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       # taz.de -- Maximilian Krah im Spionageprozess: Ein Passwort für alles
       
       > Der AfD-Politiker Maximilian Krah sagt freigiebig zu den Vorwürfen gegen
       > seinen früheren Mitarbeiter aus. Über Geld redet er nicht so gerne.
       
   IMG Bild: Maximilian Krah, Bundestagsabgeordneter der AfD, vor Verhandlungbeginn im Prozess um mutmaßliche Spionage für China, am 3.9.2025
       
       Dresden taz | Als das Gericht ihn aus dem Zeugenstand entlässt,
       entschwindet Maximilian Krah (AfD) mit zügigen Schritten – erst aus dem
       Saal und dann aus dem Gebäude. Für gewöhnlich steht er gerne vor der
       Kamera. Aber am Mittwoch beim Spionageprozess vorm Oberlandesgericht in
       Dresden ist das anders: Er ist schnurstracks weg.
       
       Angeklagt ist [1][Jian G., der mutmaßlich seit 2002 für einen chinesischen
       Geheimdienst] spioniert hat. Zwischen 2019 und 2024 war er
       Parlamentsmitarbeiter beim damaligen AfD-Europaabgeordneten Krah. Als
       solcher hat G. laut Bundesanwaltschaft teils sensible Informationen über
       die EU und Deutschland an China weitergegeben. Mehr als 500 Dokumente habe
       er gesammelt, steht in der Anklageschrift. Über seinen Anwalt lässt G. das
       bestreiten. Er selbst hat sich im Prozess nicht geäußert.
       
       Maximilian Krah macht hingegen seine Aussagen. Nur bei einem Punkt beruft
       er sich auf seinem Zeugnisverweigerungsrecht. Als der Vorsitzende Richter
       Hans Schlüter-Staats mit mehreren Nachfragen wissen will, ob G. über den
       Account von Krah auf Dokumente im Parlament zugreifen konnte, berichtet
       dieser nach und nach, alle Mitarbeiter seines Büros hätten das Passwort
       gekannt. Es habe nur eins gegeben für die Mails, den Kalender und die
       Zugriffsrechte.
       
       Wenn ein Mitarbeiter für seine Aufgabe Dokumente brauchte, habe er sie sich
       einfach besorgt. Krah selbst habe sich mit solchen Aufgaben nicht
       beschäftigen wollen, um sich ganz „der reinen Politik“ zu widmen. Noch
       [2][am Tag seiner Festnahme im April 2024] konnte G. damit ins interne
       System des Parlaments. Laut Gericht erlaubt das Europäische Parlament
       nicht, dass die Passwörter weitergegeben werden. Krah sagt, das wisse er
       nicht.
       
       Krah ist mittlerweile nicht mehr Europaabgeordneter. Nachdem er es sich im
       Europäischen Parlament [3][mit allen verscherzt hatte], gelangte er über
       ein Direktmandat des Wahlkreises Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II in
       den Bundestag.
       
       ## Krahs Experte für internationalen Handel
       
       Im Gerichtssaal interessiert die Bundesanwaltschaft auch noch, warum der
       AfD-Politiker G. darum gebeten hatte, für ihn zu arbeiten. Krah berichtet,
       dass er in den Ausschuss für internationalen Handel gewollt habe. Jian G.
       habe ihn dabei mit Expertise für die Facharbeit unterstützen sollen. Zum
       einen sei G. als Unternehmer erfahren, was Import- und Exporthandel angehe,
       zum anderen kenne er die chinesische Kultur und Sprache. G. ist in der
       Volksrepublik aufgewachsen, hat aber inzwischen die deutsche
       Staatsbürgerschaft.
       
       Zu den Dokumenten, die die Ermittlungsbehörden bei G. gefunden haben,
       gehören auch mehrere Gesprächsprotokolle. Die Bundesanwaltschaft geht davon
       aus, dass es um Gespräche mit Krah geht. Das Nachrichtenmagazin Spiegel
       berichtete Ende Juli, G. habe diese Dossiers auf Chinesisch angefertigt.
       Denen zufolge ließ sich Krah über Parteiinternes aus – selbst über intime
       Lebensdetails der AfD-Vorsitzenden. Vor Gericht sagte Krah, er könne sich
       nicht daran erinnern, was er mit G. besprochen habe. Aber an Klatsch
       beteilige er sich nicht.
       
       Dann möchte die Bundesanwaltschaft wissen, ob Krah Geld vom Angeklagten
       erhalten hat. Das ist der Moment, in dem Krah seine Angabe verweigert. Seit
       Mai ist bekannt, dass die Generalstaatsanwaltschaft Dresden auch gegen ihn
       ermittelt und beim Bundestag beantragt hat, seine Immunität aufzuheben. Es
       geht um Bestechlichkeit als Mandatsträger im Europäischen Parlament und
       Geldwäsche. Der Richter lässt es zu Protokoll geben. Krah lächelt, bittet
       um Verständnis. Es wirkt, als sei ihm das ziemlich unangenehm.
       
       Da Krah nach dem Gerichtstermin so schnell verschwand, schickte ihm die taz
       eine schriftliche Anfrage hinterher. Darauf reagierte Krah zwar, ließ die
       Fragen aber unbeantwortet. Um der gerichtlichen Aufklärung nicht
       vorzugreifen, wolle er keine weitere Stellungnahme abgeben. Er sei an einer
       umfassenden Aufklärung interessiert. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, zu
       denen er als Zeuge keine Aussage machen wollte, „entbehren jeder Grundlage
       und sind rein politisch motiviert“.
       
       3 Sep 2025
       
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       ## AUTOREN
       
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