mit ihnen ins Gespräch. Dabei
       erzählt er seine Geschichte und versucht, andere vor einem Schicksal wie
       dem seinen zu bewahren.
       
       Immer wieder reist er zu Spielorten, lädt hinterher Videos davon auf
       YouTube, Instagram und TikTok hoch. Die Reaktionen auf [4][die Clips vom
       „Sportwettensheriff“], wie er sich nennt, sind dabei überwiegend positiv.
       Vor Ort kommt er nicht immer gut an. Mit Dynamo-Dresden-Trikot traute sich
       Melchior nicht vor das Stadion in Magdeburg. Die Fans des FC St. Pauli
       nahmen ihm das HSV-Logo hingegen nicht übel. Viele kannten Melchiors
       Botschaft schon. Es ist ihm gelungen, auf die Gefahren von Sportwetten
       aufmerksam zu machen.
       
       5 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://buendnis-gegen-sportwettenwerbung.de/mitglieder/thomas-melchior/
   DIR [2] /Sportwetten-bei-der-EM/!6019168
   DIR [3] /Gluecksspielsucht-bei-Fussballprofis/!6056510
   DIR [4] https://www.instagram.com/sportwettensheriff/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fridolin Haagen
       
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