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       # taz.de -- Kommunalwahl-Ergebnis: Bremerhaven zählt neu aus
       
       > Ein Kölner Gutachten gibt den Bremerhavener Bürgern in Wut (BIW) recht.
       > Die hoffen nun auf einen weiteren Sitz im Stadtparlament.
       
   IMG Bild: Eine für die Bürger in Wut, eine für die FDP, eine für...
       
       BREMEN taz | Neu ausgezählt werden die Stimmen zur Wahl der
       Stadtverordnetenversammlung in Bremerhaven. Eine entsprechende Vorlage will
       die Koalition aus SPD und CDU am Dienstag im Stadtparlament beschließen.
       Der Grund: Vergangene Woche hatte ein von SPD und CDU in Auftrag gegebenes
       Gutachten die Neuauszählung aller 34.519 abgegebenen Stimmzettel empfohlen.
       
       Es bestehe ein „öffentliches Interesse an einer raschen und verbindlichen
       Klärung der ordnungsgemäßen Zusammensetzung des Parlaments durch das
       Wahlprüfungsgremium“, heißt es zur Begründung in dem Gutachten.
       
       Die Rechtmäßigkeit der Wahl angezweifelt hatte die Wählervereinigung Bürger
       in Wut (BiW) kurz nach der Kommunalwahl im Mai. Daraufhin wurde die
       Auswertung von 45 Stimmzetteln korrigiert – danach fehlten der BiW nur noch
       25 Stimmen für einen vierten Sitz im Kommunalparlament. Mit diesem hätte
       sie Fraktionsstatus, was eine bessere finanzielle Ausstattung und mehr
       parlamentarische Rechte bedeutet. Nach dem Bremer Wahlrecht könnten diese
       25 Stimmen von nur fünf WählerInnen erbracht werden.
       
       ## FDP gibt sich entspannt
       
       Das knappe Wahlergebnis rechtfertige eine Neuauszählung, sagen die Kölner
       Kommunalrechts-Professoren Frank Bätge und Michael Schmitz, die das
       Gutachten erstellt haben. Sie halten eine Verschiebung der
       Mandatsverteilung infolge der Neuauszählung für möglich. In diesem Fall
       müsste wahrscheinlich die FDP einen Sitz an die Bürger in Wut abgeben. „Wir
       sehen der Sache entspannt entgegen“, sagte Hauke Hilz, Mitglied der
       Bremerhavener FDP-Fraktion.
       
       Sönke Allers, Fraktionsvorsitzender der SPD sagte, es sei seiner Partei
       sehr wichtig, Fehler bei der Wahl aufzuklären. Und: „Wir haben nicht die
       Absicht, etwas unter den Tisch fallen zu lassen.“
       
       Dass es Fehler gegeben hat, bestätigen die Gutachter. So hätten
       UrnengängerInnen in einem Bezirk nicht wählen dürfen, weil sie keinen
       Personalausweis dabei hatten. Ihr Wahlschein hätte aber gereicht. Außerdem
       seien in 30 Wahlbezirken Stimmzettel falsch ausgewertet worden – dies hatte
       auch der Landeswahlleiter im August festgestellt.
       
       ## BIW fordern Neuwahlen
       
       Eine Neuauszählung hatte der jedoch nicht für nötig gehalten. Dass
       WählerInnen nach Hause geschickt wurden, rechtfertigte er damit, dass die
       WahlhelferInnen das Recht hätten, sich den Perso vorlegen zu lassen.
       
       Jan Timke, Stadtverordneter in Bremerhaven und einziger Abgeordneter für
       die Bürger in Wut im Bremer Landtag, sagte am Freitag, die Gutachter hätten
       seinem Einspruch „vollumfänglich Recht gegeben“. Die Neuauszählung reicht
       den Bürgern in Wut allerdings nicht. Sie fordern weiterhin Neuwahlen in
       zwei Wahlbezirken.
       
       Einen entsprechenden Antrag will die SPD ablehnen. „Wir richten uns nach
       dem Gutachten“, sagte der Fraktionsvorsitzende Allers. Dieses empfiehlt
       keine Neuwahlen – schließt aber nicht aus, dass diese in einem Bezirk
       notwendig werden könnten.
       
       ## Komplexes Wahlsystem
       
       Bei der Wahl im Mai haben vermehrt SchülerInnen in den Wahllokalen
       geholfen. Das komplexe Bremer Wahlsystem führt zu vielen abgegebenen
       Stimmen und unübersichtlichen Wahlzetteln. So sind viele WahlhelferInnen
       nötig, um eine schnelle Auszählung der Stimmen zu realisieren. „Wir
       brauchen eine bessere Schulung der WahlhelferInnen“, sagte Allers von der
       SPD.
       
       Auch die AfD hatte die Wahl angefochten, weil sie im Bremer Landtag knapp
       an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert waren. 78 Stimmen fehlten zum Einzug.
       Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.
       
       27 Nov 2015
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jannik Sohn
       
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