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       # taz.de -- Kohleausstieg in Berlin: Nicht nur Vattenfall fragen
       
       > Klimaschützer kritisieren eine Machbarkeitsstudie zum Kohleausstieg, die
       > die Berliner Umweltverwaltung ohne ihre Beteiligung durchführt.
       
   IMG Bild: Dampfschwaden über einem Vattenfall-Braunkohlekraftwerk
       
       In einem offenen Brief haben KlimaaktivistInnen die Umwelt- und
       Klimaschutzsenatorin Regine Günther für ihr Vorgehen beim Ausstieg aus der
       Kohlenutzung kritisiert. Das Bündnis „Kohleausstieg Berlin“, an dem
       Organisationen wie BUND, Greenpeace, Grüne Liga und Fossil Free Berlin
       beteiligt sind, schreibt, es begrüße, dass deren Verwaltung dazu eine
       Machbarkeitsstudie plane. „Allerdings ist es aus unserer Sicht höchst
       problematisch, dass die Zielsetzung für diese Studie derzeit in einem
       intransparenten Prozess gemeinsam mit der Vattenfall GmbH und ohne die
       Beteiligung weiterer Interessengruppen ausgehandelt wird.“
       
       Rot-Rot-Grün hat den raschen Verzicht auf Kohle für die Erzeugung von Strom
       und Wärme im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Dort heißt es, Berlin
       steige „2017 aus der Braunkohle- und spätestens 2030 aus der
       Steinkohlenutzung“ aus. Dafür seien „alle rechtlichen Möglichkeiten
       auszuschöpfen und mit den Kraftwerksbetreibern verbindliche Ausstiegspläne
       zu vereinbaren“.
       
       Anders geht es nicht, denn nicht Berlin verbrennt Kohle in den Kraftwerken
       Klingenberg, Reuter und Moabit, sondern der Vattenfall-Konzern. Die
       besonders klimaschädliche Braunkohle kommt nur noch wenige Wochen im
       Kraftwerk Klingenberg zum Einsatz: Vattenfall will den Braunkohleblock am
       24. Mai abschalten. Wie weit das Unternehmen dem Senat bei der Steinkohle
       entgegenkommt, ist offen. Die Machbarkeitsstudie soll nun klären, wann die
       komplette „Dekarbonisierung“ frühestens möglich ist.
       
       „Kohleausstieg Berlin“ vertritt die Haltung, dass Deutschlands Beitrag zu
       den Pariser Klimazielen nur zu schaffen ist, wenn 2025 keine Kohle und 2030
       auch kein Erdgas mehr verbrannt wird. Das dürfe auch nicht durch verstärkte
       Verbrennung von Biomasse aufgefangen werden, so Berlins BUND-Chefin
       Christine Kühnel.
       
       Es mache einen Unterschied, welches Institut mit welchen Kriterien die
       Studie durchführe, so Kühnel zur taz. „Darauf müssten auch wir Einfluss
       nehmen können, nicht nur Vattenfall.“ Dass die Klimaschutzsenatorin einer
       rot-rot-grünen Regierung dieselben Interessen wie die Verbände vertritt,
       stellt Jäckel nicht in Abrede: „Wir halten große Stücke auf sie. Als NGOs
       sind wir aber freier darin, uns zu äußern, und können deutlichere
       Forderungen stellen.“
       
       5 May 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
       ## TAGS
       
   DIR Vattenfall
   DIR Kohleausstieg
   DIR Schwerpunkt G20 in Hamburg 
   DIR R2G Berlin
   DIR Regine Günther
       
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