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       # taz.de -- Kenias Rodungsverbot auf der Kippe: Fällen und Neupflanzen
       
       > Präsident Ruto will die Wirtschaft ankurbeln und dafür den Schutz der
       > Wälder einschränken. Umweltgruppen warnen vor „verheerenden Folgen“.
       
   IMG Bild: Transport von Brennholz zum kochen in Kenia
       
       Kampala taz | Die Entscheidung sei überfällig, erklärte Kenias Präsident
       William Ruto am Sonntag vor einer Kirchengemeinde in Molo, rund 200
       Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Nairobi: Das [1][Holzeinschlagverbot
       in Kenia] müsse weg: „Wir können nicht zulassen, dass alte Bäume in den
       Wäldern verrotten, während die lokalen Gemeinden unter Holzmangel leiden“,
       so Ruto. „Das ist Dummheit.“
       
       Am Tag zuvor hatte Ruto bei einer Baumpflanzaktion in drei
       Verwaltungsbezirken im Rift Valley teilgenommen. Die Region im südlichen
       Teil des Rift Valleys war einst berühmt für ihre Holzindustrie, in welcher
       vor allem junge, weniger gebildete Männer Arbeit als Holzfäller oder
       Schreiner fanden.
       
       Unter Rutos Vergänger Uhuru Kenyatta war 2018 ein Rodungsverbot in
       öffentlichen Wäldern verabschiedet worden. Seitdem protestieren Holzfäller
       und -händler dagegen, weil damit auch Arbeitsplätze verloren gingen. Laut
       einer Studie des kenianischen Waldforschungsinstituts Kefri sind Kenias
       Waldbehörde durch das Verbot rund 44.000 Arbeitsplätze und umgerechnet rund
       26 Millionen Euro an Einkünften verloren gegangen.
       
       Eine kontrollierte Forstwirtschaft würde in Kenia Arbeitsplätze schaffen
       und die Wirtschaft ankurbeln, ist sich Ruto sicher. Laut Behördenangaben
       wurden im vergangenen Jahr rund 1,6 Prozent des Bruttosozialprodukts durch
       die Holzwirtschaft generiert. Das sei ausbaufähig, so Ruto. Der im Juni
       verabschiedete Haushaltsplan sieht nun eine Importsteuer auf Holz und
       verarbeitete Holzprodukte vor, denn, so Ruto: „Wir wollen, dass alle Möbel
       in Kenia selbst produziert werden.“ Dafür müsse es aber auch erlaubt sein,
       legal Holz zu fällen.
       
       ## 15 Milliarden neue Bäume
       
       Kenias Regierung will als Ausgleich in den kommenden zehn Jahren 15
       Milliarden Bäume pflanzen. Ziel sei es, den Baumbestand im Land zu erhöhen.
       2022 waren 8,8 Prozent der Landesfläche Wald. Dies soll sich bis 2033 auf
       über 10 Prozent erhöhen. [2][Der Kontinent sei vom Klimawandel am meisten
       betroffen], hatte Ruto erst im Mai gesagt. Deshalb müsse Afrika eine
       globale Führungsrolle bei der Bekämpfung der Erderhitzung einnehmen. Ruto
       ist Vorsitzender des Komitees afrikanischer Staatschefs für Klimafragen.
       
       Greenpeace Africa warnte vor einem Ende des Rodungsverbots. „Wussten Sie,
       dass Kenia in weniger als 10 Tagen seine Wälder verlieren könnte?“,
       [3][twitterte die Umweltorganisation]. Rutos „Entscheidung könnte in dieser
       kritischen Zeit der Klimakrise verheerende Folgen für die Umwelt haben“.
       Kenianische Umweltschützer*innen forderten in einer Online-Petition,
       das Holzfällverbot zu erhalten, anstatt dem Profit Vorzug über Menschen und
       Natur zu geben.
       
       3 Jul 2023
       
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   DIR [3] https://twitter.com/Greenpeaceafric/status/1673375722633850880
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
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