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       # taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Brainstorming ohne Bockwurst
       
       > Wer hat Angst vor der Super League? Wie ein fiktives transnationales
       > Modell die Gemüter in Fußballdeutschland erhitzt.
       
   IMG Bild: Statt Bockwurst-Fußball im Ruhrpott gäbe es nur noch Rolex-Gekicke unter globalistischem Baldachin
       
       Man muss eine Super League nicht erst erfinden, es gibt sie bereits: die
       [1][Süper Lig in der Türkei]. An der Spitze steht der Istanbuler Verein
       Başakşehir FK. Aber so richtig superduper ist die Süper Lig natürlich
       nicht, denn in ihr spielen nur türkische Fußballklubs.
       
       Viel superer wäre es doch, dachten sich einige europäische Großklubs, wenn
       wir eine echte Über-Liga, eine Super League im europäischen Format, ins
       Leben rufen, irgendwann einmal. Mitspielen dürften dann in dem wohl
       privatrechtlich organisierten Verbund alle aus dem europäischen
       Fußballadel, angefangen von [2][Real Madrid] über Arsenal bis zum FC Bayern
       München.
       
       Seit über sechs Jahren gibt es Überlegungen dazu, und man musste [3][nicht
       erst wie der Spiegel auf die Dienste eines Whistleblowers zurückgreifen]:
       Die Spatzen haben es praktisch seit Jahren von den Dächern gepfiffen, dass
       Großklubs am Überlegen sind, wie sie ihren Sport noch lukrativer vermarkten
       können. Es geht darum, das Milliardenspiel weiter zu treiben, neue Anreize
       zu kreieren, die letztlich den Umsatz des FC Barcelona oder von Paris
       St.-Germain noch einmal ankurbeln.
       
       Die Super League entspringt der simplen marktwirtschaftlichen Denke, das
       große Schwungrad des Fußballbusiness mit hoher Drehzahl am Laufen zu
       halten. Wer sich jetzt darüber aufregt, und das tun ja nicht nur Ultras und
       Fußballtraditionalisten, muss sich fragen lassen, warum Fußballklubs nicht
       tun sollten, was sämtliche Unternehmen dieser Welt tun: Sie schmieden Pläne
       für die Zukunft, entwerfen Strategien und schauen drauf, dass Wachstum
       generiert wird. That’s business!
       
       Noch ist die Super League nur eine Idee. Ob sie jemals kommt, ist ungewiss.
       Das Geschäftsmodell ist vage, denn das etablierte Modell, die Champions
       League, läuft eigentlich wie geschmiert. Heuer werden über 2 Milliarden
       Euro an die teilnehmenden Mannschaften ausgeschüttet. Der Sieger der
       Eliteliga streicht wohl an die 100 Millionen Euro ein. Die Super League
       hätte eigentlich nur eine Chance, wenn sie noch mehr Gewinn als die
       Champions League garantierte, und das über viele Jahre.
       
       ## Das Gerede macht die Uefa nervös
       
       Bisher reichte es freilich, wenn die Großklubs mit ihrer Idee von der Super
       League bei der Uefa vorstellig wurden. Prompt wurde der europäische
       Fußballverband nervös und erhöhte die Ausschüttungen in der Champions
       League. Sollte das künftig nicht mehr funktionieren, werden [4][die
       Lobbyisten der Super League aggressiver Werbung machen] für ihr Produkt.
       
       Bisher haben sie sich jedenfalls auffällig zurückgehalten und nur sehr
       dezent die Trommel gerührt für die Super League – was den Argwohn der
       Netzgemeinde natürlich nährte. In manchen Ecken hat das nun zu
       Verschwörungstheorien geführt. Kurz: Hier wolle eine kontinental agierende
       Fußballmafia den kleinen Fan überrumpeln, quasi mit einem Geheimplan, der
       dem Fußball, wie wir ihn kannten, den Garaus macht. Statt Bockwurst-Fußball
       im Ruhrpott gäbe es dann nur noch Rolex-Gekicke unterm globalistischen
       Baldachin.
       
       Aber die superen Fußballvordenker, zu denen ja nun auch Karl-Heinz
       Rummenigge und Uli Hoeneß gehören, haben sich immer wieder vorsichtig
       geäußert übers avisierte Großprojekt. „Eine nationale Liga ist durch nichts
       zu ersetzen“, hat Hoeneß im Vorjahr gesagt. 2016 mahnte Loden-Kalle,
       angesprochen auf die Super League: „Wir müssen aufpassen, nicht zu
       überdrehen.“ Man wolle die „Wurzeln des Fußballs“ beachten. Beide wissen:
       Der gemeine Fußballfan darf sich nicht übertölpelt fühlen, denn er gibt dem
       Kommerzfußball eine Basis. Er legitimiert ihn.
       
       4 Nov 2018
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hoffenheim-spielt-gegen-Baakehir-FK/!5456073
   DIR [2] /Real-Madrid-in-der-Krise/!5541110
   DIR [3] http://www.spiegel.de/sport/fussball/football-leaks-reaktionen-von-fc-bayern-muenchen-manchester-city-gianni-infantino-a-1236628.html
   DIR [4] /Kolumne-Press-Schlag/!5282911
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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