# taz.de -- Kohleförderung in Deutschland: Dorf gegen Bagger
> Klimaaktivist:innen haben ein Haus in Lützerath besetzt. RWE will den Ort
> im rheinischen Braunkohlerevier für den Tagebau Garzweiler abreißen
> lassen.
IMG Bild: Besetzung des Gebäudes, das wegen der Umsiedlung von Lützerath, abgerissen werden soll
Berlin taz | Am Dienstagmorgen besetzten fünf Klimaaktivist:innen ein Haus
im nordrhein-westfälischen Lützerath, das im Auftrag des Energiekonzerns
RWE zum Abriss vorbereitet werden soll. Die Ortschaft liegt direkt neben
dem Kohletagebau Garzweiler und soll für dessen Erweiterung weichen. Nahe
dem Haus versammelten sich zahlreiche Menschen, um die Besetzer:innen zu
unterstützen.
RWE stellte nach [1][Angaben] der Polizei Aachen Strafantrag, daraufhin
räumten Beamt:innen die Besetzung. Sie nahmen die Identität der Fünf auf.
Gegen zwei von ihnen, die sich aneinander gekettet hatten, leiteten sie
zudem ein Strafverfahren wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte ein.
Die öffentliche Debatte um die Zerstörung von Dörfern für den Kohleabbau
hatte kürzlich neu an Fahrt aufgenommen. Im Dezember war ein Gutachten zum
Kohleausstieg bekannt geworden, laut dem man fünf rheinische Dörfer hätte
retten können. Dafür hätte man nicht den Kohleausstieg vorziehen, sondern
eine weniger profitable Reihenfolge beim Abschalten der Kohlekraftwerke
wählen müssen.
Das Papier führte [2][zu einem kleinen Skandal]: Das
Bundeswirtschaftsministerium hatte es ursprünglich beauftragt, um das
Kohleausstiegsgesetz vorzubereiten. Veröffentlicht wurde es aber erst ein
Jahr nach der inhaltlichen Fertigstellung – als das Gesetz längst
verabschiedet war.
## Nur noch 13 Einwohner:innen
Lützerath taucht in dem Gutachten allerdings nicht auf. Es gehört zu einer
Reihe an Ortschaften, deren Ende während der Untersuchung quasi schon
besiegelt war.
Die Genehmigungen dafür sind Jahre alt, der größte Schaden ist längst
getan. Die Umsiedlung der ursprünglich rund 100 Einwohner:innen ist im
Prinzip abgeschlossen; nur noch 13 Personen [3][zählte] der Ort Ende 2020.
Viele ihrer früheren Nachbar:innen haben sich mit einem neuen Zuhause in
nahegelegenen Plansiedlungen arrangiert.
Ihre alten Wohnhäuser gleichen aber noch nicht dem Erdboden. „Irgendwann
naht der Bagger und dann muss Lützerath auch abgetragen werden“, sagte ein
RWE-Sprecher der taz. Das wollen die Besetzer:innen verhindern. Einige
kündigten auf Twitter weitere Proteste an.
5 Jan 2021
## LINKS
DIR [1] https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11559/4805028
DIR [2] /Unveroeffentlichtes-Kohle-Gutachten/!5733968
DIR [3] https://www.erkelenz.de/dokumente/tourismus-und-kultur/gliederung-der-stadt/2020-fortschreibung-bevoelkerungstand-am-30..09.2020.pdf?cid=dn1
## AUTOREN
DIR Susanne Schwarz
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