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       # taz.de -- Machtkampf und Krise in Venezuela: Hilfsgüter als Politikum
       
       > Venezuelas Opposition macht Politik mit Hilfsgütern, Präsident Maduro
       > zeigt sich stets umgeben von Militär. Die Grenzen bleiben für
       > Hilfskonvois geschlossen.
       
   IMG Bild: Weiterhin gesperrt: Die Tienditas-Grenzbrücke zwischen Venezuela und Kolumbien.
       
       Caracas dpa/taz | Das venezolanische Militär ignoriert weiter die Forderung
       des selbsternannten Interimspräsidenten Juan Guaidó, Hilfslieferungen ins
       Land zu lassen. Soldaten [1][blockieren seit Tagen] eine Grenzbrücke zur
       kolumbianischen Stadt Cúctuca. Dort warteten immer noch zehn Lastwagen mit
       etwa 100 Tonnen Hilfsgütern für notleidende Menschen in Venezuela auf die
       Fahrt über die Grenze.
       
       Guaidó sagte am Sonntag, es gehe darum, Leben in Venezuela zu retten. Die
       ausländische Hilfe sei von der venezolanischen Zivilgesellschaft gewollt,
       betonte Guaidó nach einem Gottesdienst in der Hauptstadt Caracas. Die
       Lieferungen sind von den USA und der rechten kolumbianischen Regierung
       organisiert.
       
       Er machte den Menschen Hoffnungen, dass es in den kommenden Tagen
       Fortschritte geben werde bei den Bemühungen, die Hilfsgüter nach Venezuela
       zu bringen. Er verfügt jedoch über keine Regierungsgewalt. Die liegt bei
       Staatschef Nicolás Maduro, der die Hilfslieferungen als demütigende Almosen
       und mögliches Einfallstor für eine ausländische Militärintervention
       ablehnt. Statt „vergiftete“ Hilfspakete zu schicken, sollten die USA
       Sanktionen gegen sein Land aufheben, forderte Maduro. Guaidó bezeichnet er
       als „Marionette“ der USA.
       
       Tatsächlich haben die Hilfslieferungen eher politischen denn
       praktisch-humanitären en Charakter. Wie die britische BBC vor einigen Tagen
       unter Berufung auf Quellen im Umfeld Juan Guaidós [2][berichtete],
       analysiert die Opposition das ganz trocken: Die Hilfslieferungen seien
       „eine Feuerprobe für das Militär: Entweder werden sie beschlagnahmt oder
       sie lassen sie durch. In beiden Fällen verliert die Regierung.“ Und wenn
       die Lieferungen, wie geschehen, blockiert werden, gibt das der
       internationalen Kritik an Maduros Regime neue Nahrung.
       
       ## Maduro zeigt sich umgeben von Militär
       
       Sowohl Anhänger Maduros wie auch Guaidós gingen am Wochenende wieder auf
       die Straßen. Offizielle Angaben zu Teilnehmerzahlen auf beiden Seiten gab
       es zunächst nicht. Im Nachrichtenblatt der sozialistischen Partei machte
       Maduro erneut die USA für die Lage im Land verantwortlich. Die
       „kriegstreibende Hysterie der imperialistischen Führer“ sei Schuld, hieß es
       in der Mitteilung. US-Präsident Donald Trump, sein Stellvertreter Mike
       Pence und US-Außenminister Mike Pompeo gehörten zu einer „rassistischen,
       faschistischen Elite“.
       
       Maduro besuchte am Sonntag gemeinsam mit Verteidigungsminister Vladimir
       Padrino López und dem Chef der Streitkräfte, Remigio Ceballos, eine Übung
       der zivilen Kampfgruppen im Bundesstaat Miranda. „Hier gibt es bewaffnete
       Streitkräfte und hier gibt es ein Volk, das die Ehre, die Würde und den
       Anstand eines Vaterlands verteidigt, das seit 200 Jahren für seine Zukunft
       kämpft“, sagte Maduro. „Weg mit Donald Trump, weg mit seinen Drohungen.“
       
       Schon seit Tagen zeigt sich Maduro nahezu täglich umgeben von Militärs, auf
       [3][Twitter] veröffentlicht er ständig Live-Videos von Besuchen bei
       Armee-Einheiten. Die Botschaft ist klar: Zwischen seine Regierung und das
       Militär ist kein Keil zu treiben.
       
       Obwohl Venezuela über die größten bekannten Erdölreserven weltweit verfügt,
       fehlen massenweise Lebensmittel und Medikamente. Hyperinflation macht
       Bargeld faktisch wertlos. Etwa drei Millionen Menschen sind bereits ins
       Ausland geflüchtet. Regierungskritiker werden inhaftiert, Korruption und
       Gewaltkriminalität sind weit verbreitet. Die krassen Unterschiede zwischen
       Arm und Reich destabilisieren Staat und Gesellschaft zusätzlich.
       
       11 Feb 2019
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Blockierte-Hilfslieferungen-fuer-Venezuela/!5571487
   DIR [2] https://www.bbc.com/mundo/noticias-america-latina-47152827
   DIR [3] https://twitter.com/NicolasMaduro
       
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