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       # taz.de -- Magdalena Andersson: Schwedens oberste Sozialdemokratin
       
       > Sie war Finanzministerin und ist nun Vorsitzende von Schwedens
       > Sozialdemokraten. Und bald leitet Andersson die Regierungsgeschäfte im
       > Land.
       
   IMG Bild: Sie wird bald die erste Regierungschefin Schwedens: Magdalena Andersson
       
       Stockholm taz | Schweden ist das einzige skandinavische Land, das noch nie
       eine Frau an der Spitze der Regierung hatte. Mit Magdalena Andersson soll
       sich das ändern. Am Donnerstagnachmittag wurde sie auf dem Parteitag der
       SozialdemokratInnen zu deren Vorsitzenden gewählt. Im Laufe des Monats
       [1][soll sie vom bisherigen Parteichef Stefan Löfven das Regierungsamt
       übernehmen] und sich vom Parlament als neue Ministerpräsidentin bestätigen
       lassen.
       
       Andersson schreibt Geschichte: Es ist 100 Jahre her, dass erstmals Frauen
       bei einer schwedischen Parlamentswahl stimmberechtigt waren. Bitter ist für
       die SozialdemokratInnen nur, dass sie in den 110 Jahren, in denen sie zu
       Wahlen angetreten sind, sich noch nie auf ein schwächeres Ergebnis stützen
       konnten.
       
       Die 54-jährige bisherige Finanzministerin hat bis zur nächsten
       Parlamentswahl im September 2022 Zeit, um das zu ändern. Sie lässt keine
       Zweifel daran, nicht als Löfven-Nachfolgerin ins Amt der Regierungschefin
       reinzurutschen, sondern sich nach einer Parlamentswahl zu behaupten. „Ich
       stehe gerne in der ersten Reihe und trage Verantwortung“, sagt sie: „Und
       ich liebe es, zu bestimmen und zu gewinnen.“
       
       Ehrgeiz zeigte sie schon als Jugendliche im Leistungssport: Zwei
       Goldmedaillen im Brustschwimmen bei den schwedischen Juniormeisterschaften
       holte sie. Ihre andere Leidenschaft: die Politik. Olof Palme war noch
       Ministerpräsident, als sie sich in ihrer Heimatstadt Uppsala den
       schwedischen Jusos anschloss: „Mit jugendlicher Wut regte ich mich über
       alle Ungerechtigkeiten auf. Und diese Wut habe ich immer noch in mir.“
       
       ## In Umfragen trauen ihr viele das Regierungsamt zu
       
       Anderssons Art, dass sie Verhandlungen auch mal kurzerhand abbricht oder
       gallig reagiert, wenn ihre Einschätzungen nicht geteilt werden, sind
       mediales Dauerthema. Mit Klein My, dem furchtlos-unverblümten Charakter aus
       den Mumintal, wurde sie verglichen, TV-Satiresendungen lieben sie, weil
       „Bulldozer“, so ihr Spitzname, für immer neuen Stoff sorgt.
       
       Der erste Berufswunsch der jungen Magdalena war, Inhaberin eines
       Konsumladens zu werden. Das Wirtschaftsthema prägte auch ihr weiteres
       Leben: Masterexamen und Promotion an der Handelshochschule Stockholm,
       Harvard University, ab 1996 finanzpolitische Positionen in Regierung und
       Steuerbehörde, seit 2014 Finanzministerin. 2020 wurde sie als erste Frau in
       das beratende Komitee des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewählt. Und
       seit 25 Jahren ist sie mit einem Ökonomieprofessor verheiratet – das Paar
       hat zwei erwachsene Kinder.
       
       40 Prozent der SchwedInnen glauben, sie werde einen besseren Job machen als
       Löfven, nur 7 Prozent bezweifeln das. Konservative und Liberale warnen, mit
       ihr könne es einen Linksruck geben, weil sie eine Millionärssteuer plant
       und verspricht, die wachsende Ungleichheit konsequenter zu bekämpfen.
       Sieben von zehn sozialdemokratischen WählerInnen hoffen, dass sie
       tatsächlich damit ernst macht.
       
       4 Nov 2021
       
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