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       # taz.de -- Nach Northvolt-Pleite in Dithmarschen: Batteriefabrik lebt doch
       
       > Eine US-Firma will das Baugelände der insolventen Batterie-Firma
       > Northvolt kaufen. Die investierten Steuermillionen dürften dennoch
       > verloren sein.
       
   IMG Bild: Baustelle der Northvolt Drei Gigafactory: Landesregierung ist optimistisch, dass hier bald weitergebaut wird
       
       Kiel taz | Das US-Unternehmen Lyten will große Teile des insolventen
       schwedischen Batterie-Herstellers Norhvolt übernehmen. Mit im Paket ist
       auch die unfertige [1][Fabrik nahe der Kreisstadt Heide]. Die
       schleswig-holsteinische Landespolitik hofft, dass der Bau weitergeht. Die
       Steuermillionen, die Land und Bund für den Bau vorstreckten, dürften
       dennoch verloren sein.
       
       Eine „sehr erfreuliche Nachricht“ nannte Ministerpräsident Daniel Günther
       den Vorvertrag, der zwischen der Firma Lyten, die ihren Sitz im Silicon
       Valley hat, und der Insolvenzverwaltung von Northvolt geschlossen wurde.
       Vorsichtige Freude herrscht auch bei den Parteien im Landtag: „Es ist
       natürlich positiv zu bewerten, dass nach so vielen negativen Schlagzeilen
       endlich Bewegung in die Sache kommt“, sagt Oppositionsführerin Serpil
       Midyatli (SPD). „Wir werden aber aufmerksam darauf achten, ob die Planungen
       von Lyten im Sinne der Region sind.“
       
       Auch Uta Röpcke von den mitregierenden Grünen betont, dass der weitere
       Verlauf genau beobachtet werden müsse. Generell sei sie aber optimistisch:
       „Die Bedingungen in Heide sind ideal, um zu den Gewinnern der
       Transformation hin zur Klimaneutralität zu gehören. Das ist gut für die
       Westküste und gut für eine nachhaltige Produktion von Batterien.“
       
       ## Als das große Zukunftsprojekt gestartet
       
       Der Bau der Batteriefabrik in Dithmarschen galt als das große
       [2][Zukunftsprojekt der schwarz-grünen Landesregierung]. Northvolt
       versprach, die umweltfreundlichsten E-Auto-Batterien der Welt zu bauen, mit
       [3][Windstrom aus der Region,] einem Wasserkonzept, das regionale Verbände
       einbezieht und Transport per Bahn. 3.000 Arbeitsplätze sollten in der
       strukturschwachen Region entstehen.
       
       Schleswig-Holstein hatte sich gegen andere Standorte in Europa und den USA
       durchgesetzt. Doch das schwedische Unternehmen, das ein Gegengewicht zur
       chinesischen Batterie-Produktion bilden wollte, häufte Schulden an und
       geriet erst in den USA, im März 2025 auch in Schweden in die Insolvenz.
       
       Nun gab Lyten, Weltmarktführer bei der Herstellung von
       Lithium-Schwefel-Batterien, seine Absicht bekannt, mehrere Standorte von
       Northvolt, darunter den bei Heide, sowie das geistige Eigentum der Firma zu
       übernehmen. Laut der Wirtschaftsnachrichten-Agentur Business Wire sollen
       die Vermögenswerte rund fünf Milliarden US-Dollar wert sein.
       
       Wie hoch der Kaufpreis ist, wollte der Lyten-Chef und Mitgründer Dan Cook
       nicht sagen. Es gebe aber einen deutlichen Rabatt zum ursprünglichen Wert,
       berichtet Reuters. Das Unternehmen verspricht, die Produktion im
       nordschwedischen Werk Skelleftea rasch wieder aufnehmen und „dort
       anzuknüpfen, wo das Northvolt-Team aufgehört hat“, sagte Cook. Auch ein
       Großteil des entlassenen Personals solle wieder eingestellt werden.
       
       ## Alte Rechnungen bleiben offen
       
       Offen bleiben allerdings alte Rechnungen. Northvolt hatte von der deutschen
       Förderbank KfW für den geplanten Fabrikbau bei Heide eine sogenannte
       Wandelanleihe von rund 600 Millionen Euro erhalten. Bund und Land bürgten
       für das Geld, das im Erfolgsfall in Northvolt-Aktien hätten umgewandelt
       werden können. Diese Anleihe wird vermutlich nicht zurückgezahlt, ebenso
       wie rund 20 Millionen Euro für Zinsen und Verfahrenskosten.
       
       Der Kieler Landtag hatte damals mit großer Mehrheit für die Förderung
       gestimmt. Über die Frage, ob die Landesregierung und das
       Bundeswirtschaftsministerium im Vorfeld dieser Entscheidung Risiken
       verschwiegen hatten, wird nun politisch wie juristisch gestritten, im Juli
       hatte die FDP das Landesverfassungsgericht angerufen.
       
       Angesichts der neuen Lage müsse sich die Landesregierung klären, was der
       Verkauf für die Wandelanleihe bedeute, sagte der FDP-Fraktionschef
       Christopher Vogt. „Ich erwarte, dass die Landesregierung die Opposition
       diesmal eng einbindet.“
       
       8 Aug 2025
       
       ## LINKS
       
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