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       # taz.de -- Köpfe der Corona-Relativierer: Alu mit Bürgerrechtsfassade
       
       > Eine seltsame Mischung aus Verschwörungstheoretikern, Rechtsextremen und
       > Zweiflern demonstriert in deutschen Städten. Wer sind ihre Anführer?
       
   IMG Bild: Mit dem Grundgesetz in der Hand: „Hygienedemo“ in Berlin
       
       Berlin taz | Mit einer Kiste voller Bücher unter dem Arm läuft Anselm Lenz
       über den Berliner Rosa-Luxemburg-Platz. Etwas überdreht, aber
       aufgeschlossen verteilt er dünne Schriften an Passanten – es sind
       Grundgesetze. Am letzten Samstag im März versammeln sich erstmals 40
       Menschen [1][vor der Volksbühne]. Lenz hat sie über den von ihm gegründeten
       Verein „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“ eingeladen. Es ist
       die erste „Hygienedemo“ gegen die Coronamaßnahmen.
       
       Seitdem kommen sie immer wieder. Ende April sind es 1.000 TeilnehmerInnen.
       Lenz jedoch fehlt, er hat als vermeintlicher Organisator der unerlaubten
       Versammlung ein Platzverbot erhalten. Am 1. Mai, bei der sechsten
       Kundgebung, lässt er sich seinen Auftritt aber nicht nehmen. Lenz lässt
       sich in die Nähe einer Polizeiabsperrung bringen. Dort wird gerade eine
       Person von Polizisten abgeführt, worauf Lenz in ihre Richtung einen Stapel
       der von ihm herausgegeben Zeitung Demokratischer Widerstand wirft.
       
       Kurz darauf steht Lenz von Polizisten umringt an einen Polizeitransporter
       gelehnt und [2][schreit theatralisch]: „1. Mai 2020. Artikel 20 Absatz 4
       Grundgesetz.“ Er proklamiert das Widerstandsrecht der BürgerInnen gegen
       Versuche, die grundgesetzlich geschützte Ordnung zu beseitigen. Für Lenz
       sind die Grundrechte vollständig außer Kraft gesetzt, wahlweise sieht er
       eine Diktatur oder ein Notstandsregime am Werk. Seine Bewegung bezeichnet
       er als letzte Opposition.
       
       ## Kundgebungen gegen Corona in ganz Deutschland
       
       Über das 1.-Mai-Wochenende gab es in mehr als einem Dutzend Städte ähnliche
       Kundgebungen, darunter in Hannover, Hamburg und München, jeweils mit
       mehreren hundert Teilnehmern. Neue Ableger kommen wöchentlich hinzu, teils
       unter dem Namen „Nicht ohne uns“, wie die Website des Berliner Vereins
       heißt, teils als eigenständige Initiativen. In Stuttgart heißt die Bewegung
       Querdenken 711. Ihrem Aufruf auf die Cannstatter Wasen folgten am
       vergangenen Samstag 5.000 Menschen. Am nächsten Wochenende geht es weiter.
       Bundesweit.
       
       Die TeilnehmerInnen der Versammlungen sind bunt gemischt. Es kommen Hippies
       und WutbürgerInnen, [3][VerschwörungsideologInnen und Rechtsextreme]. Was
       sie verbindet, ist das Gefühl, belogen zu werden: von der Regierung und den
       Medien. Viele TeilnehmerInnen suchen schon lange nach anderen Wahrheiten;
       waren zum Beispiel Teil der [4][Montagsmahnwachen für den Frieden] 2014.
       Für andere ist die Coronakrise zum Auslöser geworden, nach scheinbaren
       Gewissheiten zu suchen. Und so finden alternative MedizinerInnen und
       WelterklärerInnen ein immer größeres Publikum, beworben auch von Promis wie
       dem Sänger Xavier Naidoo oder dem Koch Attila Hildmann, der darüber
       spricht, bewaffnet in den „Untergrund“ zu gehen.
       
       Hinter den vermeintlichen Bürgerrechtsprotesten kommen seltsame
       Überzeugungen zum Vorschein: Die Gefährlichkeit von Covid-19 wird geleugnet
       und die Maskenpflicht wird abgelehnt – das verbindet sie. Beliebt ist es
       inzwischen auch, Bill Gates für das Virus verantwortlich zu machen und
       Furcht vor Zwangsimpfungen zu schüren. Von den Berichten über die
       Hygienedemos auf Youtube-Kanälen ist es nur ein Klick bis zur nächsten
       großen Verschwörung. Kritik an Verschwörungsmythen nehmen die Gläubigen
       sogleich als Beleg für den „undemokratischen Mainstream“. Sich selbst
       betrachten sie als Aufklärer, Querdenker oder schlicht als Volk.
       
