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       # taz.de -- Mieten begrenzen: Jetzt schnell noch auf die Bremse!
       
       > Die Mieten steigen weiter deutlich, doch die Mietpreisbremse läuft 2025
       > aus. Mieterbund, DGB und Städtetag fordern eine rasche Verlängerung.
       
   IMG Bild: Hoffen auf die Verlängerung der Mietpreisbremse: Berlin Marzahn am Abend
       
       Berlin taz | „Die Mietpreisbremse muss gerettet werden“, sagt Lukas
       Siebenkotten ohne Umschweife am Freitag in Berlin. Das ist sicherlich keine
       Überraschung. Er ist schließlich der Präsident des Deutschen Mieterbundes –
       und seitdem die Ampel-Regierung gescheitert ist, steht eins der
       [1][wichtigsten Mieterschutzinstrumente auf der Kippe.] Die Mietpreisbremse
       sei derzeit „das wirksamste Instrument“ bei der Mietbegrenzung von
       Neuverträgen und wichtig, um „exorbitante Mietsteigerungen abfedern“, so
       Siebenkotten auf einer Pressekonferenz von Mieterbund, Städtetag und
       Deutschem Gewerkschaftsbund. Große Wohnungskonzerne würden sich jetzt schon
       auf das Auslaufen der Bremse freuen.
       
       Die Mietpreisbremse begrenzt in stark nachgefragten Gegenden die Miethöhe,
       wenn eine Wohnung neu vermietet wird. Bei Vertragsabschluss darf die Miete
       höchstens 10 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Das gilt
       aber nur in angespannten Wohnungsmärkten – und wo das der Fall ist, legen
       die jeweiligen Landesregierungen fest.
       
       Bislang gilt die Mietpreisbremse noch bis Ende 2025. Die Regierung aus SPD,
       Grünen und FDP hatten sich im Koalitionsvertrag eigentlich vorgenommen,
       diese zu verlängern. Wobei man sagen muss: Der damals dafür zuständige,
       aber inzwischen zurückgetretene [2][Bundesjustizminister Marco Buschmann
       (FDP) hat dieses Vorhaben so offensiv blockiert] und hinausgezögert, dass
       man durchaus anzweifeln kann, ob er überhaupt jemals vorhatte, es
       umzusetzen.
       
       SPD und Grüne würden die Verlängerung der Mietpreisbremse auch nach dem
       Regierungsbruch noch gern durchs Parlament bringen, aber dafür müssen sie
       sich Mehrheiten organisieren. Die FDP hat aber bereits angekündigt, einer
       Verlängerung auf keinen Fall zuzustimmen.
       
       ## Berliner CDU und CDA für Mietpreisbremse
       
       Lukas Siebenkotten erinnert daran, dass die Mietpreisbremse 2015 unter
       einer schwarz-roten Regierung eingeführt wurde. Er appelliert damit an CDU
       und CSU: „Machen Sie den Weg frei“. Von der Union gehen derzeit
       widersprüchliche Signale aus. Der wohnungspolitische Sprecher der
       Unions-Fraktion im Bundestag, Jan-Marco Luczak, lehnt eine Verlängerung ab.
       
       Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, befürwortet sie. Auch
       der Sozialflügel der CDU, die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft
       (CDA), sieht das so, wird aber nicht unbedingt Rot-Grün zu einer Mehrheit
       verhelfen. „Vor der Wahl werden wir nicht zwingend die Versäumnisse der
       Ampel-Regierung ausbaden“, antwortet die CDA auf Nachfrage der taz. Man
       wolle die Mietpreisbremse künftig auch anpassen, damit Mieter ihre Rechte
       besser durchsetzen können.
       
       Oft heißt es: Man müsse sich mit der Verlängerung der Mietpreisbremse nicht
       beeilen. Auch eine neue Regierung könnte sich noch drum kümmern, da die
       Mietpreisbremse noch bis Ende 2025 gilt.
       
       ## Die Zeit drängt
       
       Dieser Auffassung widerspricht aber Mieterschutzpräsident Siebenkotten. Für
       ein ordnungsgemäßes Verfahren nach der Wahl bliebe keine Zeit. Vielleicht
       wolle die künftige Justizminister:in einen neuen Entwurf erstellen,
       dann brauche es noch die Verbändeanhörung und die Länder müssten zudem
       festlegen, wo ein angespannter Wohnungsmarkt vorliegt. Das könne mehrere
       Monate dauern. Es brauche jetzt eine parlamentarische Gesetzesinitiative.
       
       Momentan gilt die Preisbremse bei Neuvermietungen in 13 der 16
       Bundesländer. In den 410 Gemeinden in Deutschland, die als angespannte
       Wohnungsmärkte gelten, leben laut Mieterbund rund 30 Prozent der
       Gesamtbevölkerung – etwa 26 Millionen Menschen.
       
       Burkhard Jung, Vizepräsident des Deutschen Städtetages und
       Oberbürgermeister von Leipzig, spricht von einer „sehr, sehr ernsten
       Situation.“ Die Sorge, in Zukunft noch bezahlbare Wohnungen zu finden,
       treibe viele Menschen um. Die Mietpreisbremse sei zwar nicht perfekt, aber
       ein „wichtiger Baustein“ gegen exzessive Mietsteigerungen, so der
       SPD-Politiker. Erst kürzlich habe es in Leipzig ein Urteil gegeben, das den
       Vermieter zu Rückzahlungen überhöhter Miete verpflichtete, berichtet Jung.
       
       Tatsächlich kennt die Mietpreisbremse aber viele Ausnahmen. Sie gilt zum
       Beispiel nicht für Bauten, die ab Oktober 2014 erstmals vermietet wurden.
       Eine weitere Ausnahme sind Wohnungen, die umfassend modernisiert wurden.
       Bei [3][möblierten Wohnungen] gilt die Mietpreisbremse zwar offiziell, aber
       dadurch, dass Möblierungsaufschläge nicht ausgewiesen werden müssen, ist
       die Obergrenze ziemlich intransparent. Werden Wohnungen „zum
       vorübergehenden Gebrauch“, vermietet, etwa für Handwerker, die nur für
       einen bestimmten Auftrag in einer anderen Stadt sind, dann greift die
       Bremse auch nicht. Diese sogenannten Kurzzeitvermietungen werden oft als
       Umgehungsstrategie genutzt.
       
       Stefan Körzell, Vorstandsmitglied Deutschen Gewerkschaftsbund, fordert,
       diese Schlupflöcher zu schließen und Verstöße zu ahnden. Beim bezahlbaren
       Wohnen hätte „der Markt versagt.“ Es dürfe jetzt „keine parteipolitischen
       Spiele auf dem Rücken der Mieterinnen und Mieter geben.“ Sonst sei der
       soziale Zusammenhalt im Land gefährdet.
       
       Rückenwind für die Verlängerung kommt auch aus Hamburg. Die Hansestadt
       werde „noch in diesem Jahr einen Gesetzentwurf zur Verlängerung der
       Mietpreisbremse in den Bundesrat“ einbringen, erklärte die Senatorin für
       Stadtentwicklung und Wohnen, Karen Pein (SPD).
       
       6 Dec 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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