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       # taz.de -- Kommentar Eingreifen in Syrien: Jemand muss ihn stoppen
       
       > Assad wird nicht aufhören, Giftgas gegen die Bevölkerung einzusetzen.
       > Deshalb sind gezielte US-Luftschläge die einzig richtige Antwort.
       
   IMG Bild: Ein Junge im kürzlich von der Assad-Regierung zurückeroberten Ost-Ghouta am 1. April
       
       Es sieht so aus, als habe Syriens Machthaber Assad mit dem letzten
       Giftgas-Angriff in Douma den Bogen überspannt. Vielleicht hat er schlicht
       nicht damit gerechnet, dass der Westen reagieren würde. Vielleicht hat er
       darauf gesetzt, dass der amerikanische Präsident Trump international zu
       desavouiert ist, um zu handeln. Vielleicht hat er darauf gesetzt, dass auch
       dieser Giftgas-Angriff, bei dem am Samstag Dutzende starben und Hunderte
       vergiftet wurden, in den internationalen Schlagzeilen untergeht.
       
       Doch Trumps [1][Drohung mit einem Militärschlag] und die russische
       Gegendrohung haben Syrien wieder in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit
       gerückt. Allzu lange wurde ignoriert oder beiläufig zur Kenntnis genommen,
       dass Assad alle paar Wochen Giftgas einsetzte, dass in seinen Gefängnissen
       Zehntausende zu Tode gequält werden.
       
       Nun sehen viele das Gespenst der Apokalypse heraufziehen, glauben, ein
       Angriff von Trump könnte das Pulverfass Nahost komplett explodieren lassen.
       Schließlich wird das Assad-Regime von Iran und Russland geschützt.
       
       Manche argumentieren sogar, der Diktator Assad sei der einzige Garant einer
       staatlichen Rest-Ordnung, ein Luftangriff würde nur weitere zivile Opfer
       fordern. Doch dass das nicht so sein muss, beweisen jene Bombardements, die
       Israel stets dementiert. Dabei wurde jedes Mal gezielt militärische
       Infrastruktur zerstört.
       
       Würde ein amerikanischer Angriff unweigerlich eine russische Gegenreaktion
       hervorrufen? Abgesehen von einer verbalen ist das keineswegs ausgemacht. Ob
       Russland und der Iran wirklich bereit sind, eine militärische Konfrontation
       mit den USA wegen des Schlächters Assad einzugehen, kann man bezweifeln.
       
       Assad ist auch für Russland eine Bürde; um seine Macht zu stützen, muss
       Putin immer mehr Soldaten und Material einsetzen. Iran dagegen profitiert
       von Assads Herrschaft; Er baut seine Vormachtstellung im Nahen Osten weiter
       aus und kann die Hizbollah unterstützen.
       
       An dieser Konstellation würde ein einmaliger Luftschlag der USA nichts
       ändern, wohl aber mehrere, die die militärische Infrastruktur Assads
       zumindest massiv schwächen würden. Und das wäre nötig. Denn Assad und seine
       Clique werden nicht aufhören, jegliche Opposition zu vernichten.
       
       Douma ist nicht die letzte Rebellenzuflucht – die syrische Armee bereitet
       schon den nächsten Schlag gegen die rebellischen Vororte von Homs und den
       Südwesten des Landes vor. Dort bieten sich genügend Einsatzmöglichkeiten
       für Giftgasangriffe. Und Assad wird diese Möglichkeiten nutzen. Schon 2011
       formulierten seine Anhänger: Assad herrscht – oder das Land brennt.
       
       Dass Trump mit der Drohung eines Vergeltungsschlags gegen Syrien Va-Banque
       spielt, um von seinem sonstigen Versagen abzulenken – ja, das ist bitter.
       Aber es ist auch kein Argument dafür, einen Diktatoren gewähren zu lassen,
       der Massaker verübt.
       
       12 Apr 2018
       
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