# taz.de -- Nach Gutachten zu sexualisierter Gewalt: Benedikt XVI. revidiert Aussage
> Der emeritierte Papst räumt ein, in einer heiklen Sitzung nun doch dabei
> gewesen zu sein. Die falsche Aussage sei nicht aus böser Absicht
> geschehen.
IMG Bild: Folge eines „Versehens“: Papst Benedikt XVI. bittet um Entschuldigung
Berlin taz | Das [1][vergangene Woche vorgestellte Gutachten zu
sexualisierter Gewalt im Bistum München und Freising] hatte auch den
emeritierten Papst Benedikt XVI. belastet. Er hatte gegenüber der Münchner
Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl, die das unabhängige Gutachten
erstellte, angegeben, dass er in einer heiklen Sitzung nicht anwesend war.
In der Ordinariatssitzung am 15. Januar 1980 wurde über den Verbleib eines
Priesters im Bistum München entschieden, der bereits der sexualisierten
Gewalt an Minderjährigen beschuldigt war. Später arbeitete er jahrelang
weiter als Pfarrer und tat [2][mehreren Menschen sexualisierte Gewalt] an.
Jetzt hat Benedikt XVI. seine Aussage revidiert. Entgegen seiner bisherigen
Darstellung habe er doch an der Sitzung teilgenommen. Das teilte sein
Privatsekretär Georg Gänswein mit.
Die falsche Aussage Benedikts sei nicht aus böser Absicht geschehen,
sondern sei die Folge eines „Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung
seiner Stellungnahme“ gewesen, gab Gänswein an. Benedikt XVI. bitte für
diesen Fehler um Entschuldigung. In der Sitzung habe man aber nicht über
den seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters gesprochen, sondern
nur seiner Bitte entsprochen, ihm in München eine therapeutische Behandlung
zu ermöglichen.
In dem Gutachten zum Bistum München und Freising hatten die Anwälte und
Anwältinnen Hinweise auf auf mindestens 497 Betroffene sexualisierter
Gewalt und 235 Täter zwischen 1945 und 2019 im Erzbistum gefunden. Gänswein
sagte, dass Benedikt das Gutachten derzeit aufmerksam lese und ihn die
Ausführungen mit „Scham und Schmerz erfüllen.“ Auch wenn er um eine zügige
Lektüre bemüht sei, bitte er sehr um Verständnis, dass die vollständige
Durchsicht unter anderem angesichts seines Alters und seiner Gesundheit
noch Zeit benötige.
In seiner vorherigen Stellungnahme hatte Benedikt seine Verantwortung
„strikt“ abgestritten, die Gutachter*innen hatten das als wenig
glaubwürdig eingeschätzt. Dem ehemaligen Papst warf das Gutachten vor, in
zwei Fällen kirchenrechtlich nichts unternommen zu haben, obwohl den
betreffenden Klerikern mehrere begangene und auch von staatlichen Gerichten
attestierte Missbrauchstaten vorgeworfen wurden. Ein Interesse an den
Missbrauchsopfern sei bei Benedikt „nicht erkennbar“ gewesen, sagten die
Gutachter*innen. Nach der Veröffentlichung des Gutachtens waren
[3][Forderungen nach mehr unabhängiger Kontrolle] der katholischen Kirche
laut geworden. (mit epd)
24 Jan 2022
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## AUTOREN
DIR Linda Gerner
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