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       # taz.de -- Nach den Regionalwahlen in Madrid: Pablo Iglesias tritt ab
       
       > Der Podemos-Chef galt lange als linker Hoffnungsträger Spaniens. Nach der
       > Wahlschlappe in Madrid will er nun alle Ämter niederlegen.
       
   IMG Bild: Doch nicht so volksnah? Pablo Iglesias tauschte seine Wohnung gegen eine Villa im Reichenviertel aus
       
       Madrid taz | Es ist knapp sieben Jahre her, da wollte Pablo Iglesias von
       der spanischen Partei Unidas Podemos (UP) den „Himmel im Sturm nehmen“. Am
       Mittwoch endete das Unterfangen des linksalternativen Politikers mit einer
       Bauchlandung. „Ich denke, es ist klar, dass ich heute keine politische
       Persönlichkeit bin, die meiner Partei nutzen kann“, erklärte der 42-Jährige
       nach Bekanntgabe der [1][Regionalwahlergebnisse in Madrid]. Er erklärte,
       alle politischen Ämter niederzulegen.
       
       Es war der Vollzug eines angekündigten Scheiterns. Seine Unidas Podemos
       (UP) hatte mit ihm als Spitzenkandidaten zwar die Fünfprozenthürde
       geschafft, doch ein gutes Abschneiden sieht anders aus: klägliche 7,2
       Prozent und 10 Abgeordnete. „Die Mehrheit soll sprechen“, lautete
       ironischerweise der Slogan.
       
       Die Entscheidung, sein Amt als spanischer Vizeregierungschef in der
       Linkskoalition aus Sozialisten und UP aufzugeben, um in Madrid als
       Spitzenkandidat anzutreten, war aus der Not geboren. Nur sein Name auf den
       Stimmzetteln konnte ein endgültiges Verschwinden der UP aus dem politischen
       Panorama der Hauptstadtregion verhindern. „Ein Parteimitglied muss dort
       sein, wo es in jedem Moment am nützlichsten ist“, hatte er den Schritt
       begründet.
       
       [2][Inhaltlich hat Iglesias sich gewandelt]. Statt wie einst, als er in der
       Eurokrise in Fernsehdebatten zur großen Hoffnung vieler wurde, die Probleme
       der Menschen zum Thema zu machen und von oben und unten zu reden, war sein
       Thema der Kampf gegen die radikale Rechte: „Faschismus oder Demokratie“.
       Und er pries als Erfolg, dass dank UP endlich auch Kommunisten in den
       Institutionen sitzen. Tatsächlich war es Iglesias, der Podemos mit der
       Vereinigten Linken (IU) – einem Bündnis rund um die Kommunistische Partei –
       zu Unidas Podemos zusammenführte. Manche [3][verließen daraufhin das
       Bündnis].
       
       ## Mehr Villa, weniger Basisdemokratie
       
       Die UP glich in den letzten Jahren immer mehr jener IU, die längst keine
       Erfolge mehr vorzuweisen hatte. Von Wahl zu Wahl schnitt nun auch UP immer
       schlechter ab, auch wenn Iglesias und die Partei Anfang 2020 als
       Juniorpartner in die Linksregierung einzogen.
       
       Neben dem politischen Schwenk sind es auch persönliche – oder besser gesagt
       politisch-ästhetische – Fehltritte, die Iglesias’ Beliebtheit schadeten. So
       tauschte er seine kleine Wohnung in einem Arbeiterviertel gegen eine
       Luxusvilla in einem reichen Vorort Madrids. Dort lebt er mit der Mutter
       seiner drei Kinder, seiner einstigen Kabinettschefin Irene Montero, die zur
       Nummer zwei von UP aufstieg und als Gleichstellungsministerin in der
       Linkskoalition sitzt.
       
       Auch die Basisdemokratie blieb auf der Strecke. So hat Iglesias bereits mit
       Arbeitsministerin Yolanda Díaz eine Nachfolgerin ausgesucht. Die
       kommunistische Anwältin stammt aus dem nordwestspanischen Galizien. Dort
       flog UP bei den Regionalwahlen 2020 aus dem Parlament.
       
       5 May 2021
       
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