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       # taz.de -- Migration nach Italien: „Diciotti“ wird Salvini gefährlich
       
       > 150 Migranten dürfen das Rettungsschiff Diciotti in Catania verlassen.
       > Die italienische Justiz ermittelt nun gegen den Innenminister.
       
   IMG Bild: Bekommt es mit der Staatsanwaltschaft zu tun: Italiens Innenminister Matteo Salvini
       
       Catania rtr | Die italienische Justiz hat Ermittlungen gegen Innenminister
       Matteo Salvini aufgenommen. Ein sizilianischer Staatsanwalt geht dem
       Verdacht des Machtmissbrauchs, der Freiheitsberaubung und der illegalen
       Festnahme nach, wie Salvini am Samstag mitteilte. Die Vorwürfe stehen im
       Zusammenhang mit den 150 Migranten, die nach ihrer Rettung im Mittelmeer
       [1][tagelang auf dem Rettungsschiff „Diciotti“] im Hafen der sizilianischen
       Stadt Catania festgesetzt wurden.
       
       Erst in der Nacht zum Sonntag durften sie vor Bord gehen, nachdem laut
       Salvini Albanien, Irland und die katholische Kirche in Italien sich zu
       ihrer Aufnahme bereiterklärten. Vor Anhängern im norditalienischen Pinzolo
       sagte Salvini, es eine Schande, dass gegen ihn ermittelt werde. Schließlich
       habe er die Rechte der Italiener verteidigt. In Rom befragte derweil ein
       Staatsanwalt mehrere Mitarbeiter des Innenministerium. Offiziell richteten
       sich dessen Ermittlungen gegen Unbekannte.
       
       Die Regierung hatte den überwiegend aus Eritrea stammenden Migranten an
       Bord des seit Montag in Catania liegenden Küstenwachenschiffs tagelang
       verboten, an Land zu gehen, solange keine Aufnahmezusagen anderer
       EU-Staaten vorlägen. Die Opposition und Bürgerrechtler kritisierten dies
       scharf. Der für eine strikte Einwanderungspolitik stehende Rechtspopulist
       Salvini blieb dennoch hart und erklärte, er betrachte die Angriffe gegen
       sich als „Ehrenauszeichnung“.
       
       Am Samstag wurde dann [2][zunächst 13 Migranten nach einer ärztlichen
       Untersuchung erlaubt], von Bord zu gehen. Es war das erste Mal, dass sie
       wieder festen Boden unter den Füßen hatten, seitdem sie mindestens zehn
       Tage zuvor in Libyen aufgebrochen waren, um nach Europa zu gelangen. Sie
       wurden anschließend in ein Krankenhaus in Catania gebracht. Italienische
       Medien berichteten, es bestünde in drei Fällen Verdacht auf Tuberkulose und
       in zweien auf Lungenentzündung. Mediziner vor Ort bestätigten dies nicht.
       
       Die 137 übrigen Migranten verließen die „Diciotti“ schließlich in den
       frühen Morgenstunden am Sonntag. Sie wurden in ein Aufnahmezentrum in der
       sizilianischen Stadt Messina gebracht. Das Nicht-EU-Mitglied Albanien hat
       angeboten, 20 Migranten zu übernehmen. Irland ist bereit, 20 bis 25 der
       Migranten aufzunehmen. Der Rest soll auf Diözesen verteilt werden.
       
       „Die Kirche hat ihr Herz und ihren Geldbeutel geöffnet“, sagte Salvini. Auf
       den Steuerzahler kämen „null Kosten“ zu. Ministerpräsident Giuseppe Conte
       übte schwere Kritik an der EU. Diese habe Italien hängenlassen. Es sei
       gegen das Solidaritätsprinzip verstoßen worden. Er drohte damit, den
       derzeit debattierten mehrjährigen EU-Etat Italiens Unterstützung zu
       entziehen.
       
       Italien beklagt sich seit längerem, dass es in der Europäischen Union die
       Hauptlast der Migration trage. Seit 2014 erreichten mehr als 650.000 die
       italienische Küste.
       
       26 Aug 2018
       
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