       Ihre Ablehnung des Systems ist Anknüpfungspunkt für die extreme Rechte; so
       rührt auch Jürgen Elsässers Magazin [5][Compact] kräftig die Werbetrommel.
       In Halle, Gera oder Chemnitz haben Rechtsextreme das Konzept der
       Kundgebungen übernommen. Vor allem sie rufen auch zu Montagsdemos auf.
       Anderswo sind die Rechten zumeist ein geduldeter Teil.
       
       Die Berliner Innenverwaltung sieht in den Aufrufen zur Hygienedemo
       „ideologische Anknüpfungspunkte für Rechtsextremisten, insbesondere für
       rechtsextremistische Reichsbürger“. Die Veranstaltungen hätten eine „sehr
       heterogene Teilnehmerschaft“, darunter „vereinzelte Rechtsextremisten,
       NPD-Mitglieder, Verschwörungstheoretiker, Impfgegner und Esoteriker“.
       
       Was sie nicht nennt, sind AfD-Mitglieder. Der Partei sei es nicht gelungen,
       den Corona-Unmut für sich zu vereinnahmen. Nun ist sie mit einer neuen
       Konkurrenz konfrontiert. [6][„Widerstand 2020“] heißt die gerade gegründete
       Partei des Sinsheimer Hals-Nasen-Ohren-Arztes Bodo Schiffmann. Dazu tragen
       auch Erfolgsmeldungen über einen Mitgliederboom bei, die darauf beruhen,
       dass Mitgliedschaft bei „Widerstand 2020“ ganze zwei Klicks bedeutet – ohne
       Mitgliedsbeitrag. Statt Aluhut tragen die Schiffmann-Gläubigen als
       Erkennungssymbol eine [7][Alu-Bommel] um den Hals.
       
       Wer sind die Frauen und Männer, die zum Kern der Demonstranten zählen? Die
       taz stellt einige der Protagonisten vor – ohne Anspruch auf
       Vollständigkeit.
       
       ## Anselm Lenz, der Corona harmlos findet
       
       Vita: Als Dramaturg und Aktivist gründete Lenz 2014 zusammen mit anderen
       das Haus Bartleby, ein Zentrum für Karriereverweigerung in Berlin-Neukölln,
       das sich in dadaistischer Tradition linker Kapitalismuskritik widmete. Bis
       zu seiner Trennung arbeitete er ein Jahr als Redakteur der jungen welt,
       zuletzt schrieb der 1980 geborene Lenz gelegentlich frei, aber ohne
       Vertragsbindung für den Berlin-Teil der taz. Ende März gründete er den
       Verein „Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand“. Nachdem die taz
       ihm aufgrund seiner Reaktionen auf die Berichterstattung über die erste
       Kundgebung mitteilte, auf eine weitere Zusammenarbeit zu verzichten, bat
       Lenz nach eigener Aussage in der schwedischen Botschaft um politisches
       Asyl. Inzwischen stellt er sich als „Herausgeber der [8][größten
       Wochenzeitung der Republik] vor“ und meint damit die Vereinszeitung, die
       wöchentlich kostenlos verteilt wird.
       
       Ideologie: Lenz leugnet die Corona-Gefahr: „Der Virus Covid-19 ist auch für
       Infizierte praktisch nicht tödlich“, schrieb er in der Vereinszeitung, als
       bereits 200.000 Todesopfer weltweit zu beklagen waren. Lenz behauptet, dass
       ein „Notstands-Regime“ die Kontrolle übernommen habe, um einen
       „Kapitalismuscrash“ zu verdecken. Er fordert eine neue
       „Wirtschaftsverfassung“ und will für den Ist-Zustand verantwortliche
       Politiker, Wirtschaftseliten und Vertreter der „gleichgeschalteten Presse“
       vor Gericht stellen, wie er in einem Video des Vereins-Youtube-Kanals
       „Hauptstadtstudio“ sagte.
       
       Zielgruppe: Lenz bezeichnet sich als Liberalen. Doch tatsächlich ermuntert
       er immer mehr Rechtsextreme.
       
