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       # taz.de -- Leistungsschutzrecht im Netz: LSR ist Anwalts Liebling
       
       > Google fährt eine Kampagne und der Bundestag tagt nachts – die Debatte
       > ums Leistungsschutzrecht wird heftiger. Auch und vor allem im Netz.
       
   IMG Bild: Schafft, wer hier Leistungsschutzrecht eingibt, das LSR ab?
       
       BERLIN taz | Am Donnerstag berät erstmals der Bundestag über den
       Gesetzentwurf zum Leistungsschutzrecht. In Blogs und auf Twitter ist die
       Diskussion längst in vollem Gange. Unter dem [1][Twitter-Hashtag #lsr] wird
       freudig diskutiert – allerdings sind die Gegner so gut wie unter sich. Nur
       ab und an tauchen ein paar Befürworter auf, die dann aber sogleich der Häme
       zum Opfer fallen, wie der Bundesverband der Zeitungsverleger, der
       twitterte, die Arbeit von Suchmaschinen sei [2][vergleichbar mit
       Ladendiebstahl]. Das [3][freute die Gegner] – Vergleiche der digitalen mit
       der analogen Welt sind doch immer ein großer Spaß.
       
       [4][Christoph Keese], Chef der „Public Affiars“ bei der Axel Springer AG,
       hat die Frontstellung der Befürworter übernommen und bleibt unermüdlich
       dabei: „Das Leistungsschutzrecht wird einen Schub von Innovationen und
       neuen Ideen auslösen“, [5][hofft er in seinem Blog Presseschauder].
       
       Überraschend, aber nicht ernst gemeint, spricht sich Rechtsanwalt Markus
       Kompa [6][ebenfalls für das LSR aus]: „Das Leistungsschutzrecht wird für
       jede Menge Rechtsunfrieden sorgen und ist daher aus anwaltlicher
       Perspektive nur zu begrüßen.“ Hier argumentiert eben jeder aus seinen
       wirtschaftlichen Interessen.
       
       Die Jugendorganisationen der politischen Parteien sind geschlossen gegen
       das Leistungsschutzrecht und haben eine [7][gemeinsame Erklärung] abgegeben
       (nur die von der Linkspartei durften nicht mitmachen, sind aber auch
       dagegen). Auch das Max-Planck-Institut veröffentlichte [8][eine
       Stellungnahme] – von Urheberrechtsforschern: „Der Bedarf für ein solches
       Schutzrecht wurde bislang in keiner Weise nachgewiesen. Es besteht die
       Gefahr unabsehbarer negativer Folgen.“ Bäm.
       
       ## Soll Google Geld verlangen?
       
       David Bauer [9][meint], die Verlage schaffen es nicht, im Netz Geld zu
       verdienen und machen deswegen jetzt den Umweg über das LSR. Seiner Meinung
       nach könnte umgekehrt Google Geld von den Verlagen verlangen: „Google
       liefert den Verlagen Kunden, die sie sonst nicht hätten.“
       
       Die [10][Kampagne von Google] gegen das LSR hat die Debatte noch einmal
       schön befeuert und die Gegner vor die kniffelige Frage gestellt, ob mit dem
       doch eher bösen Google gemeinsame Sache gemacht werden kann. Den Verlegern
       kam die Kampagne jedenfalls gerade recht, sie bezeichneten sie sogleich als
       „[11][üble Propaganda]“.
       
       Auf [12][netzpolitik.org] ging man so weit nicht, sieht aber „Großkonzerne
       nicht immer als Teil der Lösung, sondern auch als Teil des Problems“. Ja,
       ist eben kompliziert. Nur die großen Presseorgane waren sich ziemlich einig
       über Googles Kampagne: Das geht gar nicht. Wobei genau diese Reaktion dann
       wieder Gegenkritik an der Berichterstattung der Presse über die ganze
       Debatte hervorruft.
       
       ## #lsrboykott
       
       Stefan Niggemeier reagiert auf die Kritik von [13][Spiegel Online],
       [14][Süddeutsche] und [15][FAZ] an Google, sich als Verfechter des freien
       Internets aufzuspielen und eine Kampagne gegen das Leistungsschutzrecht
       gestartet zu haben. Den Vorwurf, Google handele nicht aus einem
       gemeinnützigen, sondern einem kommerziellen Interesse, [16][gibt er an die
       Verlage zurück], die allerdings Vertrauen bei Lesern verloren hätten.
       Ähnlich argumentiert Thomas Stadler in seinem Blog [17][Internet-Law].
       
