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       # taz.de -- Nach tödlicher Messerattacke in Mannheim: Ein Prozess, kein Untersuchungsausschuss
       
       > Im Mai hatte Sulaiman A. in Mannheim mit einem Messer auf
       > Anti-Islam-Aktivisten eingestochen und einen Polizisten getötet. Nun
       > steht er vor Gericht.
       
   IMG Bild: Prozessauftakt in Mannheim
       
       Stuttgart taz | Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat vor dem
       Stuttgarter Oberlandesgericht der Prozess gegen den 26-jährigen Sulaiman A.
       begonnen. Am 31. Mai letzten Jahres hatte er auf dem Marktplatz in Mannheim
       fünf Teilnehmer einer Kundgebung der islamfeindlichen Bürgerbewegung Pax
       Europa (BPE) sowie den Polizisten Rouven Laur mit einem Messer verletzt.
       Der 29 Jahre alte Laur [1][erlag später seinen Verletzungen].
       
       Es ist ein Prozess mit großem Medienaufgebot, am gleichen Tag, an dem
       [2][ein mutmaßlicher Anschlag eines anderen Afghanen in München die
       Nachrichten bestimmt]. Auch Freunde und Nachbarn des getöteten
       Polizeibeamten sind im Hochsicherheitsgerichtssaal in Stuttgart-Stammheim
       anwesend. Die Familie sowie Mitglieder der Organisation Pax Europa sind als
       Nebenkläger vertreten.
       
       ## Des Mordes und des versuchten Mordes angeklagt
       
       Der 26-jährige Angeklagte wird in Handschellen in den streng gesicherten
       Saal geführt. Er verbirgt sein Gesicht mit einem Aktenordner. Der junge
       Mann wirkt schmächtiger als auf den Videos. Er trägt einen Vollbart und
       eine goldgeränderte Brille.
       
       Der Generalbundesanwalt wirft Sulaiman A. unter anderem Mord und versuchten
       Mord vor. Die Anklageschrift beschreibt detailliert, was auch auf dem Video
       zu sehen ist, das in den sozialen Medien kursierte. Wie Sulaiman A.
       blitzschnell auf den Anti-Islam-Aktivisten Michael Stürzenberger einsticht.
       Wie er im Handgemenge weitere Menschen mit dem 18 Zentimeter langen großen
       Jagdmesser verletzt. Wie er Rouven Laur in den Kopf und Schulter sticht.
       Das [3][Blutbad findet erst ein Ende], als ein anderer Beamte den Angreifer
       niederschießt.
       
       Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte seit der
       Machtübernahme der Taliban in Afghanistan 2021 mit den Lehren des radikalen
       Islam in Kontakt kam und dann Sympathien für die Terrormiliz Islamischer
       Staat (IS) entwickelte. Er habe sich [4][über Monate im Internet und über
       Telegram-Chats radikalisiert] und dazu entschlossen, einen Anschlag auf
       vermeintlich Ungläubige zu begehen.
       
       ## Richter: „Verfahren ist kein Untersuchungsausschuss“
       
       Angesichts des großen öffentlichen Interesses an dem Prozess dämpfte
       Richter Herbert Anderer die Erwartungen der Öffentlichkeit an den Prozess.
       Das Verfahren sei [5][kein Untersuchungsausschuss und auch keine
       parlamentarische Stunde], so der Vorsitzende Richter. Er verwies auf die
       Gewaltenteilung, die hier zum Glück gelte, [6][anders als in anderen Teilen
       der Welt]. Das möge zu Enttäuschung führen, weil Fragen offen blieben. Hier
       stehe allein der Angeklagte und dessen mögliche Schuld im Mittelpunkt.
       
       Der Richter wies auch darauf hin, dass das Bild- und Filmmaterial, das
       während des Verfahrens gezeigt werde, sehr emotionale Momente mit sich
       bringen werde. Für die Verfahrensbeteiligten und Angehörigen, aber auch für
       die Richterinnen und Richter selbst.
       
       Das Verfahren ist auf über 50 Prozesstage bis in den Herbst dieses Jahres
       angesetzt. In der nächsten Woche will sich der Angeklagte nicht zur Tat,
       aber zu seiner Person vor Gericht äußern. Zudem soll einer der Nebenkläger
       der Organisation Pax Europa, der bei dem Anschlag schwer verletzt wurde,
       aussagen.
       
       13 Feb 2025
       
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