       ## Uli Gellermann, der Seniorenberater
       
       Vita: Der 74-jährige Gellermann ist Blogger und Filmemacher. 1968 gehörte
       er zu den Mitbegründern des sozialistischen Debattierclubs Republikanisches
       Zentrum. Er arbeitete in einer Werbeagentur und in der
       Öffentlichkeitsarbeit des Berliner Senats. Viele Jahre produzierte er
       TV-Dokumentarfilme. Seit 2015 betreibt er den Blog Rationalgalerie und ist
       als Autor zudem für weitere Blogs und Nachrichtenseiten aktiv, etwa für
       Sputnik News, einen Schwesterkanal von Russia Today.
       
       Ideologie: Man kann Gellermann einen Traditionslinken nennen, einen Kriegs-
       und Nato-Gegner, stets an der Seite Russlands stehend. Er steht einem
       Teilspektrum der Linkspartei nahe, ist aber von ihren Realpolitikern bitter
       enttäuscht. Corona bezeichnet er in einem Video von Weltnetz TV als
       „mindestens so schlimm wie die Grippe“. Den Begriff
       Verschwörungstheoretiker weist er von sich, wenn er formuliert: Wenn die
       „komplette Medienfront“ und die komplette Politik nur noch eine einzige
       Meinung kennen, da müsse man fragen: „Da muss doch was dahinterstecken?“
       
       Zielgruppe: Für Putin-Fans, einen Teil der Wagenknecht-Linken und Teile der
       Friedensbewegung sind Gellermanns Artikel ein wichtiges Informationsmedium.
       Das Publikum dürfte, auch mangels eigenen Videokanals, deutlich älter sein.
       
       Nicht-ohne-uns-Verbindung: Gellermann gehört zu den Gründern des Vereins
       Kommunikationsstelle Demokratischer Widerstand und stand anfänglich auch im
       Impressum der Website. Vor der dritten Berliner Demo Mitte April erteilte
       ihm die Polizei als vermeintlichem Organisator ein Aufenthaltsverbot,
       worüber sich Gellermann im Video mit Ken FM echauffierte.
       
       Auf Anfrage der taz schreibt Gellermann, er habe „eine intensive Suche nach
       Rechten betrieben“. Gefunden hat er anscheinend nur das „Arschloch
       Nerling“. In einem Text schreibt er zudem: „Dass es hie und da
       Trittbrettfahrer mit organisierter Absicht gibt, mag sein, stört kaum.“ Der
       taz wirft er eine „gemeinsame Diffamierungs-Front mit dem Mainstream“ vor.
       
       ## Thomas Grabinger, der „digitale Chronist“
       
       Vita: Grabinger, 55, betreibt seit vielen Jahren einen
       Computerreparaturladen in Berlin. Die Berliner Morgenpost beschrieb ihn
       2015 als „gewinnenden Typ im Anzug“ – einen, „den man gerne in sein Haus
       lässt“. Als „Digitaler Chronist (Alternative)“ ist er auf Youtube unterwegs
       und hat dort mehr als 50.000 AbonnentInnen. Geradezu geadelt fühlte er sich
       vor wenigen Wochen, als er in seiner Livesendung Xavier Naidoo interviewte,
       der wiederum auf seinem Telegramkanal ebenfalls die Hygienedemos bewirbt.
       
       Ideologie: „Heute ist doch alles rechtsradikal, was einen Millimeter rechts
       von links ist“, sagt Grabinger in einem Film, der ihn zeigt, wie er
       zufällig auf Sascha Lobo trifft. Auf Nachfrage Lobos gibt Grabinger zu:
       „Ich wähle AfD.“ Wer seine Videos kennt, in denen er mit
       Deutschlandkrawatte gegen Klimaschutz und GEZ wettert, wusste das schon
       vorher.
       
       Zielgruppe: Grabinger holt die Leute mit technisch versierten Videos bei
       ihren Vorurteilen ab und gibt sich als Kumpeltyp: ein nicht ungeschickter
       Bierzelt-Rechter für Bierzelt-Rechte.
       
