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       # taz.de -- Kommentar WWF: Mit den Mitteln der Industrie
       
       > Die Umweltschützer des WWF gehen nun mit einstweiligen Verfügungen gegen
       > Äußerungen in einem kritischen Buch vor. Dem Buch dürfte das helfen.
       
   IMG Bild: Der WWF braucht ein gutes Image. Dafür lässt er hier filippinische Tänzer gegen die Klimaerwärmung tanzen
       
       Unter Umweltschützern gilt der WWF als umstrittene Organisation. Nicht
       wegen besonders extremer Positionen oder radikaler, gefährlicher Aktionen,
       sondern eher im Gegenteil: Die Organisation steht seit jeher im Verdacht,
       eng mit der Industrie zu kooperieren, zu eng. Und dabei auch mal die
       eigentlichen Ziele des Umweltschutzes aus dem Blick zu verlieren.
       
       Nähe zur Industrie, zu Produzenten von gentechnisch verändertem Saatgut,
       hohe Spenden aus der Wirtschaft – die Liste der Vorwürfe gegen den WWF ist
       lang. Auch die bekannteste Kooperation mit einer Biermarke zum Schutz des
       Regenwalds ist umstritten.
       
       Sind die laut WWF fast hundert Millionen Quadratmeter geschützter Regenwald
       gut oder zumindest besser als nichts? Oder schaffen sie lediglich ein
       grünes Image für den Bierproduzenten und ein grünes Gewissen für den
       bierkaufenden Kunden? Nützen also solche Kooperationen mehr der Umwelt oder
       vor allem den beteiligten Unternehmen und Organisationen?
       
       Es ist ähnlich risikoreich, wenn der WWF nun mit einstweiligen Verfügungen
       gegen Äußerungen in einem kritischen Buch vorgeht. Denn das in einer eher
       durchschnittlichen Auflage herausgebrachte Schwarzbuch WWF wird mehr
       Aufmerksamkeit bekommen und auch einige zusätzliche Interessenten, die es
       kaufen werden, bevor – denn das kann passieren – Passagen entfernt werden
       müssen.
       
       Gut möglich, dass man über den Wahrheitsgehalt einiger Aussagen in dem Buch
       streiten kann. Doch selbst wenn die Organisation mit ihrem juristischen
       Vorgehen Erfolg haben sollte, würde es ähnlich sein wie bei dem
       WWF-kritischen Film vom vergangenen Jahr: Einzelne Aussagen werden vom
       Gericht verboten, an der Gesamtbotschaft ändert das nichts.
       
       Dazu kommt: Das gerichtliche Vorgehen, das Winken mit einstweiligen
       Verfügungen, um unangenehme Aussagen zu verbieten, kennt man vor allem aus
       einer Richtung: von gescholtenen Unternehmen.
       
       4 Jun 2012
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
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