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       # taz.de -- Massenproteste in der Slowakei: Tausende gegen Robert Ficos pro-russischen Kurs
       
       > In mehr als 40 Städten gingen wieder Menschen gegen die slowakische
       > Regierung auf die Straße. Diese gibt sich seit Langem russlandfreundlich.
       
   IMG Bild: Seit Monaten halten die Massenproteste gegen Ministerpräsidenten Robert Fico an wie hier in Bratislava am 7. März
       
       Wien taz In der Slowakei haben am Freitag erneut Tausende Menschen gegen
       die russlandfreundliche Politik von Ministerpräsident Robert Fico
       protestiert. In mehr als 40 Städten gab es Kundgebungen, wie die
       Organisatoren mitteilten. Allein in der Hauptstadt Bratislava versammelten
       sich nach Medienberichten rund 10.000 Demonstrant:innen auf dem
       Freiheitsplatz. Die aktuellen Demonstrationen reihen sich [1][in bereits
       monatelange Proteste] gegen Ficos illiberale Politik ein – etwa [2][gegen
       seine Kulturpolitik].
       
       Organisiert wurden die Proteste von Mier Ukrajine (Frieden für die
       Ukraine). Die Bürgerinitiative setzt sich für eine stärkere militärische
       Unterstützung des angegriffenen Nachbarlands ein und sammelt dafür Spenden.
       Nach seinem Wahlsieg im Herbst 2023 hatte Fico die militärische
       Unterstützung der Ukraine aus slowakischen Armeebeständen eingestellt.
       Dennoch werden Waffenverkäufe an die Ukraine fortgesetzt, und die Slowakei
       liefert weiterhin „nicht tödliche“ Güter wie Minenräumgeräte und
       Stromgeneratoren.
       
       Immer wieder hatte Fico die Ukraine aufgefordert, einem für sie
       nachteiligen Waffenstillstand unter russischem Diktat zuzustimmen.
       Besonders [3][sein Besuch bei Kremlchef Wladimir Putin im letzten Dezember]
       hatte die Gemüter erhitzt. Die Protestbewegung wirft dem
       linkspopulistischen Ministerpräsidenten vor, den Interessen Moskaus zu
       dienen und die Slowakei von Europa zu entfernen. Auf Transparenten
       bezeichneten Demonstranten Fico als „Verräter“.
       
       ## Fico deutet Austritt aus EU und Nato an
       
       Große Empörung lösten auch Ficos jüngste Äußerungen zur EU und Nato aus.
       Der Ministerpräsident deutete an, einen Austritt aus beiden Bündnissen in
       Erwägung zu ziehen – eine für viele Slowaken beunruhigende Vorstellung.
       Zudem verschärfte sich der Konflikt mit dem ukrainischen Präsidenten
       Wolodymyr Selenskyj, [4][nachdem die Ukraine den Transit von russischem Gas
       nach dem Auslaufen eines Fünfjahresvertrags eingestellt hatte]. Das
       [5][traf die Slowakei hart], die sich ähnlich wie Ungarn bis zuletzt auf
       russisches Gas verlassen hatte.
       
       Die Proteste wurden zusätzlich angeheizt durch provokante Aussagen von
       Ficos engsten Vertrauten. Sein Chefberater Erik Kaliňák sorgte kürzlich für
       Kritik mit der Bemerkung, die Slowakei „würde endlich einen zuverlässigen
       Nachbarn haben“, falls Russland die Ukraine erobern sollte. Für Aufregung
       sorgte auch Ľuboš Blaha, EU-Parlamentarier und prominenter Vertreter von
       Ficos Partei Smer. Es sei eine „Tatsache, dass der Westen verliert und
       Russland gewinnt“, sagte er Anfang März bei einem Treffen mit dem Chef des
       russischen Auslandsgeheimdienstes SVR in Moskau.
       
       ## „Systematische Schritte zur Übergabe an Russland“
       
       Selbst der slowakische Präsident Peter Pellegrini distanzierte sich von
       solchen Äußerungen und erklärte, das Verhalten einiger Koalitionspolitiker
       sei „nicht besonders hilfreich“. Der frühere Regierungschef Igor Matovič
       warf den Koalitionsparteien etwa vor, „systematische Schritte zu
       unternehmen, um die Slowakei an Russland zu übergeben“.
       
       Immerhin, beim EU-Sondergipfel letzten Donnerstag stimmte Fico gemeinsam
       mit allen anderen Mitgliedsländern außer Ungarn [6][für verstärkte
       Militärhilfe an die Ukraine]. Fico ließ sich seine Zustimmung jedoch
       entgelten: Er rang der Europäischen Kommission eine Erklärung ab, dass die
       EU-Staaten die Slowakei künftig mit billigem Gas versorgen werden. Anders
       als Ungarn hat die Slowakei in letzter Zeit nicht von ihrem Vetorecht im
       Europäischen Rat Gebrauch gemacht.
       
       Einerseits, weil Fico mit seiner wackligen Regierungsmehrheit deutlich
       weniger fest im Sattel sitzt als sein ungarischer Kollege Viktor Orbán.
       Aber wohl auch wegen des zunehmenden Drucks der Straße, der Robert Fico
       durchaus noch unangenehm werden könnte.
       
       9 Mar 2025
       
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