# taz.de -- Leck in französischem AKW: Kumulierte Zwischenfälle
> Ein Leck im AKW Civaux belastet Frankreichs angespanntes Stromnetz.
> Mittelbar hat das auch Auswirkungen auf die Versorgungslage in
> Deutschland.
IMG Bild: Sieht idyllisch aus, ist aber alt und gefährlich: AKW im französischen Civaux
„Keine Gefahr für die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung!“ Die als
Beruhigung der Öffentlichkeit gedachte Erklärung der Vizedirektorin der
französischen Strahlenschutzbehörde IRSN, Karine Herviou, zu einem
Zwischenfall im AKW Civaux tönt wie Routine. Denn die zum Teil gealterten
Reaktoren sind pannenanfällig. Der Grund für die offizielle Entwarnung ist
ein Leck im Kühlsystem eines Reaktors in der französischen Anlage in der
Nähe von Poitiers.
Konstatiert wurde das Problem am vergangenen Mittwoch, die Meldung der IRSN
kam fast eine Woche danach. Betont wird, dass keine Radioaktivität
freigesetzt wurde. Laut den vorliegenden Angaben war ein Verschluss des
Kühlsystems undicht. Es sei das erste Mal, dass ein solches Problem
beobachtet wurde. Die Reparatur und die nötigen Reinigungsarbeiten stellten
keine besondere Schwierigkeit dar und würden voraussichtlich bloß „einige
Tage“ erfordern.
Dennoch kommt dieser jüngste Zwischenfall ungelegen. Der Energiekonzern EDF
wird von der Staatsführung gedrängt, so schnell wie möglich mit allen 56
Reaktoren den Vollbetrieb für die Wintermonate wiederaufzunehmen. Anfang
November waren aber immer noch 24 wegen Wartung, Inspektionen oder
Reparaturen abgestellt. Herviou bestätigte, dass sich „die Verzögerungen
kumulieren“ und dass zahlreiche Reaktoren weiterhin für die Stromproduktion
ausfallen werden.
Im vergangenen Sommer waren zeitweilig bis zu 32 Reaktoren außer Betrieb.
Statt wie üblich Atomstrom exportieren zu können, war Frankreich daher
gezwungen, zwei abgestellte Gaskraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen und
Strom zu importieren. Das hatte zur Folge, dass Deutschland mit Strom aus
Atom und Kohle zusätzlich zum eigenen Bedarf auch Frankreich mitversorgen
musste.
Auf dem Höhepunkt dieser Energieversorgungskrise hatte Staatspräsident
Emmanuel Macron verlangt, dass die französischen AKWs bis Anfang 2023 ihre
volle Produktionskapazitäten erlangen. Zudem hat er für die ferne Zukunft
einen massiven Ausbau der Atomenergie angekündigt und für 2035 sechs
EPR-Reaktoren bestellt, weitere acht könnten später in Auftrag gegeben
werden.
8 Nov 2022
## AUTOREN
DIR Rudolf Balmer
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