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       # taz.de -- Mitbestimmung bei der Klimapolitik: Was Bürger*innen raten
       
       > Der Petitionsausschuss des Bundestags hat sich mit der Idee eines
       > Klima-Bürger*innenrats befasst. 70.000 Menschen hatten dafür
       > unterschrieben.
       
   IMG Bild: Die Initiative „Klima-Mitbestimmung jetzt“ fordert, dass ein Bürger*innenrat einberufen wird
       
       Berlin taz | Für die Initiative „Klima-Mitbestimmung jetzt“ gibt es gleich
       zwei Klimakrisen. Einmal die eigentliche, die des Weltklimas. Und dann die
       des Gesprächsklimas. Und beide lassen sich nur zusammen lösen, lautet die
       Diagnose der Gruppe.
       
       In einer Bundestagspetition forderte sie deshalb, dass ein
       Bürger*innenrat zur Klimapolitik einberufen wird. 70.000 Menschen
       [1][zeichneten mit]. Am Montagnachmittag stellte die Initiative ihr Projekt
       daraufhin [2][dem Petitionsausschuss des Bundestages vor]. Der berät nun
       darüber, ob er dem Bundestag die Zustimmung empfiehlt.
       
       Die Idee ist folgende: 150 Bürger*innen werden per Losverfahren
       ausgewählt. Gewisse Quoten, etwa für Alter, Geschlecht,
       Migrationshintergrund und Wohnort, soll es dabei aber schon geben.
       
       Der gut gemischte Rat bekommt Informationen von Expert*innen und
       diskutiert an sechs Wochenenden innerhalb eines halben Jahres. Am Ende
       überreicht er dem Bundestag Handlungsempfehlungen.
       
       ## Vielversprechende Erfahrungen
       
       „Effektive Klimapolitik muss von der Mehrheit der Gesellschaft mitgetragen
       werden“, heißt es bei Klima-Mitbestimmung jetzt.
       Fraktionsvertreter*innen von SPD, FDP, Linken und Grünen äußerten
       sich positiv zu dem Vorschlag des Klima-Bürger*innenrats.
       
       Dessen Empfehlungen folgen müsste der Bundestag bei der Gesetzgebung nicht.
       So gebe es auch verfassungsrechtlich keine Bedenken, sagte Olaf Wißmann,
       Leiter des Referats Parlamentsrecht im Bundestag, während der Anhörung am
       Montag. Eine andere Frage sei es jedoch, wie Bürger*innen darauf
       regieren würden, wenn die Empfehlungen nicht oder nur teilweise umgesetzt
       würden, gab Wißmann zu bedenken.
       
       Mitbestimmungsformate gewinnen laut einer [3][Studie] des
       Industriestaatenclubs OECD aus dem vergangenen Jahr zunehmend an Bedeutung.
       Von einer „deliberativen Welle“ ist dort die Rede. Deliberativ ist dem
       Lateinischen entlehnt und steht für „beratschlagend“ – ein Schlagwort für
       verschiedene Formen der Beteiligung und Konsensfindung.
       
       2015 hatte die Arbeit eines Bürger*innenrats wesentlich zur Einführung
       der gleichgeschlechtlichen Ehe im erzkatholischen Irland beigetragen. Im
       ostbelgischen Regionalparlament ist ein Bürger*innenrat bereits eine
       dauerhafte Institution. Und das neue französische Klimaschutzgesetz basiert
       zu wesentlichen Teilen auf Empfehlungen eines solchen Gremiums, auch wenn
       einige Vorschläge nicht aufgegriffen oder verwässert wurden.
       
       In Deutschland schloss 2019 unter der Schirmherrschaft des
       Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) ein „Bürgerrat Demokratie“
       seine Arbeit ab. Ein weiterer zum Thema „Deutschlands Rolle in der Welt“
       soll seine Ergebnisse [4][im Frühjahr vorstellen].
       
       Parallel zur Initiative von Klima-Mitbestimmung jetzt laufen bei der
       Wissenschaftsgruppe Scientists for Future seit einigen Wochen die
       Vorbereitungen für einen zivilgesellschaftlichen Klima-Bürger*innenrat.
       Dieser soll noch vor der kommenden Bundestagswahl Ergebnisse erarbeiten.
       
       Auch die Vereinten Nationen beschäftigen sich mit dem Thema Deliberation:
       Sie planen derzeit sogar einen globalen Bürger*innenrat.
       
       26 Jan 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://klima-mitbestimmung.jetzt/wp-content/uploads/2021/01/Pressemitteilung-Abschluss-der-Petition.pdf
   DIR [2] https://www.bundestag.de/mediathek?videoid=7497612#url=L21lZGlhdGhla292ZXJsYXk/dmlkZW9pZD03NDk3NjEy&mod=mediathek
   DIR [3] https://www.oecd-ilibrary.org/sites/339306da-en/index.html?itemId=%2Fcontent%2Fpublication%2F339306da-en
   DIR [4] /Auftakt-des-Buergerrats/!5744248
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maximilian Berkenheide
       
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