URI: 
       # taz.de -- Kommentar Wahl in Finnland: Ein Sieg mit bitterem Beigeschmack
       
       > Die Sozialdemokraten gehen als stärkste Partei aus der Wahl hervor. Der
       > Vorsprung zu den Rechtspopulisten ist aber leider nicht groß.
       
   IMG Bild: Antti Rinne, Chef der finnischen Sozialdemokraten SDP feiert seinen Sieg
       
       Man kann es positiv sehen: Von den sechs größten Parteien Finnlands
       [1][gewannen bei der Parlamentswahl am Sonntag] mit den Sozialdemokraten,
       Grünen und Linken die drei linken Parteien und legen zusammen 5,2 Prozent
       zu. Verlierer sind die drei rechten Parteien, die gleichzeitig um 8,6
       Prozent schrumpfen. Und zum Wahlsieger dürfen sich die Sozialdemokraten mit
       ihrem Vorsitzenden Antti Rinne ausrufen. Das gibt es in [2][Europa ja nicht
       mehr so oft]. Auch in Finnland ist es 20 Jahre her, dass diese Partei
       zuletzt einmal die meisten Stimmen erhalten hatte.
       
       Was bei den Wahlsiegern die Freude über diesen Erfolg schon in der
       Wahlnacht erheblich dämpfte, war das unerwartet gute Abschneiden der
       Rechtspopulisten. Nicht einmal 7000 Stimmen mehr und [3][Jussi Halla-aho],
       ein wegen Volksverhetzung vorbestrafter Parteivorsitzender, hätte
       triumphieren können. Weder eine chaotische Parteispaltung noch ein
       zusätzlicher Rechtsruck konnten den von ihm geführten „Wahren Finnen“
       letztendlich schaden.
       
       Vielmehr bewiesen sie, dass es des Flüchtlingsthemas gar nicht einmal mehr
       bedarf, um im vermeintlich „glücklichsten Land der Erde“ zweitstärkste
       Partei werden zu können. Die anderen Parteien wurden offenbar recht
       unvorbereitet davon überrascht, wie die Verbündeten von AfD & Co von der
       angeblich „hysterischen Klimadebatte“ und den Sorgen vieler WählerInnen
       über die möglichen Kosten klimapolitischer Maßnahmen profitieren konnten.
       Die Europawahl lässt da vermutlich schon mal grüßen.
       
       Hoffentlich wurde die Botschaft verstanden. Wenn man beispielsweise, so wie
       die finnischen Sozialdemokraten es getan haben, nur aufzählt, was man zum
       Erreichen der Klimaziele alles ändern möchte, aber bei der Frage nach den
       Kosten keine genauere Antwort parat hat – frei nach dem Motto, die Kosten
       würden schon irgendwie „gleichmässig und gerecht verteilt“ werden –, dann
       ist das ganz einfach zu wenig, um der Unruhe zu begegnen, von der die
       „Wahren Finnen“ nun profitieren konnten.
       
       Die finnischen Sozialdemokraten haben die Wahl vor allem gewonnen, weil sie
       die einzige Alternative zur bisherigen Rechtskoalition, deren Abbau des
       Sozialsstaats und ihrem neoliberalem „Reform“-Kurs waren, der Beschäftigten
       wie Arbeitslosen und Rentnern das Leben deutlich schwerer gemacht hat.
       Fragt sich nur, wo sie nun die parlamentarische Mehrheit zur Verwirklichung
       des von ihnen versprochenen Kurswechsels hernehmen wollen. Die von ihnen
       geführte Regierung wird aber liefern müssen, wenn sich beim nächsten Mal
       nicht tatsächlich ein „Wahrer Finne“ zum Wahlsieger ausrufen können soll.
       
       15 Apr 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wahlen-in-Finnland/!5588407
   DIR [2] /Parlamentswahl-in-Finnland/!5587484
   DIR [3] /Ein-neuer-Chef-bei-den-Wahren-Finnen/!5416271
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
   DIR Finnland
   DIR Parlamentswahl
   DIR Sozialdemokraten
   DIR Wahre Finnen
   DIR Finnland
   DIR Finnland
   DIR Finnland
   DIR Wahre Finnen
   DIR Finnland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Wahl in Finnland: Zittersieg für Antti
       
       Nach dem Wahlsieg der Sozialdemokraten dürfte Antti Rinne finnischer
       Ministerpräsident werden. Bei Debatten macht er oft eine unglückliche
       Figur.
       
   DIR Wahlen in Finnland: Knapper Sieg für Sozialdemokraten
       
       Finnland erlebt eine „Klimawahl“. Die Grünen erringen ihr bislang bestes
       Resultat. Die Sozialdemokraten siegen nur knapp vor den Rechtspopulisten.
       
   DIR Parlamentswahl in Finnland: Regierungswechsel liegt in der Luft
       
       Umfragen sehen die Sozialdemokraten vorne. Die rechtspopulistische Partei
       „Wahre Finnen“ könnte erneut zweitstärkste Partei werden.
       
   DIR Koalitionskrise in Finnland: Regierung gerettet
       
       Durch den Rechtsruck an der Spitze der Partei Die Wahren Finnen wäre
       beinahe die Regierung gescheitert. In letzter Minute fand sich eine Lösung.
       
   DIR Ein neuer Chef bei den Wahren Finnen: „Der größte Rassist des Landes“
       
       Der neue Parteichef will die Wahren Finnen wieder auf einen Kurs
       rechtsaußen bringen. Er fordert einen „Fixit“ und klare Kante gegen
       Ausländer.