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       # taz.de -- Kulturkampf von rechts: Zwischen Vielfalt und Qualität
       
       > Sollen Bibliotheken auch rechtsextreme Bücher zur Verfügung stellen? Die
       > Zentrale Landesbibliothek von Berlin findet: Ja.
       
   IMG Bild: Maximilian Krah steht in der Abteilung „Die Grünen. Piratenpartei. Weitere Parteien“ gleich viermal im Regal
       
       Berlin taz | Die Regale im Lesesaal der Amerika-Gedenk-Bibliothek (AGB) in
       Berlin-Kreuzberg sind prall gefüllt. Manche Bücher tragen Namen wie
       „Revolte gegen den Großen Austausch“, „Völkerpsychologie: Was uns
       unterscheidet“ oder „Alles Einzelfälle: Massenmigration und Sexualdelikte“.
       
       Diese Bücher sind im Antaios-Verlag erschienen, der von dem
       [1][rechtsextremen Verleger Götz Kubitschek] betrieben wird. Schon seit
       Jahren versuchen Vertreter der Neuen Rechten, über das Betreiben von
       Buchclubs, Buchmessen, Zeitschriften und Verlagen Einfluss auf Lesende zu
       nehmen. In Bibliotheken wird die Aufnahme derartiger Bücher in den Bestand
       kontrovers diskutiert.
       
       „Bibliotheken haben grundsätzlich immer ein Dilemma zwischen
       Informationsqualität und Meinungsvielfalt“, sagt der Direktor der Zentral-
       und Landesbibliothek Berlin (ZLB), Volker Heller der taz. Über 3,5
       Millionen Medien kann man in ihren beiden Standorten – der AGB und der
       Berliner Stadtbibliothek – ausleihen.
       
       Die Gewährleistung der Meinungsvielfalt sei für der ZLB sehr wichtig, so
       Heller. „Wenn man anfängt, zensierend einzugreifen, öffnet man die Büchse
       der Pandora und kriegt sie nie wieder zu.“ Wohin das führen könnte,
       [2][sehe man derzeit in den USA]. Zudem sei es nötig, rechte Medien
       bereitzustellen, „damit sich Nutzer*innen ein eigenes Bild auch über
       Meinungen machen können, die sie selbst nicht teilen.“
       
       ## Bewusster Umgang wichtig
       
       Dieses Anliegen hat auch das Antifaschistische Pressearchiv und
       Bildungszentrum Berlin (apabiz). Das apabiz ist das umfangreichste
       öffentlich zugängliche Facharchiv zur extremen Rechten nach 1945. „Wir
       achten auf den Hintergrund der Recherche, nicht jeder kann bei uns
       rechtsextreme Zeitschriften lesen“, sagt eine Mitarbeiterin der taz. Man
       arbeite für Menschen, die sich mit der extremen Rechten beschäftigen und
       sich gegen diese engagieren.
       
       In der AGB sind mehrere, teilweise sehr zerlesene Bücher des
       Antaios-Verlages an prominenter Stelle unter der Rubrik „Politik“ zu
       finden, andere sind ausgeliehen.
       
       „Wir empfehlen Bibliotheken, einen bewussten Umgang mit Werken mit
       menschenfeindlichen Inhalten zu pflegen“, sagt Simon Brost von der
       [3][Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin] (MBR). Man könne zum
       Beispiel die Nutzung auf den Gebrauch im Lesesaal zu beschränken. Eine
       Kontextualisierung dieser Medien sei auch empfehlenswert. Beispielsweise
       könne man ein Themenregal mit Sekundärliteratur zur „Neuen Rechten“
       einrichten oder Sticker mit Hinweisen auf diskriminierende Inhalte an den
       Büchern anbringen.
       
       Die ZLB hält das nicht für nötig. „Publizierte antidemokratische Irrwege“
       würden von der Bibliothek aber mit ihrem „öffentlichen Eintreten für eine
       vielfältige, liberale und demokratische Gesellschaft kommentiert und
       bekämpft“, führt Heller aus. Dazu gehöre auch die Bildungsarbeit, die man
       durch vielfältige Veranstaltungen in der Bibliothek leiste.
       
       Bei der [4][„Nacht der Bibliotheken“] [5][am Freitag] beispielsweise können
       sich Groß und Klein in der ZLB ab 13 Uhr über Fake News informieren.
       
       2 Apr 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Antaios-Verlag-von-Goetz-Kubitschek/!6017560
   DIR [2] /Trump-verbietet-Worte/!6072566
   DIR [3] https://www.mbr-berlin.de/
   DIR [4] https://www.nachtderbibliotheken.de/veranstaltungen/
   DIR [5] /Nacht-der-Bibliotheken-kommt-nach-Berlin/!6075722
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Klarissa Krause
       
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