       Nicht-ohne-uns-Verbindung: Mehrfach war Grabinger mit seiner Kamera selbst
       auf den Hygienedemos unterwegs, inzwischen präsentiert er aus seinem Studio
       eine Liveschalte, am vergangenen Samstag zu acht Demonstrationsorten
       bundesweit. Wie in einer Bundesligakonferenz unterbricht er die
       Außenreporter: „Wir müssen stoppen, in Berlin wird geräumt“, und schaltet
       weiter an den Rosa-Luxemburg-Platz. Eingebettet war die Schalte etwa auf
       dem Blog [9][Journalistenwatch], das als Schnittstelle der rechtsextremen
       und verschwörungstheoretischen Blase gilt.
       
       ## Ken Jebsen: Verschwörungen sind sein Geschäftsmodell
       
       Vita: Zehn Jahre lang moderierte Jebsen die von ihm produzierte
       Radiosendung Ken FM im RBB-Jugendsender Radio Fritz. 2011 schrieb er in
       einer privaten und von Henryk M. Broder veröffentlichten Nachricht, er
       wisse, wer „den holocaust als PR erfunden“ habe. Im Zuge einer öffentlichen
       Debatte kam auch die Verbreitung weiterer Verschwörungstheorien in seiner
       Sendung zur Sprache; schließlich wurde seine Sendung vom RBB abgesetzt.
       Jebsen machte sich infolgedessen mit seiner Sendung selbstständig. Über
       seinen Youtube-Kanal sendet der 55-Jährige verschiedene Talkshow-,
       Interview- und Nachrichtenformate und erreicht damit derzeit über 450.000
       AbonnentInnen – ein Zuwachs von mehr als 150.000 in den vergangenen Wochen.
       Sein Video „Gates kapert Deutschland“ kommt bereits nach drei Tagen auf
       etwa drei Millionen Aufrufe.
       
       Ideologie: Jebsen bedient Verschwörungsmythen jeglicher Couleur: von der
       jüdischen Macht an der US-Ostküste über Mythen zum 11. September 2001,
       verschiedenste Geheimdienstoperationen bis zum „Corona-Schwindel“. Was er
       davon wirklich glaubt, ist schwer zu durchschauen. Klar ist hingegen: Es
       ist sein Geschäftsmodell.
       
       Zielgruppe: Jebsen ist für viele, die den Qualitätsmedien abgeschworen
       haben, zum Orientierungspunkt geworden. Auch wenn er selbst rechtsextremes
       Gedankengut bestreitet, hat er wenig Berührungsängste zu neurechter
       Ideologie oder Verschwörungsmythen. Eine geistige Heimat bei ihm finden
       sogenannte Truther, die glauben, grundsätzlich von Regierungen, Behörden
       und Medien belogen zu werden. Mit der vor sich hergetragenen Attitüde,
       kritisch die Mächtigen zu hinterfragen, erreicht er aber zugleich ein
       breites Publikum, das sich selbst links verortet. Im Kampf gegen
       Globalisierung, Eliten und Liberalismus verschmelzen bei Jebsen rechte und
       linke Ideologie – damit ist er ein typischer Vertreter der Querfront.
       
       Nicht-ohne-uns-Verbindung: Ken FM ist so etwas wie der offizielle
       Medienpartner der Hygienedemos. Bereits über die erste Kundgebung gab es
       auf der Seite einen Bericht von Uli Gellermann, kurz darauf folgte ein
       erstes Telefoninterview mit Lenz. Seither ist ein Kamerateam des Kanals
       bei jeder Veranstaltung dabei, interviewt werden Teilnehmer ebenso wie
       Lenz oder Nikolai Nerling. Mit dem Aufruf „Ignorance Meditation“ hat Jebsen
       den Charakter der Kundgebungen verändert; immer mehr Teilnehmer meditieren
       auf mitgebrachten Matten. Auch Jebsen selbst saß bei der Berliner
       Kundgebung Ende April im Schneidersitz auf einem Wohnwagen.
       
       ## Nikolai Nerling, der „Volkslehrer“
       
       Vita: Wegen rechtsextremer Internetvideos wurde der 1980 geborene Nikolai
       Nerling vor zwei Jahren vom Land Berlin entlassen. Bis dahin arbeitete er
       als Lehrer an einer Grundschule. Seitdem widmet er sich ganz seinem
       Videokanal. Er ist wegen Volksverhetzung verurteilt.
       
