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       # taz.de -- Keine Frauen-EM in der Fußballkneipe: Ist der Fußball der Frauen wirklich immer noch nicht weiter?
       
       > Unsere Autorin freut sich darauf, in der Fußballkneipe ein EM-Spiel zu
       > schauen. Doch dann muss sie ernüchternd feststellen: der Bildschirm
       > bleibt aus.
       
   IMG Bild: Nein, das ist nicht das Public Viewing zur Frauen EM
       
       Manchmal denke ich: Warum reden wir eigentlich immer noch ständig über die
       Anerkennung von Frauenfußball? Es ist doch mittlerweile eigentlich echt
       voll fine. Es ist doch nicht mehr wie vor zehn Jahren, als
       Bundesligaspielerinnen noch einen Minijoblohn bekommen haben. Oder wie vor
       15, als mich Mitschüler noch ausgelacht haben, wenn ich sie in der großen
       Pause gefragt habe, ob ich mitspielen darf. Ne, heute ist es besser.
       
       Bundesligaspiele kann man im Fernsehen gucken, Fußballerinnen werden nicht
       mehr als Mannsweiber verunglimpft, sondern gelten auch mal als richtig hot.
       Dass manche von ihnen miteinander verheiratet sind, gibt zwar
       Klatschschlagzeilen, aber keine Pfiffe, und erfolgreiche
       Männerfußballvereine ohne echte Frauenabteilung sind zur Randerscheinung
       geworden.
       
       Ja, eigentlich läuft es doch [1][voll gut beim Frauenfußball], denke ich
       zufrieden. Wie schön, dass sich so viel getan hat. Jetzt können wir einfach
       Spiele gucken oder selbst spielen, ohne das Gefühl zu haben, allein durch
       unsere bloße Existenz als Fußballerin schon einen feministischen Akt
       auszuüben.
       
       Und jetzt eine EM, der nur [2][die lahme Klub WM der Männer] Konkurrenz
       macht, die eh niemanden juckt. Die Flachbildschirmfernseher in den Kneipen
       sind uns sicher. Optimistisch und beschwingt betrete ich Donnerstagabend
       ([3][Spanien gegen Portugal]) den Schankraum eines Vereinsheims in Berlin
       Gesundbrunnen und bekomme dann leider doch die Realität in die Fresse.
       
       ## „Oh nee, Frauenfußball jetzt, oder was?“
       
       An der Theke stehen drei Männer, einer hinter, zwei vor der Bar, jeder mit
       einem Bier. Die Fernseher, auf denen in solchen Läden eigentlich immer was
       läuft, und seien es Spiele der dritten finnländische Liga, sind aus. Ich
       habe gar keine Zeit, etwas zu sagen – der Typ hinter der Bar sieht mich
       gleich, als ich reinkomme und stöhnt: „Oh nee, Frauenfußball jetzt, oder
       was?“
       
       Kurz ärgere ich mich, dass er mich so schnell durchschaut. Frau plus
       Fußballkneipe = die will Frauenfußball gucken. Traurig, dass die Gleichung
       für ihn aufgeht. Den Wirt hat wohl noch nie ein Mann gebeten, die
       Übertragung eines Frauenkicks zu starten. „Ja, wieso nicht?“, frage ich.
       
       „Ich ertrage das wirklich nicht, das kann ich mir nicht angucken, wie die
       dem Ball hinterherlaufen, so langsam und …“ Ich gehe. Das mit der
       Anerkennung und Sichtbarkeit ist leider doch immer noch ein Ding. Ich
       seufze.
       
       Aber na ja, denke ich, davon haben wir uns ja wohl noch nie kleinkriegen
       lassen.
       
       6 Jul 2025
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Gogoll
       
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   DIR Fußball-EM der Frauen 2025
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