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       # taz.de -- Kohleprotest von „Ende Gelände“: Tausendfacher ziviler Ungehorsam
       
       > „Fingerübungen“ am Hambacher Forst: Aktivist*innen blockieren die
       > Braunkohlebahn. Die Polizei setzt Wasserwerfer ein.
       
   IMG Bild: Für den Hambacher Wald, gegen Kohle: Umweltaktivisten nahe Kerpen-Buir
       
       Am Samstag haben tausende Menschen im rheinischen Braunkohlerevier für
       Klimaschutz und gegen Kohlestrom demonstriert. Das Bündnis Ende Gelände
       [1][hatte dazu aufgerufen], die Bagger im Tagebau zu blockieren und und die
       Schienen zwischen Tagebau und Kraftwerk zu besetzen.
       
       Ende Gelände versteht seine Blockaden als Aktion des Zivilen Ungehorsams
       für den Klimaschutz. Die Polizei und RWE sehen in dem Betreten des
       RWE-Betriebsgeländes einen Hausfriedensbruch. Die AktivistInnen sprachen
       von 6.500 TeilnehmerInnen. Die Polizei nannte keine Zahlen.
       
       Als die Menge in den weißen Maleranzügen gegen 9 Uhr von zwei Camps
       Richtung Tagebau aufbrach, hatten bereits 39 AktivistInnen den Tagebau
       Hambach betreten, 18 von ihnen besetzten einen Bagger. Die Polizei räumte
       dort am Nachmittag und brachte die AktivistInnen in die
       Gefangenensammelstelle (Gesa) in Aachen. Gegen sie wird wegen
       Hausfriedensbruchs ermittelt.
       
       Die AktivistInnen hatten sich in fünf Gruppen – sogenannten Fingern –
       organisiert, um Polizeisperren flexibler umlaufen zu können. Die Strategie
       war offenbar, gegenüber der Polizei den Anschein zu erwecken, das Ziel
       seien die Bagger in den Tagebauen. Doch die meisten Finger steuerten die
       Gleise der Hambachbahn an, die den Tagebau Hambach mit den
       RWE-Kohlekraftwerken verbindet.
       
       ## Viele Finger
       
       Etwa 500 AktivistInnen, die als orangener Finger mit Bussen aufbrachen,
       kamen nahe heran an die Abbruchkante am Tagebau Inden. Bevor Verstärkung
       eintraf, hatten die BeamtInnen Mühe, die Menge festzusetzen. Unter Einsatz
       von Bodychecks, Pfefferspray und Schlagstöcken, verfolgten sie die
       AktivistInnen über Felder und kesselten die Menge schließlich ein. Etwa 250
       nahmen sie in Gewahrsam.
       
       Während der orangene Finger bei Inden viele Polizeikräfte band, erreichten
       viele AktivistInnen aus den anderen vier Fingern die Gleise der
       Hambachbahn. Der pinke Finger von Osten kommend, aus Morschenich – der
       rote, goldene und silberne Finger aus Richtung der Autobahn 4 bei
       Merzenich.
       
       Die Polizei hatte die Autobahn aus Sicherheitsgründen vorsorglich gesperrt
       und Ende Gelände eine Demonstrationsroute abseits davon genehmigt. Doch die
       AktivistInnen brachen aus und rannten über das freie Feld auf die Autobahn
       zu. Mit Wasserwerfern, Pfefferspray und Schlagstöcken versuchten
       BeamtInnen, die Menge daran zu hindern, über die Autobahn zu gelangen. Ein
       Teil der AktivistInnen erreichte die andere Seite trotzdem. Seit etwa 13
       Uhr blockieren sie dort die Gleise.
       
       ## Keine Stromausfälle
       
       Die etwa 2.000 AktivistInnen planen, dort möglichst lange zu bleiben. „Wenn
       wir es schaffen, hier länger auszuharren, müssen die Kohlekraftwerke
       gedrosselt werden“, sagt eine Sprecherin von Ende Gelände. Ein RWE-Sprecher
       sagt der taz, man befürchte einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden. Ob
       es zu einer Drosselung komme, hänge davon ab, wie lange die Blockade
       andauere. „Stromausfälle wird es nicht geben.“
       
       Am frühen Abend dauert die Besetzung noch an. Während die AktivistInnen
       erklären, möglichst über Nacht bleiben zu wollen, heißt es aus
       Polizeikreisen, man überlege, die Räumung mithilfe von Waggons
       durchzuführen. Diese könne man zur Stelle der Besetzung fahren, die
       BesetzerInnen hineinladen und abtransportieren.
       
       27 Oct 2018
       
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