       Ideologie: Mit „Rückbesinnung auf die deutsche Heimat“ umschreibt Nerling
       sein völkisches Weltbild, das auch deutlich antisemitisch geprägt ist. „Die
       Geschichte des Holocaust ist eine Geschichte voller Lügen“, hatte er schon
       2016 für eine „Friedensdemo“ auf ein Schild gepinselt. Im März
       veröffentlichte er ein Video mit dem Titel „[10][Corona Conto Holocaust]“.
       Darin bezeichnet er die Infektionsschutzmaßnahmen als Werkzeug der
       Bundesregierung, sich unliebsamer Bürger zu entledigen.
       
       Zielgruppe: Nikolai Nerling gilt als Vernetzer innerhalb der Neonazi- und
       Holocaustleugnerszene. Durch seine provokanten Videos, die er mitunter auch
       auf Veranstaltungen politischer GegnerInnen dreht, ist sein Publikum aber
       deutlich breiter.
       
       Nicht-ohne-uns-Verbindung: Nerling war zuletzt stets mit seiner Kamera auf
       den Kundgebungen unterwegs, interviewte Teilnehmer oder andere alternative
       Medienmacher wie Heiko Schrang (Schrang TV). Häufig wurde er auch selbst
       interviewt, etwa von dem Truther-Kanal Eingeschenkt TV. Nerling ist der
       Einzige, von dem sich die Organisatorinnen bislang distanzierten: Er hätte
       mit ihren Aktionen „nichts zu tun“.
       
       ## Michael Ballweg, der schwäbische Unternehmer
       
       Vita: Der Organisator der Stuttgarter Kundgebungen, die unter dem Label
       „Querdenken 711“ stattfinden, ist Gründer und Geschäftsführer eines
       Softwareunternehmens. Laut eigener Aussage ist er nicht politisch
       organisiert, war nie auf Demos und gehört keiner Partei an.
       
       Ideologie: Der 1975 geborene Ballweg formuliert eine recht simple Kritik an
       „denen da oben“ und fordert eine Neuwahl des Bundestags noch in diesem
       Jahr. Auch wenn er die TeilnehmerInnen zum Abstandhalten aufruft, scheint
       Ballweg nicht an die Gefahr zu glauben: „Und wenn ihr den Abstand nicht
       einhaltet, dann werdet ihr infiziert“, sagte er – und alle lachten.
       Ballweg distanziert sich von Rechts- und Linksextremisten.
       
       Zielgruppe: Unternehmer Ballweg spricht alle an: schwäbisches Bürgertum,
       VerschwörungsideologInnen aller Couleur, freikirchliche Christen und
       besonders viele ImpfgegnerInnen. Vergangenen Samstag trat der Mitgründer
       von Widerstand 2020, Ralf Ludwig, auf und warnte vor einer Corona-Impfung.
       Als Anwalt klagte Ludwig für Ballweg erfolgreich gegen das
       Demonstrationsverbot.
       
       Nicht-ohne-uns-Verbindung: Schon das erste Interview von KenFM mit Anselm
       Lenz teilte Ballweg auf Twitter. Für kommenden Samstag hat er zu
       „bundesweiten Großdemonstrationen“ aufgerufen. Ken Jebsen hat sich als
       Redner angekündigt.
       
       ## Carolin Matthie, Model mit Schreckschusswaffe
       
       Vita: In ihrer Heimat Thüringen trat sie der Jungen Union bei, in der sie
       auch noch während ihres Studiums in Berlin aktiv war. Seit 2018 ist sie
       AfD-Mitglied und Influencerin. Sie verdient ihr Geld als Model und
       Youtuberin. Etwa 40.000 Abonnentinnen bei Youtube und Instagram verfolgen
       ihr tägliches Video-Tagebuch.
       
       Ideologie: Matthie engagiert sich für ein liberales Waffenrecht nach
       US-Vorbild. Angeblich ist sie stets mit einer Schreckschusspistole
       unterwegs, nach Angaben der Berliner AfD auf Twitter mit ihrer Walther P99.
       Sie bezeichnet sich selbst als „konservativ“ und die AfD als einzige
       Partei, in der „[11][hart, hitzig und realitätsnah]“ diskutiert werde.
       
       Zielgruppe: Die 26-jährige Youtuberin bedient ein überwiegend junges
       Publikum. Matthie versucht sich dabei als politische Analystin und
       Welterklärerin, verzichtet dabei zumeist auf den großen Holzhammer. Corona
       bezeichnet sie als „Zombie-Apokalypse“, Atemschutzmasken als „Maulkörbe“.
       