       Der Pottblog zeigt, dass die Westdeutsche Allgemeine Zeitung einseitig über
       das Leistungsschutzrecht berichtet. In der WAZ heiße es: „Dass Google seine
       Macht im eigenen wirtschaftlichen Interesse so schamlos ausnutzt, ist
       schäbig.“ Die WAZ selber nutze ihre publizistische Macht genauso aus und
       berichte einseitig positiv über das LSR, [18][erwidert der Pottblog]. Auch
       Richard Gutjahr [19][kritisiert die Berichterstattung] über das LSR: „(...)
       es geht um Standortpolitik, um knallharte Geschäftsinteressen, von
       journalistischer Neutralität und Ausgewogenheit bei den deutschen
       Qualitätsmedien keine Spur.“
       
       Um die ganze Debatte mal etwas handfester zu machen, rufen Aktivisten seit
       Donnerstag auf der Seite [20][informationsverzicht.de] dazu auf, „auf den
       Kauf journalistischer Nachrichtenerzeugnisse“ von Verlagen, die das LSR
       unterstützen, zu verzichten. Mit dem Hashtag [21][#lsrboykott] suchen sie
       nach Mitzeichnern. Am Donnerstag Mittag waren es nur 28, aber es dürften
       noch ein paar mehr werden.
       
       29 Nov 2012
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://twitter.com/search?q=%23lsr&src=typd
   DIR [2] http://twitter.com/BdzvPresse/status/273377595175878656
   DIR [3] http://netzpolitik.org/2012/bdzv-arbeit-von-suchmaschinen-ist-mit-ladendiebstahl-vergleichbar/
   DIR [4] http://twitter.com/ChristophKeese
   DIR [5] http://www.presseschauder.de/ein-textangebot-fur-zeit-online/
   DIR [6] http://www.kanzleikompa.de/2012/11/28/warum-wir-ein-leistungsschutzrecht-brauchen/
   DIR [7] http://www.junge-union.de/content/presse/mitteilungen/1366
   DIR [8] http://www.ip.mpg.de/files/pdf2/Stellungnahme_zum_Leistungsschutzrecht_fuer_Verleger.pdf
   DIR [9] http://www.davidbauer.ch/2012/11/25/eine-leistung-die-es-zu-schutzen-gilt/
   DIR [10] http://www.google.de/campaigns/deinnetz/
   DIR [11] http://www.bdzv.de/aktuell/pressemitteilungen/artikel/detail/verleger_google_missbraucht_marktbeherrschende_stellung_fuer_eigene_interessen/
   DIR [12] http://netzpolitik.org/2012/politische-kampagnen-von-google-groskonzerne-sind-nicht-immer-teil-der-losung-sondern-auch-teil-des-problems/
   DIR [13] http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/google-kampagne-gegen-leistungsschutzrecht-google-ist-nicht-das-netz-a-869510.html
   DIR [14] http://www.sueddeutsche.de/digital/kampagne-gegen-leistungsschutzrecht-googles-scheinheiliger-kampf-1.1534914
   DIR [15] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/leistungsschutzrecht-google-steht-uns-bei-11973583.html
   DIR [16] http://www.stefan-niggemeier.de/blog/google-ist-nicht-das-netz-und-verlage-sind-nicht-der-gute-journalismus/
   DIR [17] http://www.internet-law.de/2012/11/max-planck-institut-grur-und-fuhrende-rechtswissenschaftler-sprechen-sich-gegen-leistungsschutzrecht-aus.html
   DIR [18] http://www.pottblog.de/2012/11/29/wie-einseitig-die-westdeutsche-allgemeine-zeitung-waz-uber-das-geplante-leistungsschutzrecht-lsr-fur-presseverleger-informiert/
   DIR [19] http://gutjahr.biz/2012/10/lobbyismus/
   DIR [20] http://informationsverzicht.de/
   DIR [21] http://twitter.com/search?q=%23lsrboykott&src=typd
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frauke Böger
       
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       weiter.