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       # taz.de -- Kommentar Kampf gegen IS: Deutschland muss sich erklären
       
       > Die Kämpfer in Kobani brauchen Unterstützung. Nur mit dem Finger auf
       > Erdogan zu zeigen, ist zu billig. Aus Berlin kommt nur betretenes
       > Schweigen.
       
   IMG Bild: Was ist mit humanitärer Hilfe für die Flüchtlinge, die in der Türkei gestrandet sind?
       
       Warum unternimmt die Welt nicht mehr, um den Kurden in Kobani zu helfen,
       damit die Grenzstadt nicht in die Hände der Dschihadisten vom Islamischen
       Staat fällt? Klar ist, dass der Vormarsch der IS-Milizen nicht allein durch
       Luftangriffe der USA zu stoppen ist und dass die Kämpfer dort Hilfe
       brauchen. Doch von Ankara über Washington bis Berlin gibt es nur
       widersprüchliche und verdruckste Erklärungen, es überwiegt betretenes
       Schweigen.
       
       Am einfachsten scheint es, die Türkei würde mit ihren Soldaten über die
       Grenze marschieren, dem Spuk ein Ende machen und die [1][IS-Milizen
       zurückdrängen]. Die Türkei aber scheut diesen Schritt. Und auch die
       syrischen Kurden und die PKK, mit der sie verbündet sind, misstrauen einem
       Einmarsch der Türkei, weil sie fürchten, diese würde die syrische
       Kurdenregion unter ihre Kontrolle bringen. Stattdessen wollen sie direkte
       Waffenlieferungen. Das wiederum wird die Türkei niemals zulassen, ihrem
       Friedensprozess mit der PKK zum Trotz.
       
       Dass die Türkei es nicht schafft, sich mit den syrischen Kurden gegen den
       IS zu verbünden, ist ein Trauerspiel. Nur mit dem Finger auf Erdogan zu
       zeigen, ist aber zu billig. So oder so muss er fürchten, dass der Konflikt
       auch auf sein Land übergreift. Und die Konsequenzen eines türkischen
       Einmarschs sind auch für die Nato, deren Mitglied die Türkei ist, kaum
       absehbar. Denn damit würde sie erstmals mit Bodentruppen in den syrischen
       Bürgerkrieg eingreifen. Aber mit welchem Ziel? Und was werden Russland und
       der Iran, die Assad noch immer unterstützen, dazu sagen? Sie drängen schon
       lange darauf, den syrischen Diktator aus der Schusslinie zu nehmen.
       
       Die Menschen von Kobani drohen zwischen diesen Interessen zerrieben zu
       werden. Mit ihrem Angriff haben die IS-Milizen ihre Gegner erfolgreich
       paralysiert. Sollten sie die Stadt erobern, wäre das ein riesiger
       propagandistischer Erfolg. Aber auch für viele Kurden ist Kobani zum Symbol
       geworden. Sie fühlen sich verraten, und ihre Wut entlädt sich auch auf
       deutschen Straßen.
       
       Die Bundesregierung muss deshalb erklären, warum sie zwar den Kurden im
       [2][Nordirak Waffen liefern konnte], ihr jetzt aber die Hände gebunden
       sind. Das ist sie der Öffentlichkeit schuldig. Und sie muss ihre humanitäre
       Hilfe für die über eine Million syrischer Flüchtlinge, die in der Türkei
       gestrandet sind, verstärken. Denn da kann sie etwas tun.
       
       9 Oct 2014
       
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