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       # taz.de -- Kommentar Russland: Gefährliche Wege
       
       > Mit der Anerkennung von Abchasien und Südossetien hat Russland auch
       > seinen vermeintlichen Freund China vergrätzt. Schlecht für Moskau - denn
       > anders als die EU hat China in der Region Gewicht.
       
   IMG Bild: Zeigen, was man hat: Juwellier bei einer Luxusmesse in Moskau.
       
       Russland verbrennt derzeit in allen Himmelsrichtungen seine Brücken.
       Offener kann man auch angebliche Freunde nicht missachten. Denn mit der
       Anerkennung von Abchasien und Südossetien hat Präsident Medwedjew auch
       gegen die Grundsätze der Schanghai Organisation für Zusammenarbeit (SOZ)
       verstoßen, der vier zentralasiatische Staaten und China angehören. 2004
       beschloss die SOZ, Separatismus und Terrorismus auf eine Stufe zu stellen,
       und verpflichtete sich, sie zu bekämpfen. Dies wollte vor allem China, das
       wegen Taiwan, Tibet und den Uiguren an der Grenze zu Zentralasien auf
       separatistische Bewegungen allergisch reagiert.
       
       Ohne Rücksprache mit den Partnern der SOZ hat Russland mit diesem Prinzip
       gebrochen und damit die despotischen Partner des Regionalbündnisses in
       Zentralasien vor vollendete Tatsachen gestellt. Noch nicht mal das
       Gipfeltreffen der Organisation am Donnerstag in Tadschikistan wurde
       abgewartet, um die staatliche Anerkennung der georgischen Provinzen mit den
       Partnern in Zentralasien im Vorfeld zu besprechen.
       
       Noch 2007 erklärte Putin auf dem Treffen der SOZ, dass die Zeit von
       Alleingängen vorbei ist, und meinte damit wohl nur die der USA. Die
       aktuelle windelweiche Erklärung der SOZ, die Russland in Ossetien generell
       unterstützt, kann Russland kaum als Erfolg verbuchen. Von Anerkennung
       Abchasiens und Südossetiens ist bisher keine Rede und von China ist sie
       auch kaum zu erwarten - auch wenn das Land sich nicht in das
       Empörungsgeheul der Nato und der EU einreihen wird.
       
       Diese Zurückhaltung hat viel mit der Gesichtswahrung der SOZ zu tun, die
       für Peking und deren Interessen in Zentralasien sehr wichtig ist. Aber
       Russlands Husarenritt im Kaukasus werden die Chinesen nicht so schnell
       vergessen. Putin und Medwedjew haben es in Zentralasien mit einem
       nachtragenden China zu tun, das bereits das russische Pipelinemonopol über
       die dortigen Bodenschätze gebrochen hat. Und im Gegensatz zur EU hat China
       in der Region wirtschaftliches und politisches Gewicht - bisher ist nicht
       ersichtlich, dass der Kreml das erkannt hat. MARCUS BENSMANN
       
       29 Aug 2008
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marcus Bensmann
       
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