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       # taz.de -- Kontinentalduell im Golfsport: Tiger-Virus und Europa-Fieber
       
       > Team USA fehlt in den Ryder-Cup-Auseinandersetzungen mit Europa oft der
       > nötige Spirit. Selbst Tiger Woods hat eine miese Bilanz in dem
       > Wettbewerb.
       
   IMG Bild: Bis zur Sohle Europa-Fan: So viel Liebe wie beim Ryder Cup gibt es selten für den alten Kontinent
       
       Aha, wieder mal Ryder Cup. Alle zwei Jahre, immer Ende September, ist es
       Zeit für das Maximalspektakel im Profigolf der Männer: der fiebrige
       Teamwettkampf Europa–USA mit je zwölf Akteuren, alle freundlich vereint in
       kollegialer Feindschaft. Vom 26. bis zum 28. September wird [1][die 45.
       Auflage in Farmington, New York] gespielt. Wie immer gibt es nicht einen
       schnöden Dollar zu gewinnen und keine Weltranglistenpunkte. Es geht nur
       darum, es den anderen so richtig zu zeigen.
       
       Kann Europa gegen die vermeintlichen Dominatoren aus der großen Golfnation
       USA überhaupt gewinnen? Ja, in den vergangenen Jahren haben sie es oft
       geschafft, [2][zuletzt in Rom 2023]. Seit 1985 triumphierten die Europäer
       in 19 Vergleichen 13 Mal, in Rom sogar deutlich mit 16,5:11,5.
       
       Lange schon suchen Golfanalysten die Gründe, warum die in der Weltrangliste
       meist besser platzierten Amerikaner so oft verloren. Auf ein Phänomen
       stießen sie früh: die Tiger-Woods-Krankheit. Woods war fast zwei Jahrzehnte
       lang der überragende Akteur mit 14 Major-Siegen. Statistiken zeigten, dass
       die Gegner durchschnittlich einen halben Schlag pro Runde (was wenig
       klingt, aber tatsächlich eine Menge ist) schlechter spielten als ohne Woods
       im Teilnehmerfeld. Magie? Einschüchterung? Unbewusstes Verkrampfen?
       
       Im Ryder Cup aber galt das nie. Da hat Woods eine niederschmetternde
       Bilanz. Acht Mal war er Teil des US-Teams, er gewann nur ein Mal: 1999.
       Nicht wegen minderfähiger Kollegen, sondern weil er selbst grottenmies
       spielte, wenn er nicht Solist war, sondern Teil eines Teams. In 37
       Einsätzen schaffte Tiger Woods ganze 13 Siege und unterlag horrende 21 Mal
       (bei 3 Remis).
       
       ## Harmonische Europäer
       
       Immer wieder spielte das Multimillionärs-Dutzend aus den USA gegen ein
       harmonisches Team Europe voller Mannschaftsgeist, das vor allem in den
       Doppeln besser funktionierte. Teamspirit hier, falsche Vorbilder dort:
       Einmal luden die USA Kriegsveteranen zur martialischen Motivation ein. Der
       Schuss ging nach hinten los: Niederlage, wie so oft.
       
       Zur Zeit ist Scottie Scheffler der überragende US-Akteur. 2025 gewann er
       zwei der vier Major-Turniere, holte in Paris Olympia-Gold und führt die
       Weltrangliste mit riesigem Vorsprung an. Aber: Beim Ryder Cup 2021 und 2023
       gewann er von sieben Duellen nur zwei. Seine Doppelniederlage mit Brooks
       Koepka mit 9&7 in Rom 2023 war sogar historisch. 9&7 bedeutet, dass die
       Gegner (Viktor Hofland und Ludwig Aberg) schon 9 Löcher gewonnen hatten,
       aber nur noch 7 zu spielen waren. Nie verlor jemand höher.
       
       Die Sorge der US-Fans: Hat auch Scheffler [3][das lähmende Tiger-Virus]
       (morbus woodsii)? Mannschaftscoach („Teamcaptain“) Keagan Bradley, so wurde
       erwartet, würde sich wegen aktuell großartiger Form selbst aufstellen. Er
       verzichtete. Grund: Die anderen Jungs, sagte er, seien einfach zu gut.
       Motivation oder übliche Arroganz?
       
       Das Gegenteil von Tiger Woods war immer der Engländer Luke Donald. Er war
       mehr als ein Jahrzehnt Weltspitze, auch über ein Jahr Nummer eins der
       Weltrangliste, gewann aber nie ein Major. Ryder Cup spielte er vier Mal –
       und gewann die Trophäe vier Mal. 2023 in Rom war er Europas Teamcaptain.
       Weil das so gut klappte, ist er es, gegen alle Gepflogenheiten, in diesem
       Jahr nochmal. Und hat fast das gleiche Team wie 2023 nominiert, darunter
       fünf britische Landsleute wie Tommy Fleetwood oder Justin Rose.
       
       Offenbar ist es inspirierend für Inselgolfer, trotz allen Brexits unter
       EU-Flagge zu spielen. Und alle, ob Spaniens Jon Rahm, der Österreicher Sepp
       Straka oder die Jungstars aus Skandinavien, werden mit den Briten
       Beethovens „Ode an die Freude“ lauschen, der Europa-Hymne. Danach toben und
       schreien wieder an die 50.000 Fans täglich rund um die Grüns; die aus der
       alten Welt grölen: „Europe, Europe“. Ryder Cup – das ist [4][hysterisches
       Fußballfieber auf dem Golfplatz].
       
       23 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
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   DIR Bernd Müllender
       
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       In Zeiten des bröckelnden Europas ist der Ryder Cup politischer denn je.
       Zumal es beim Kontinentalduell USA vs. Europa ungewöhnlich emotional
       zugeht.