URI: 
       # taz.de -- Meme Woke Macarena: Auf Tiktok gegen den Sexismus tanzen
       
       > Ein viraler TikTok-Trend trifft den Nerv einer neuen feministischen
       > Popgeneration, angeführt vom Song „Take a Sexy Picture of Me“ der
       > Sängerin CMAT.
       
   IMG Bild: Macht den Macarena feministisch: CMAT
       
       Von Teenie bis Opi, wenn „Dale a tu cuerpo alegría, Macarena“ läuft, wissen
       alle, was zu tun ist. Hände nach vorne, nach oben, an die Hüfte –
       klatschen. Der Song „Macarena“ von der Band Los del Rio ist über 20 Jahre
       alt und trotz der damit einhergehenden Ausgelutschtheit [1][ein
       popkulturelles Monument].
       
       Schon lange vor Social Media und Meme-Kultur wurde zu dem Song in
       Turnhallen, auf Hochzeiten und bei Parteitagen kollektiv abgezappelt. Heute
       würde man sagen, er ging viral.
       
       Nun bekommt „Macarena“ ein feministisches Makeover, zumindest als
       Namensgeberin für einen neuen Trend [2][auf Tiktok], der Tanzbarkeit mit
       Gesellschaftskritik verbindet: Woke Macarena.
       
       Der Soundtrack zum Trend stammt von der irischen Sängerin CMAT (bürgerlich:
       Ciara Mary-Alice Thompson). Ihr neuer Song „Take a Sexy Picture of Me“ ist
       das Gegenteil dessen, was der Titel vermuten lässt. Keine platte Pose,
       sondern eine kluge Auseinandersetzung mit internalisierter
       Frauenverachtung.
       
       Trotzdem liefert sie alles, was Pop braucht: eine starke Stimme mit
       Wiedererkennungswert und eine Melodie, die gute Laune macht.
       
       Mit diesem Einstieg erzählt CMAT vom früh einsetzenden Druck, „weiblich“,
       anpassungsfähig und attraktiv zu sein. Von Enthaarung im Kindesalter, von
       Anpassung und Druck als Teenagerin, vom etablierten Selbsthass als
       Erwachsene. Alles im Namen der männlichen Anerkennung. Im Refrain folgt
       dann die Abrechnung mit weiblichen Lebensrealitäten und Männerfantasien.
       
       Mit den Zeilen „I did the butcher, I did the baker, I did the home and the
       family maker“ benennt CMAT die Erwartungen an Frauen. Und das damit
       verbundene [3][Rollenbild]: die Fürsorgliche, die sich um Haus und Hof
       kümmert. Mit „I did school girl fantasies, I did leg things and hand stuff,
       and single woman banter“, folgt die Rolle der Verfügbaren, die auch
       Lolita-Fantasien bedient, und die der Single-Frau, die sich mit belanglosen
       Dates begnügen muss.
       
       ## #cmatsummer trendet
       
       Der Refrain endet mit der entscheidenden Frage: Und, was habe ich davon?
       Den Erfolg hat CMAT aber nicht nur der eingängigen Melodie und dem Text zu
       verdanken, in dem sich sicherlich viele Frauen wiedererkennen, sondern auch
       dem Tiktok-Creator Sam Morris, der zu den Schlagworten des Refrains tanzt.
       
       Metzger: Hackbewegung, Bäcker: Teigrühren, Family Maker: Hände formen einen
       schwangeren Bauch. Die Tiktok-Community ließ sich nicht lange bitten, dem
       Trend einen Namen zu geben.
       
       Ein queerer Künstler führt zu einem feministischen Song einen witzigen Tanz
       auf: It’s giving woke, it’s giving Macarena. Tausende machen mit, in
       Tiktoks oder bei Konzerten von CMAT. Ja, die Sängerin selbst greift den
       Tanz mittlerweile auf.
       
       Der Hashtag #cmatsummer trendet ähnlich wie #bratsummer im vergangenen
       Jahr, als die britische Sängerin Charli XCX mit dem Album „brat“ den
       Soundtrack für Rotzgören lieferte.
       
       Doch wenn sich dieser Woke Macarena-Trend halten sollte, gehört dieser
       Sommer nicht mehr den ungezogenen Mädchen, sondern den Frauen, die lange im
       Stillen gelitten haben. Jetzt wehren sie sich mit Ironie, Tanz und Kunst
       gegen frauenfeindliche Gesellschaftsbilder.
       
       24 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Tanzeinlage-in-Saudi-Arabien/!5441438
   DIR [2] /Auch-die-Bildungsministerin-ist-fuer-ein-U16-TikTok-Verbot-besser-waere-etwas-anderes/!6091617
   DIR [3] /Rollenerwartung-an-Frauen/!6065932
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Giorgia Grimaldi
       
       ## TAGS
       
   DIR Meme
   DIR Feminismus
   DIR Popkultur
   DIR TikTok
   DIR Social Media
   DIR Feministische Kunst
   DIR Meme
   DIR TikTok
   DIR Spanien
   DIR US-Wahl 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Social-Media-Hype: Das Labubu-Fieber
       
       Erstmals eröffnet in Deutschland ein Geschäft mit Labubus. Die Plüschtiere
       mit Zähnen sind ein Hype auf Social Media. Was dahinter steckt.
       
   DIR Ausstellung „Stand Up!“ in Hannover: Wenn sich die Frau aufs Bügelbrett legt
       
       Eine Schau über feministische Avantgarde in Hannover zeigt, wie humorvoll
       Künstlerinnen der 1970er das Bild der Frau in Alltag und Kunst
       verarbeiteten.
       
   DIR Toxisches Meme auf TikTok: Übergriffig sein liegt wieder voll im Trend
       
       Unter dem Social Media-Trend „One Day or Day One“ posten heterosexuelle
       Paare romantische Bilder. Warum sie damit toxische Männlichkeit
       reproduzieren.
       
   DIR Bekannte Influencerin Zahide: Rappende Tiktokerin
       
       Die Musikerin Zahide ist gerade einmal 14 Jahre alt und schon die
       reichweitenstärkste Tiktokerin Deutschlands. Was macht sie so faszinierend?
       
   DIR Kopftuchstreit in Spanien: Glaube und Feminismus
       
       In einem Madrider Vorort demonstrieren Schüler und Studierende für das
       Recht, einen Hidschab zu tragen. Sie werfen dem Staat Rassismus vor.
       
   DIR Netzkultur im Wahlkampf: „In den USA funktionieren Memes besser“
       
       Kommunikationswissenschaftler Michael Johann forscht zu Memes in der
       Politik. Ein Gespräch über Wahlkämpfe und KI-generierte Katzenfotos.