       Nicht-ohne-uns-Verbindung: Bereits viermal streamte sie von den
       Kundgebungen am Rosa-Luxemburg-Platz, zuletzt mehr als drei Stunden lang.
       Zweimal standen ihr Pressesprecher der Berliner Polizei Rede und Antwort.
       Mit je 100.000 Aufrufen erreichen diese Videos ein deutlich größeres
       Publikum als andere.
       
       7 May 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Corona-und-Verschwoerungstheoretiker/!5675712/
   DIR [2] https://twitter.com/retep_kire/status/1256214611747012608?s=20
   DIR [3] /Corona-Verschwoerungsdemos/!5678552/
   DIR [4] /Neue-Montagsmahnwachen/!5039394/
   DIR [5] /Compact-Magazin-in-der-Krise/!5676890/
   DIR [6] /Neue-Partei-von-Corona-Skeptikern/!5682965/
   DIR [7] /Neue-Partei-von-Coronaleugnern/!5682965/
   DIR [8] /Widerstand-gegen-Corona-Einschraenkungen/!5680013/
   DIR [9] /Journalistenwatch-ohne-Gemeinnutz/!5607795
   DIR [10] /Antisemitismus-auf-Youtube/!5475189
   DIR [11] https://twitter.com/afdberlin/status/949043881689124864?lang=de
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
       ## TAGS
       
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       In Hamburg beleben Corona-Skeptiker*innen die Montags-Mahnwachen neu. Dort
       standen Verschwörungsideologien schon immer hoch im Kurs.
       
   DIR Ein Kardinal auf wirren Abwegen: Angekommen im braunem Milieu
       
       Einst war Gerhard Ludwig Müller einer der Top-Männer in der katholischen
       Kirche. Jetzt warnt der Kardinal vor einer vermeintlichen Weltverschwörung.
       
   DIR Falschinformationen über Corona: „Infodemie“ bekämpfen
       
       Krude Coronathesen fluten das Netz. ExpertInnen aus aller Welt fordern
       Tech-Konzerne auf, Falschinformationen zu bekämpfen.
       
   DIR Proteste gegen Corona-Regeln in Berlin: Wahnsinnig verwirrend
       
       Am Samstag haben mehr als 1.000 Menschen gegen die Corona-Verordnung
       demonstriert. Rechtspopulisten und Verschwörer prägen das unübersichtliche
       Bild.
       
   DIR Unmut gegen Coronamaßnahmen: Schaum vor der Maske
       
       Die Coronabeschränkungen sind nicht immer durchdacht. Aber eine Diktatur
       ist nicht in Sicht – nur die Vernebelung des „gesunden Menschenverstands“.
       
   DIR Selbstvermarkter Anselm Lenz: Aluhüte am Rosa-Luxemburg-Platz
       
       Früher hochkulturell subventionierte Radikalitätsposen, heute politisches
       Theater im Zeichen der Querfront. Der Fall des Anselm Lenz.
       
   DIR Attacke auf ARD-Team bei Coronademo: Wieder tätlicher Angriff auf Presse
       
       Bei der Demo vor dem Reichstagsgebäude am Mittwoch wurde ein Tonassistent
       der ARD angegriffen. Der Tatverdächtige wurde mittlerweile freigelassen.
       
   DIR +++ Corona News vom 7. Mai +++: Rosenheimer Obergrenze hinfällig
       
       Corona-Obergrenze in Rosenheim unterschritten. Kreis Greiz in Thüringen ist
       neuer Infektions-Hotspot. Die Nachrichten zum Coronavirus im Live-Ticker.
       
   DIR Widerstand gegen Corona-Einschränkungen: Die Größten
       
       Am Wochenende lag ein Exemplar der „Größten Wochenzeitung“ in meinem
       Briefkasten. Das hat mich nachdenklich gemacht.
       
   DIR Neue Partei von Corona-Skeptikern: Der Großverschwörung auf der Spur
       
       In mehreren Städten gehen „Coronaskeptiker“ auf die Straße. Nun könnten sie
       ein Sammelbecken finden: die Neupartei „Widerstand 2020“.
       
   DIR Skandal um AfD-Sprecher Christian Lüth: Nazi-Opa bloß erfunden?
       
       AfD-Sprecher Lüth musste gehen, weil er sich wohl als Faschist sieht. Die
       Parteispitze will, dass er freigestellt bleibt. Jetzt gibt es neue Wirren.