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       # taz.de -- Lagebericht der Amadeu Antonio Stiftung: Alles voll mit Antisemitismus
       
       > Der Ukraine-Krieg zeigt, wie verbreitet Judenhass ist – und bedroht
       > ukrainische Shoah-Überlebende direkt. Rund 100 wurden nach Deutschland
       > evakuiert.
       
   IMG Bild: Putin als Hitler: ein problematischer Vergleich
       
       Berlin taz | Antisemitismus ist in Deutschland Alltag. Im Kontext des
       Ukraine-Kriegs haben sich antisemitische Erzählungen normalisiert und sind
       in allen Gesellschaftsschichten und politischen Lagern anschlussfähig. Das
       ist das Fazit des [1][neunten Lagebilds] zum Thema Antisemitismus, das die
       Amadeu Antonio Stiftung (AAS) am Mittwoch veröffentlicht hat.
       
       Im Kontext des [2][Ukraine-Kriegs] zeige sich die Allgegenwart von
       antisemitischen Erzählungen besonders deutlich, erläuterten die
       Expert:innen der AAS. Auf der pro-ukrainischen Seite würden
       geschichtsrevisionistische Hitler- und Shoah-Vergleiche bemüht, auf der
       anderen Seite betrieben deutsche Putin Unterstützer:innen eine
       schockierende Täter-Opfer-Umkehr, indem sie provokant einen Davidstern
       (oder auch „Russlandstern“) tragen.
       
       Auch russische Politiker:innen instrumentalisierten den
       Nationalsozialismus, um den Angriffskrieg zu legitimieren, so die
       Expert:innen. Und online reproduzierte etwa eine antisemitische
       Tik-Tok-Challenge einen problematischen Ukraine-Palästina-Vergleich. So
       erreiche der [3][Antisemitismus] auch ein junges Publikum.
       
       Der Krieg gegen die Ukraine sei auch ein Krieg gegen die Erinnerung an die
       Shoah und gegen jüdisches Kulturerbe, wie der Angriff auf die Gedenkstätte
       Babyn Jar in Kiew exemplarisch zeige.
       
       ## Verwandte in der Ukraine
       
       Die russischen Attacken bedrohen aber auch das Leben von in der Ukraine
       lebenden Shoah-Überlebenden direkt. Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden
       in Deutschland (ZWST) bemüht sich deshalb um eine Evakuierung der
       Shoah-Überlebenden nach Deutschland. Bisher konnten rund 100 Menschen aus
       dem Kriegsgebiet evakuiert und in deutschen Seniorenheimen untergebracht
       werden.
       
       Aron Schuster, Direktor der ZWST, nannte die Evakuierung der
       Shoah-Überlebenden nach Deutschland eine „irrwitzige Ironie des Schicksals“
       und betonte bei der Präsentation des Lagebilds am Mittwoch, dass die
       Evakuierung in das Land der Täter für die Betroffenen belastend und
       retraumatisierend sein kann.
       
       Auch für die deutsch-jüdische-Community stelle der russische Angriffskrieg
       eine besondere Belastung dar, 45 Prozent von ihnen haben familiäre
       Beziehungen in die Ukraine. Diese besondere emotionale Betroffenheit der
       jüdischen Bevölkerung werde von der deutschen Dominanzgesellschaft nicht
       thematisiert oder anerkannt, so Schuster.
       
       Auch außerhalb des Kriegskontexts grassiere der Antisemitismus in
       Deutschland. „Die Normalisierung hat um sich gegriffen“, monierte Tahera
       Ameer, Programmvorstand der AAS. Befürwortung der „Intifada“ auf
       Anti-Israel-Demonstrationen in Berlin-Neukölln verherrlichten
       antisemitischen Terrorismus, die Süddeutsche Zeitung reproduziere
       antisemitische Stereotype in einer Karikatur, die den ukrainischen
       Präsidenten als hinterlistigen Strippenzieher darstellt.
       
       Antisemitismus sei in Deutschland allgegenwärtig und werde, ob bewusst oder
       aufgrund Ignoranz, von verschiedenen Akteur:innen für unterschiedliche
       politische oder wirtschaftliche Ziele eingesetzt.
       
       Antisemitismus sei ein vielschichtiges Phänomen, was einheitliche
       Bekämpfungsbemühungen erschwere. Neben mehr Sichtbarkeit für die
       verschiedenen Facetten des Antisemitismus brauche es viel Kreativität und,
       im Kontext des Ukraine-Kriegs, vor allem russisch- und ukrainischsprachige
       Aufklärungsangebote, meinen die Vertreter:innen der AAS.
       
       8 Jun 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/ukraine-krieg-zeigt-wie-austauschbar-anlaesse-fuer-antisemitismus-sind-zivilgesellschaftliches-lagebild-antisemitismus-09-85289/
   DIR [2] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5859009
   DIR [3] /QAnon-Bewegung-in-der-Pandemie/!5792201
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marita Fischer
       
       ## TAGS
       
   DIR Antisemitismus
   DIR Amadeu-Antonio-Stiftung
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   DIR Schwerpunkt Paragraf 219a
       
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