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       # taz.de -- Koalitionsverhandlungen in Thüringen: Erster Dämpfer für Wagenknecht
       
       > In Brandenburg hat sich Sahra Wagenknecht bei der Ukraine-Formel
       > durchgesetzt, in Thüringen nicht. Erstmals zeigen sich die Grenzen ihrer
       > Macht.
       
   IMG Bild: Sahra Wagenknecht zu Beginn der Sitzungswoche im Deutschen Bundestag
       
       Wochenlang haben alle auf die CDU in Thüringen und Sachsen geschaut:
       [1][Gelingt es dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW)] in den
       Sondierungsgesprächen, den Christdemokraten Zugeständnisse abzupressen, die
       den Kern ihrer Identität betreffen? Und damit die CDU zu spalten? Zwar weiß
       man noch nicht, wozu CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer in Sachsen so
       alles bereit ist, um eine Regierung mit dem BSW zu bilden. Aber nach den
       Präambeln, die in Thüringen und Brandenburg vorgelegt wurden, ist klar:
       Während CDU und SPD in Thüringen ihre Werte tapfer verteidigen, ist es die
       SPD in Brandenburg unter Ministerpräsident Dietmar Woidke, [2][die vor
       Sahra Wagenknecht einknickt].
       
       Mit der Formulierung, man sehe die Stationierung von Mittelstreckenraketen
       in Deutschland „kritisch“, stellt sich die SPD gegen den eigenen Kanzler.
       Und verstärkt damit die Spaltung in der SPD. Natürlich ist es generell
       problematisch, dass Wagenknecht CDU und SPD dazu zwingen kann, bei
       Sondierungsgesprächen auf Länderebene über Außenpolitik zu verhandeln – und
       dass tagelang an Formulierungen gefeilt wird, die mit Landespolitik gar
       nichts zu tun haben.
       
       Auch muss man kritisieren, dass insbesondere Woidke und Kretschmer durch
       die Art ihrer Wahlkämpfe mit dazu beigetragen haben, dass das BSW überhaupt
       in diese Schlüsselposition bei den Regierungsbildungen gekommen ist.
       
       Auch kann man in Zweifel ziehen, ob man einer populistischen Kaderpartei
       überhaupt in Regierungsverantwortung verhelfen sollte. Aber wenn in
       Thüringen ansonsten AfD-Rechtsextremist Björn Höcke als Ministerpräsident
       droht, ist es richtig, eine solche Koalition zumindest zu versuchen.
       
       ## Kompromisse sind möglich
       
       All das vorausgesetzt, hat Thüringen gezeigt, dass man – auch mithilfe der
       pragmatischen BSW-Spitzenkandidatin Katja Wolf – [3][einen für alle
       gesichtswahrenden Kompromiss finden kann]. Anders als in Brandenburg wird
       hier lediglich eine „breite Debatte“ über die Waffenstationierung
       gefordert; zudem werden Unterschiede in Sachen Westbindung, Ostpolitik und
       Waffenlieferungen benannt.
       
       Das bleibt deutlich hinter dem zurück, was Wagenknecht wiederholt mit viel
       öffentlichem Tamtam gefordert hat. Für ihr Vorhaben, als kompromisslose
       Kämpferin in den Bundestagswahlkampf zu ziehen, ist das ein Dämpfer. Kein
       Wunder, dass sie die Einigung in Brandenburg öffentlich lobt und jene in
       Thüringen deutlich kritisiert. Wagenknecht hat den ersten Machtkampf mit
       Wolf, die im Land regieren will, verloren. Die Frage, wer hier wen spaltet,
       ist noch nicht entschieden.
       
       29 Oct 2024
       
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