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       # taz.de -- Nach Razzia bei Klimaaktivist:innen: Zweifel an Rechtmäßigkeit
       
       > Parteiübergreifend kritisiert die Politik den Vorwurf, dass die
       > Klimagruppe eine kriminelle Vereinigung sei. Die Staatsanwaltschaft
       > räumt Fehler ein.
       
   IMG Bild: Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft München Fehler eingeräumt
       
       Berlin taz/afp | Zwei Tage nach den Razzien gegen Mitglieder der Letzten
       Generation mehrten sich am Donnerstag parteiübergreifend Zweifel, ob die
       Klimaschutzgruppe als kriminelle Vereinigung einzustufen ist. Mehrere
       Politiker:innen machten am Donnerstag klar, dass sie zwar die Methoden
       der Gruppe ablehnen, aber auch das Vorgehen der Behörden kritisch sehen.
       Gleichzeitig schaltete die Letzte Generation nach der Beschlagnahme ihrer
       Website einen neuen Internetauftritt frei und rief zu weiteren Protesten
       auf.
       
       Im Auftrag der bayerischen Anklagebehörde hatten Ermittler:innen am
       Mittwoch in sieben Bundesländern insgesamt 15 Wohnungen in mehreren
       Bundesländern durchsucht. Zudem wurden Konten der Letzten Generation
       gesperrt. [1][Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD)] hatte sich hinter
       die Behörden gestellt. „Die letzte Generation ist keine kriminelle
       Vereinigung“, sagte dagegen der frühere Berliner Innensenator Ehrhart
       Körting (SPD) dem Berliner Tagesspiegel. Er kritisierte das Vorgehen der
       Behörden als „Irrweg“.
       
       Auch der Linken-Politiker Gregor Gysi warnte, die Razzien würden nur eine
       weitere Eskalation befördern. Grünen-Rechtsexperte Helge Limburg äußerte im
       Redaktionsnetzwerk Deutschland juristische Zweifel an der „Pauschalannahme
       einer kriminellen Vereinigung“.
       
       Dagegen sagte der SPD-Rechtsexperte Sebastian Hartmann den RND-Zeitungen,
       die Razzien seien für die Ermittlungen gegen die Letzte Generation wichtig.
       Allerdings betonte er, bei dem Vorwurf der kriminellen Vereinigung gehe es
       bisher um „einen Anfangsverdacht“.
       
       ## Nur Gerichte können als „kriminelle Vereinigung“ labeln
       
       Nach harter Kritik an ihrem Vorgehen räumte die Staatsanwaltschaft München
       Fehler ein. Sie hatte Nutzer:innen nach der Sperrung der Webseite an
       eine Adresse der Polizei umgeleitet, auf der die Aussage „Die Letzte
       Generation stellt eine kriminelle Vereinigung gemäß §129 StGB dar!“, sowie
       die Warnung „Spenden an die Letzte Generation stellen mithin ein strafbares
       Unterstützen der kriminellen Vereinigung dar!“ zu lesen war.
       
       Allerdings gibt es derzeit [2][lediglich einen Anfangsverdacht], der die
       Ermittlungen begründet. Ob die Letzte Generation aber tatsächlich eine
       „kriminelle Vereinigung“ ist, müssen die Gerichte noch feststellen. Bislang
       wurde noch kein solches Urteil gefällt.
       
       Max Wallstein, ein Sprecher der Letzten Generation kündigte an, rechtliche
       Schritte gegen das Vorgehen der Behörden einzuleiten. Der Shutdown der
       Webseite solle durch eine Unterlassungsklage aufgehoben werden, sagte
       Wallstein der taz.
       
       Momentan sammelt die Gruppe Spenden für die „Initiative Gesellschaftsrat“.
       Die Initiative steht der Letzten Generation nahe und setzt sich für die
       Einrichtung eines Gesellschaftsrats als politisches Gremium ein – die
       Hauptforderung der Letzten Generation.
       
       Max Wallstein hat nach den Durchsuchungen eine „Welle der Solidarität“
       erfahren. Zu [3][einem Protestmarsch am Mittwoch in Berlin] seien 800
       Menschen erschienen, weit mehr als bei bisherigen Aktionen. „Das hat mich
       nochmal darin bestätigt, dass das der richtige Weg ist“, sagte der
       Sprecher. Die Gruppe plant nun, jeden Mittwoch in möglichst vielen Städten
       Protestmärsche abzuhalten.
       
       26 May 2023
       
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