URI: 
       # taz.de -- Kommentar Olaf Scholz’ Rentenpläne: Über Geld spricht er nicht
       
       > Finanzminister Scholz will das Rentenniveau bis 2040 sichern und wirkt am
       > Linksschwenk der SPD mit. Der Richtungswechsel hat aber einen Haken.
       
   IMG Bild: Olaf Scholz wähnt man ja eigentlich eher in der rechten Ecke seiner Partei …
       
       Andrea Nahles und Olaf Scholz haben erkannt, dass die Sozialdemokraten aus
       der Logik der Großen Koalition ausbrechen müssen, um zu überleben. Nahles’
       Forderung, die Hartz-IV-Sanktionen für junge Menschen abzuschaffen,
       verfolgt dieselben Ziele wie Scholz’ Vorstoß beim Rentenniveau: Sie sind
       nicht im Koalitionsvertrag verabredet, sie rücken die SPD etwas nach links
       und provozieren wütende Proteste bei der Union und der Arbeitgeberlobby.
       
       Eine solche Kommunikation ist notwendig, ja vielleicht die letzte Rettung.
       Die SPD muss um die WählerInnen kämpfen, die ihr nach der Agenda 2010
       frustriert den Rücken zugekehrt haben. Dafür muss sie die Unterschiede zur
       Union hart konturieren. Wenn sie sich darauf beschränkt, still und brav das
       in der Koalition Verabredete abzuarbeiten, wird sie untergehen.
       Gleichzeitig kann man sich einer gewissen Skepsis nicht erwehren: Die große
       Frage ist, wie viel Substanz hinter dem SPD-Schwenk steckt, wie ernst der
       neue Linkssound also gemeint ist.
       
       Scholz präsentierte sich bisher als stolzer Verwalter der schwarzen Null
       und verantwortete als Generalsekretär die Agendapolitik mit. Ausgerechnet
       er gibt nun den Vorkämpfer für linke Sozialpolitik, um, wie er sagt, einen
       Trump in Deutschland zu verhindern?
       
       Außerdem kommt sein Plan dünn daher. Wer vom Rentenniveau spricht, darf vom
       Geld nicht schweigen. Um die milliardenschwere Reform zu finanzieren, gibt
       es nur wenige Stellschrauben: höhere Beitragssätze, die die
       ArbeitnehmerInnen belasten würden. Eine längere Lebensarbeitszeit, die
       Scholz nicht will. Oder ein größerer Bundeszuschuss, der Steuererhöhungen
       nötig machen würde.
       
       Scholz müsste also im gleichen Atemzug harte Schnitte für Vermögende und
       Gutverdiener ankündigen, etwa über eine Vermögensteuer oder eine härtere
       Erbschaftsteuer. Das hat sich die SPD in den vergangenen Jahren nicht
       getraut. Solange Scholz zur Finanzierung schweigt, bleibt sein
       Rentenvorschlag vor allem eines: wohlfeil.
       
       26 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrich Schulte
       
       ## TAGS
       
   DIR SPD
   DIR Schwarz-rote Koalition
   DIR Rente
   DIR Olaf Scholz
   DIR Finanzpolitik
   DIR Rentenversicherung
   DIR Schwerpunkt Angela Merkel
   DIR Schwarz-rote Koalition
   DIR SPD
   DIR Rente
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kommentar Renten-Einigung: Reines Maulheldentum
       
       Das von der Koalition vereinbarte Rentenpaket geht in die richtige
       Richtung. Es geht aber wieder mal nicht weit genug. Dabei gäbe es Ideen
       genug.
       
   DIR Merkel und Seehofer im Sommerinterview: Anwesend abwesend
       
       Angela Merkel und Horst Seehofer sind zurück aus der Sommerpause. Aber
       waren sie eigentlich wirklich weg? Olaf Scholz ist jedenfalls präsent.
       
   DIR Rentenkonzept der SPD: Der rote Olaf und die schwarze Null
       
       Olaf Scholz irritiert mit seiner Ankündigung, dass die Rente bis 2040
       sicher sein soll. Einen Finanzierungsplan dafür hat der Finanzminister
       indes nicht.
       
   DIR Kommentar Rentenkonzept der SPD: Der freche, brave Koalitionspartner
       
       Finanzminister Olaf Scholz will die Rente zum Wahlkampfthema machen. Das
       sagt schon alles über die Klemme, in der die SPD steckt.
       
   DIR Rentenvorstoß der SPD: Scholz macht Schrittchen nach links
       
       Profilierungsversuch der SPD in der Großen Koalition: Finanzminister Olaf
       Scholz will das Rentenniveau bis 2040 stabilisieren. Doch er bleibt vage.