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       # taz.de -- Nach Giftgas-Anschlag in Großbritannien: Russland weist vier Deutsche aus
       
       > Der diplomatische Schlagabtausch zwischen Russland und dem Westen trifft
       > auch Deutschland. Der Botschafter in Moskau wird ins Außenministerium
       > einbestellt.
       
   IMG Bild: Der deutsche Botschafter Rüdiger von Fritsch wurde in das Außenministerium in Moskau einbestellt
       
       Moskau/Berlin/Prag | dpa | Russland weist im Streit mit dem Westen wegen
       des [1][vergifteten Ex-Agenten Sergej Skripal] auch vier Angehörige der
       deutschen Botschaft aus. Das teilte das Auswärtige Amt in Berlin am Freitag
       mit. Das russische Außenministerium hatte zahlreiche europäische
       Botschafter einbestellt und ihnen Ausweisungen verkündet.
       
       Der deutsche Botschafter Rüdiger von Fritsch wurde in das Außenministerium
       in Moskau einbestellt. Details zur erwarteten Ausweisung deutscher
       Diplomaten waren zunächst nicht bekannt. „Es bleibt Deutschlands Interesse,
       ein gutes Verhältnis mit Russland zu haben. Wir bleiben offen für den
       Dialog“, sagte von Fritsch, ohne genaue Angaben zu dem Gespräch zu machen.
       
       Er habe auch die Gelegenheit genutzt, Russland zur Zusammenarbeit bei der
       Aufklärung des Giftanschlags aufzurufen. „Angesichts der schlimmen Vorfälle
       von Salisbury ist es an der russischen Regierung, alles zu unternehmen,
       Klarheit und Transparenz zu schaffen und berechtigte offene Fragen zu
       beantworten“, sagte der Botschafter. Auch andere Botschafter wurden
       einbestellt.
       
       Bereits am Donnerstagabend hatte Russland die [2][Ausweisung von 60
       US-Diplomaten] sowie die Schließung des US-Generalkonsulats in St.
       Petersburg angekündigt. Damit reagiert Moskau auf die Entscheidung von rund
       25 Staaten sowie der Nato, mehr als 140 russische Diplomaten des Landes zu
       verweisen. Auch Deutschland hatte vier Russen zu unerwünschten Personen
       erklärt.
       
       Die Nachricht aus Moskau sei nicht überraschend gekommen, sagte
       Bundesaußenminister Heiko Maas. „Wir hatten die Entscheidung zur Ausweisung
       der russischen Diplomaten nicht leichtfertig getroffen. Unsere Reaktion im
       Fall Skripal war als politisches Signal notwendig und angemessen.“ Dennoch
       betonte er: „Auch in der aktuellen Lage bleiben wir zu einem Dialog mit
       Russland bereit und werden für die europäische Sicherheit und eine
       konstruktive Zukunft der Beziehungen zwischen unseren Ländern arbeiten.“
       
       Der Schlagabtausch ist Teil des Konfliktes um den vergifteten
       Ex-Doppelagenten Skripal und dessen Tochter Julia in Großbritannien. Die
       beiden waren am 4. März in der Kleinstadt Salisbury [3][bewusstlos auf
       einer Parkbank] entdeckt worden. [4][Großbritannien macht Russland dafür
       verantwortlich], weil angeblich der zu Sowjetzeiten entwickelte chemische
       Kampfstoff Nowitschok eingesetzt wurde. Moskau weist diese Anschuldigungen
       zurück.
       
       ## Viele Ausweisungen aus Russland
       
       Der Streit zwischen Moskau und dem Westen schaukelt sich seit Tagen hoch.
       Politiker im Westen wie in Russland warnen vor einer Dynamik wie im Kalten
       Krieg. Seit dem Aufflammen des Streits hatten Großbritannien und Russland
       bereits gegenseitig 23 Diplomaten ausgewiesen. Moskau untersagte auch die
       Arbeit des britischen Kulturinstituts British Council. Zwischen beiden
       Ländern ist es schon in den vergangenen Jahrzehnten zu großen
       Spionagefällen mit der Ausweisung Dutzender Vertreter gekommen.
       
       Mit Deutschland gab es zuletzt 2014 einen diplomatischen Konflikt, als eine
       ranghohe Mitarbeiterin der Botschaft in Moskau Russland verlassen musste.
       Kurz zuvor war ein Attaché am russischen Generalkonsulat in Bonn als Agent
       des Militärgeheimdienstes GRU enttarnt worden.
       
       Russland wies zudem drei tschechische Diplomaten aus. Sie hätten eine Woche
       Zeit bekommen, das Land mit ihren Familien zu verlassen, teilte eine
       Sprecherin des Außenministeriums in Prag am Freitag mit. Man habe mit
       diesem „Vergeltungsschritt“ der russischen Seite gerechnet und nehme ihn
       zur Kenntnis. Zuvor hatte Tschechien als Zeichen der Solidarität mit
       Großbritannien drei russische Diplomaten des Landes verwiesen.
       
       Auch zwei niederländische Diplomaten wurden ausgewiesen. Das teilte die
       niederländische Botschafterin Renée Jones-Bos am Freitag in Moskau mit,
       nachdem ihr am Freitag im Außenministerium eine Protestnote überreicht
       worden war. Der niederländische Außenministerium bezeichnete die Ausweisung
       der zwei Diplomaten als „wenig überraschend“. Die Niederlande würden
       weiterhin erwarten, dass Russland an der Aufklärung des Anschlags auf
       Skripal mitwirken muss.
       
       Fünf Diplomaten aus den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen
       müssen ebenfalls Russland verlassen, wie die Außenämter in Tallinn, Riga
       und Vilnius am Freitag mitteilten. Demnach müssen die Regierungen der drei
       Länder ebenso viele Diplomaten abziehen, wie zuvor von ihnen russische
       Vertreter ausgewiesen wurden. Die Botschafter seien ins russische
       Außenministerium einbestellt wurden, berichteten örtliche Medien.
       
       30 Mar 2018
       
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