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       # taz.de -- Nach den Unruhen in Kenia: Die Jugend traut Ruto nicht
       
       > Kenias Protestbewegung macht weiter mobil, obwohl der Präsident das
       > umstrittene Haushaltsgesetz zurückgezogen hat. Neue Unruhen werden
       > befürchtet.
       
   IMG Bild: Mit einem Kopfschuss getötet: Demonstrant vor dem Kenianischen Parlament am 25. Juni
       
       Nairobi taz | Indem Kenias Präsident William Ruto nach [1][tödlichen
       Protesten] den umstrittenen Haushaltsentwurf [2][zurückgezogen] hat,
       erspart er seinem Land weiteres Blutvergießen. Doch die Krise ist nicht
       vorbei.
       
       Eine erhöhte Sicherheitspräsenz blieb am Donnerstagmorgen in der Hauptstadt
       Nairobi sichtbar, vor allem um den Präsidentenpalast, das
       Parlamentsgebäude, andere Regierungsgebäude und die großen Stadtautobahnen.
       Erneute Zusammenstöße sind nicht auszuschließen, sollte die Protestbewegung
       erneut auf die Straße gehen wie angekündigt.
       
       Wie brutal das ausgehen kann, zeigte die Gewalt am Dienstag mit 23 Toten
       nach [3][Angaben der kenianischen Menschenrechtskommission] – sechs laut
       Regierung.
       
       Die Regierung Ruto steht nun am Scheideweg. Sie muss das Vertrauen der
       Bevölkerung zurückgewinnen, insbesondere der Jugend, die ihn einst massiv
       unterstützte, dann zum Hauptleidtragenden der Wirtschaftskrise wurde und
       nun mit der Protestbewegung „Generation Z“ an vorderster Front der
       Demonstrationen stand. Nun trauern zahlreiche Eltern um ihre erschossenen
       Kinder.
       
       Ruto steht nun da als ein Präsident, der bei seiner Wahl 2022 versprach,
       der Bevölkerungsmasse zu helfen, und [4][Glaubwürdigkeit aus seiner eigenen
       bescheidenen Herkunft] zog – als junger Mann verkaufte er Hühner am
       Straßenrand, bevor er sich hocharbeitete – und sie nun aber, wo er an der
       Macht ist, mit zusätzlichen Steuern überziehen wollte. Das Vorhaben hat er
       vorerst gestoppt, aber damit entstehen Schwierigkeiten an einer anderen
       Front: dem Schuldendienst. Dafür brauchte die Regierung unbedingt höhere
       Einnahmen, und der Internationale Währungsfonds (IWF) spricht bereits
       Warnungen aus.
       
       ## Versöhnliche Töne gegenüber Demonstranten
       
       Die Regierungsallianz Kenya Kwanza (Kenya Zuerst) ist über den weiteren
       Kurs geteilter Meinung, und Ruto steht vor seiner schwersten Machtprobe
       seit seiner Wahl 2022.
       
       Gegenüber den Demonstranten hatte Ruto versöhnliche Töne eingeschlagen. Er
       nahm erst am Dienstagabend nach der Erstürmung von Regierungsgebäuden und
       Plünderungen in Nairobi die Protestbewegung in Schutz, die von Kriminellen
       „gekapert“ worden sei. Am Mittwoch erklärte er dann: „Ich gebe nach. Ich
       werde das Haushaltsgesetz 2024 nicht unterzeichnen und es wird
       zurückgezogen. Das Volk hat gesprochen.“ Der Jugend versprach er
       „sektorübergreifende Bemühungen, Lösungen für Probleme nationaler Tragweite
       zu finden“.
       
       Aber die Protestbewegung, die zuletzt Rutos Rücktritt gefordert hatte,
       traut der Sache nicht. „Ich glaube nicht, dass Kenias Jugend jetzt
       einlenken wird“, sagt Analyst Claude Onyango. „Sie will, dass der Präsident
       geht und alles aufgelöst wird.“
       
       27 Jun 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Massenproteste-in-Kenia/!6019071
   DIR [2] https://x.com/StateHouseKenya/status/1806035914503733564
   DIR [3] https://khrc.or.ke/press-release/ruto-must-take-responsibility-for-protests-gross-human-rights-violations/
   DIR [4] /Wahlen-in-Kenia/!5879298
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Maria Macharia
       
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