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       # taz.de -- Nach UN-Kritik an Hasspropaganda: Facebook sperrt Myanmars Generäle
       
       > In Myanmar blockiert der US-Internetkonzern den Account des
       > Militärschefs. Grund dafür: Hetze gegen die muslimische Minderheit der
       > Rohingya.
       
   IMG Bild: Myanmars Militärchef Min Aung Hlaing und de-facto Regierungschefin Aung San Suu Kyi im Dezember 2015
       
       BERLIN taz | Nur Stunden nachdem eine UN-Kommission Myanmars Militärführung
       am Montag im Zusammenhang mit der Vertreibung von 700.000 muslimischen
       Rohingya Völkermord vorgeworfen hat, reagierte der Internetkonzern Facebook
       mit einem ungewöhnlichen Schritt. Er sperrte 18 Konten des Militärs mit
       insgesamt 12 Millionen Followern. Auch ein Instagram-Account wurde
       gesperrt.
       
       „Wir wollen verhindern, dass unsere Dienste dafür benutzt werden, weiter
       ethnischen Hass und religiöse Spannungen zu schüren“, erklärte Facebook mit
       Verweis auf den UN-Bericht.
       
       Die Social-Media-Plattform hat in Myanmar 18 Millionen Nutzer und ist für
       viele identisch mit dem Internet. Facebook gilt in dem früher von einer
       Militärdiktatur mittels strenger Zensur regierten südostasiatischen Land
       heute als Hauptnachrichtenquelle.
       
       Seit Monaten steht der US-Konzern dort in der Kritik, nichts gegen die
       Verbreitung von Hass zu unternehmen. Auch der UN-Bericht kritisierte
       Facebook. Die Vorwürfe gegen fünf führende Generäle basieren auch auf der
       Auswertung ihrer Facebookpostings.
       
       ## Militärchef hetzt selbst auf Facebook
       
       Prominentester Betroffener ist Verteidigungsminister und Generalstabschef
       Min Aung Hlaing. Er ist der mächtigste Mann des Landes, auch wenn die
       Regierung eigentlich von Aung San Suu Kyi geführt wird. Doch die
       Friedensnobelpreisträgerin hat ihn noch nie öffentlich kritisiert. Das
       Vorgehen des Militärs gegen die Rohingya hat sie verteidigt.
       
       Min Aung Hlaing hat wiederholt erklärt, das „lang anhaltende
       Bengali-Problem“ lösen zu wollen. In Myanmar werden die staatenlosen
       Rohingya offiziell Bengali genannt. Das betont, dass sie aus offizieller
       Sicht illegale Einwanderer aus Bangladesch sind und Myanmar zu Recht gegen
       sie vorgeht.
       
       Min Aung Hlaing war im April 2017 noch von der deutschen Regierung hofiert
       und als Gast empfangen worden. Offenbar versprach sich Berlin Einfluss auf
       den birmesischen Gast zu bekommen. Doch stattdessen dürfte diesen die
       Einladung aufgewertet haben.
       
       Nachdem im August 2017 eine kleine Rohingya-Guerilla Grenzposten überfallen
       hatte, schlug das Militär samt buddhistischen Gruppen gnadenlos zurück und
       vertrieb 700.000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch. Etwa 25.000 Menschen
       starben.
       
       ## UN-Kommission fordert internationale Ermittlungen
       
       Die UN-Kommission, der die Regierung die Einreise verweigerte und die
       deshalb 875 Flüchtlinge zu Gewalttaten des Militärs in Myanmars
       Konfliktstaaten Rakhine, Shan und Kachin befragte, fordert Ermittlungen des
       Internationalen Strafgerichtshofes. Allerdings ist Myanmar kein
       Unterzeichnerstaat des Rom-Statuts.
       
       Der Bericht wirft Myanmars Militärs Morde, Massenvergewaltigungen,
       Verschleppungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Aung San Suu
       Kyi trage eine Mitverantwortung.
       
       Myanmars Regierung wies den Bericht zurück. Man habe selbst eine
       Untersuchungskommission eingesetzt. Während das Militär bisher zum Vorgehen
       von Facebook schwieg, erklärte die offenbar völlig überraschte Regierung,
       mit Facebook sprechen zu wollen. „Es gibt viele, viele Missverständnisse“,
       sagte Regierungssprecher Zaw Htay.
       
       28 Aug 2018
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
       
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