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       # taz.de -- Machtkampf in Bremen: AfD demontiert sich selbst
       
       > In der Bremer AfD eskaliert der Machtkampf zwischen dem
       > Landesvorsitzenden Frank Magnitz und dem Fraktionsvorsitzenden Thomas
       > Jürgewitz.
       
   IMG Bild: Ist sich keiner Schuld bewusst: der Bremer AfD-Landeschef Frank Magnitz
       
       Hamburg taz | In der Bremer AfD wächst die Kritik am Doppelmandat des
       Landesvorsitzenden Frank Magnitz. Er will an seinem Bundestagsmandat an
       der Spree und an seinem Bürgerschaftsmandat an der Weser festhalten. Das
       Ultimatum des Bundesvorstandes, bis zum 1. September eines der Mandate
       abzugeben, will Magnitz verstreichen lassen. Auf dem kommenden
       Landesparteitag am 15. September wird deshalb eine harte
       Auseinandersetzung erwartet.
       
       Denn das Festhalten an beiden Mandaten hat das Verhältnis zwischen Magnitz
       und dem Bürgerschaftsfraktionschef der AfD, Thomas Jürgewitz, nachhaltig
       belastet. Bis vor Kurzen konnten die beiden Partei-Rechten bestens
       miteinander. Zusammen stellten sie den früheren
       AfD-Bürgerschaftsabgeordneten Alexander Tassis kalt sowie einige andere
       innerparteilichen Widersacher. Beide wollen jetzt vor dem Parteitag
       versuchen, Mehrheiten für sich zu mobilisieren.
       
       In dieser Woche bekräftigte Jürgewitz, der auch stellvertretender
       Landesvorsitzender ist, dass im Landesvorstand wegen des eher schwachen
       Ergebnisses bei der Bürgerschaftswahl große Unzufriedenheit herrsche. Am
       26. Mai war die AfD zwar mit 6,1 Prozent in Fraktionsstärke in die
       Bürgerschaft eingezogen, die Partei hatte allerdings gehofft, mehr als fünf
       Mandate zu gewinnen.
       
       „Die Mitglieder erwarten von Frank Magnitz Erklärungen und die Übernahme
       der Verantwortung als Spitzenkandidat für dieses Ergebnis“, hieß es am
       Montag in einer Pressemitteilung. Auf die Nachfrage, ob dies als
       Rücktrittsforderung zu verstehen sei, sagte Jürgewitz: „Das kann man so
       sehen.“
       
       ## Magnitz soll Partei-Masseneintritte initiiert haben
       
       Der 60-Jährige betonte, dass die Mehrheit im Landesvorstand erwarte, dass
       Magnitz bis zum Ultimatum des Bundesvorstandes sein Mandat niederlege. Mit
       sechs zu zwei Stimmen habe sich schon vor Längerem der Landesvorstand der
       Bundesempfehlung angeschlossen.
       
       Jürgewitz behauptet nun, dass Magnitz Mitte August auf einer
       Vorstandssitzung versucht habe, 14 neue Mitglieder, die er selbst gewonnen
       hätte, schnell „durchzuwinken“. Eine Mehrheit des Vorstandes hätte aber
       entschieden, dass der Schatzmeister die Voraussetzungen der Personen
       überprüfen solle, da „einige“ davon sich der Partei als Sozialtarifzahler
       anschließen wollten.
       
       Der vor Kurzem wegen Umzugs ausgeschiedene Schatzmeister Guido Thieme sagte
       ebenso, dass Magnitz sich mit Masseneintritten von Getreuen Mehrheiten
       sichern wolle.
       
       Den offenen Machtkampf könnte aber auch Neid auf Magnitz’ Bezüge befeuern.
       Als Bundestagsabgeordneter erhält der AfD-Mann monatlich 10.083 Euro sowie
       5.154 Euro als Bürgerschaftsabgeordneter. Jürgewitz kommt als Fraktionschef
       auf 12.886 Euro im Monat.
       
       ## Eigenmächtige Einkäufe
       
       Thieme hält Magnitz aber auch einen unrechtmäßigen Umgang mit
       Parteivermögen vor. Anfang 2017 soll Magnitz aus privaten Mitteln zwei
       Fahrzeuge für die Partei gekauft haben, die im Bundestags- und
       Bürgerschaftswahlkampf eingesetzt wurden. Erst nach dem als eigenmächtig
       kritisierten Kauf habe der Vorstand entschieden, dass die Partei die Kosten
       übernimmt.
       
       Gegen die Anweisung des ehemaligen Schatzmeisters soll Magnitz zudem Gelder
       des Landesverbandes in fünfstelliger Höhe an eine ihm gehörende Firma
       überwiesen haben. Die Summen beruhten zum größten Teil auf Rechnungen, die
       er moniert habe, sagt Thieme dem Weser-Kurier.
       
       Frank Magnitz, der der taz gegenüber keine Auskunft gibt, konterte
       unlängst, dass der Autokauf mit dem Vorstand klar geregelt gewesen sei.
       Thieme und Jürgewitz wollten das jetzt nicht mehr zugeben. Der 67-Jährige
       hält Jürgewitz zudem vor, den Bremerhavener Verband „wie eine Inselfestung“
       zu regieren, um ihn mit dieser Hausmacht aus seinen Ämtern zu verdrängen.
       
       Seit geraumer Zeit habe er den Eindruck, der 60-jährige Jürgewitz wolle ihn
       schon 2021 als Bundestagsabgeordneter ablösen. Noch keine Aussage wollte
       Magnitz gegenüber dem Weser-Kurier machen, ob er erneut für den
       Landesvorsitz kandidieren will: „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen.“
       Jürgewitz schloss derweil nicht aus, für das Parteiamt zu kandidieren.
       
       29 Aug 2019
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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