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       # taz.de -- Macron im Wahlkampfmodus: Öl ins Feuer
       
       > Die Aufgabe des französischen Präsidenten wäre es eigentlich, in einer
       > gespaltenen Gesellschaft für Ruhe zu sorgen. Doch Macron tut das
       > Gegenteil.
       
   IMG Bild: Macron sagt Ungeimpften den Kampf an
       
       Emmanuel Macron ist im Wahlkampf. Auch wenn er seine Kandidatur noch nicht
       erklärt hat, stürzt sich der Präsident ab sofort in die Kampagne um seine
       Wiederwahl. Anders kann man sich seine Bemerkung, er habe große Lust,
       [1][„die Ungeimpften bis zum bitteren Ende zu ärgern“], nicht erklären.
       
       Der Ausspruch, der im französischen Original deutlich aggressiver und
       vulgärer klingt als in der deutschen Übersetzung, sorgt zu Recht für
       Aufregung. Denn Macron zeigt drei Monate vor der Wahl, dass er nicht mehr
       der Präsident aller Französinnen und Franzosen ist. Er spaltet die
       Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte. Da 90 Prozent der Französinnen und
       Franzosen bereits immunisiert sind, weiß Macron eine deutliche Mehrheit
       hinter sich. Doch den Kampf um die anderen 10 Prozent hat er aufgegeben.
       
       Für den Wahlkampf bedeutet Macrons Äußerung nichts Gutes. Schon jetzt ist
       das politische Klima so aufgeheizt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Der
       Präsident wurde im vergangenen Sommer [2][von einem Anhänger der
       ultrarechten Szene geohrfeigt]. Büros von Abgeordneten werden verwüstet und
       Bürgermeisterinnen und Bürgermeister regelmäßig angegriffen oder bedroht.
       
       Bei einer Kundgebung des [3][rechtsextremen Kandidaten Éric Zemmour]
       veranstalteten dessen Anhänger eine wahre Menschenjagd auf
       Anti-Rassismus-Aktivistinnen und -Aktivisten. Macron selbst warnte im
       vergangenen Jahr, dass die Gesellschaft immer gewalttätiger werde.
       
       ## Strategie der Spaltung
       
       Die Aufgabe des Staatschefs wäre es, in diesem Kontext für Ruhe zu sorgen.
       Doch Macron gießt noch Öl ins Feuer. Nicht nur einmal, sondern immer
       wieder. Seit Beginn seiner Amtszeit entschlüpften ihm wiederholt
       verächtliche Sätze gegen sozial Benachteiligte und Arbeitslose.
       
       Er habe dazugelernt, bekannte er vor Weihnachten selbstkritisch in einem
       Fernsehinterview. Glauben kann ihm das nach seiner Äußerung zu den
       Ungeimpften keiner mehr. Mit einer Strategie der Spaltung kann Macron
       vielleicht die Wahl gewinnen. Doch der Präsident aller Französinnen und
       Franzosen kann er nicht mehr werden.
       
       5 Jan 2022
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.arte.tv/de/afp/neuigkeiten/empoerung-ueber-macrons-ankuendigung-zum-druck-auf-ungeimpfte
   DIR [2] /Ohrfeige-fuer-Praesident-Macron/!5773350
   DIR [3] /Rechter-Zemmour-erklaert-Kandidatur/!5815701
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christine Longin
       
       ## TAGS
       
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