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       # taz.de -- Kulturelles Erbe der Ukraine im Krieg: Leere Museumssäle in Mykolajiw
       
       > Die Hafenstadt am Schwarzen Meer wird täglich beschossen. In den Museen
       > werden jetzt mit Hilfe eines EU-Programms die Museumsexponate evakuiert.
       
   IMG Bild: In Mykolajiw schlagen täglich russische Raketen ein. Zerstört werden zivile Einrichtungen
       
       In den viereinhalb Monaten des russischen Angriffs auf die Ukraine wurden
       nach ukrainischen Angaben mindestens 407 kulturelle und historische Objekte
       im Land zerstört. [1][Die Vereinten Nationen werten die mutwillige
       Zerstörung von Museen, Bibliotheken und Theatern der Ukraine als mögliches
       Kriegsverbrechen Russlands.] In Mykolajiw, im Süden des Landes, bereiten
       Aktivisten Museumsexponate auf eine längere Einlagerung und eine mögliche
       Notevakuierung vor. In der Nacht zu Montag sei die Stadt „massiv mit
       Raketen beschossen“ worden, teilte der Gouverneur Vitali Kim mit.
       
       Vier große Museen gibt es in Mykolajiw, sie wurden alle in den ersten
       Kriegstagen geschlossen, aber seit einigen Wochen wird dort emsig
       gearbeitet. Einheimische haben, unterstützt [2][durch das Programm „House
       of Europe“] der EU und des Goethe-Instituts in der Ukraine, Holzkisten,
       Schutzfolie und Kraftpapier gekauft, um die Exponate zu sichern.
       
       Jewgen Gomonjuk, Sprecher der Entwicklungsagentur Mykolajiw, zeigt uns, wie
       die Gemälde aus dem Wereschtschagin-Kunstmuseum verwahrt werden. Alle
       Fenster und Türen des Gebäudes sind mit Sperrholzplatten vernagelt. Zum
       Treffen bringt Jewgen eine dicke Rolle feuerfester Plane mit. Er erklärt,
       dass die Exponate so zwar nicht [3][vor direkten Raketeneinschlägen]
       geschützt werden, einer Druckwelle oder einem Brand aber durchaus
       standhalten.
       
       In der Eingangshalle des Museums und in den Gängen stehen große Holzkisten.
       „Hier sind schon Gemälde und andere wertvolle Gegenstände verpackt“, sagt
       Jewgen. Einige Dutzend Bilder unterschiedlicher Größe warten noch darauf,
       verpackt zu werden. „Die Konservierung von Gemälden ist eine sehr delikate
       Arbeit, die nur Spezialisten übernehmen können. Wir helfen ihnen beim
       Einpacken und beim Tragen der Kisten“, erzählt ein junger Mann.
       
       ## Der Kampf könnte bis in den Winter dauern
       
       Außer Verpackungsmaterial haben die Aktivisten auch Geräte gekauft, die
       dafür sorgen, dass in den Lagerräumen die richtige Temperatur herrscht. Das
       ist wichtig für den Erhalt der Exponate, weil Feuchtigkeit, Kälte oder
       Hitze ihnen zusetzen können.
       
       In den Museen von Mykolajiw bereitet man sich moralisch darauf vor, dass
       die Kämpfe bis zum Winter anhalten. Dies wird auch bei der Verpackung der
       Gemälde und Skulpturen mitbedacht. Auch Überlegungen, dass die
       Museumsexponate eventuell aus der Region verbracht werden müssen, spielen
       beim Packen eine Rolle.
       
       „Unser kulturelles Erbe ist leider ebenfalls Opfer der russischen
       Aggressionen geworden. Darum müssen wir alles tun, um die Sammlungen
       unserer Museen zu schützen. Die ukrainische Kultur soll so wenige Verluste
       wie möglich durch diesen barbarischen Krieg erleiden“, sagt Jewgen, während
       er auf die leeren Wände eines Ausstellungssaales schaut.
       
       Aus dem Russischen [4][Gaby Coldewey]
       
       Finanziert wird das Projekt von der [5][taz Panter Stiftung]. 
       
       Einen Sammelband mit den Tagebüchern bringt der Verlag edition.fotoTAPETA
       im September heraus.
       
       21 Jul 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://genevasolutions.news/peace-humanitarian/unesco-deliberate-destruction-of-ukraine-s-cultural-heritage-could-be-considered-a-war-crime
   DIR [2] https://houseofeurope.org.ua/en
   DIR [3] /Krieg-in-der-Sued-Ukraine/!5868528
   DIR [4] /Gaby-Coldewey/!a23976/
   DIR [5] /!p4550/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anastasia Magasowa
       
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