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       # taz.de -- Nachrichten in der Coronakrise: Kein Piks, kein Job
       
       > Eine Impfpflicht könnte sich negativ auf Arbeitssuchende auswirken. In
       > Nürnberg demonstrieren Coronaleugner am Tag der Machtergreifung der
       > Nazis.
       
   IMG Bild: Polarisiert die Gesellschaft: Impfen in der Pandemie
       
       ## Proteste gegen Impfpflicht
       
       Erneut haben Tausende Menschen am Wochenende in mehreren deutschen Städten
       gegen die Corona-Politik demonstriert. Proteste gab es unter anderem in
       Niedersachsen, Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern. In der
       nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf brachten Teilnehmer
       Transparente mit Aufschriften wie „Pflege mit Herz – aber ohne Impfpflicht“
       oder „Keine Impfpflicht“ mit. Viele Demonstranten trugen grüne Kittel und
       Hauben, die in medizinischen Berufen üblich sind. Nach Angaben der
       Landespolizeien blieben die Versammlungen weitgehend friedlich.
       
       An Demonstrationen gegen Beschränkungen und insbesondere gegen eine
       mögliche Impfpflicht beteiligten sich in den bayerischen Städten München
       und Nürnberg am Sonntag nach Polizei-Angaben mehr als 4.000 Menschen. An
       beiden Orten kamen deutlich weniger Teilnehmer als erwartet zusammen.
       
       Die Veranstaltung in Nürnberg wurde von vielen Menschen in sozialen Medien
       scharf kritisiert. Sie fand am Volksfestplatz in unmittelbarer Nähe zum
       ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände statt. Der Schauspieler Marcus
       Mittermeier („München Mord“) schrieb bei Twitter: „Querdenken ist da
       angekommen, wo sie hinwollen: heute Demo am Reichsparteitagsgelände. Am
       Jahrestag der Machtergreifung.“ Am 30. Januar 1933 war Adolf Hitler zum
       Reichskanzler ernannt worden. (dpa)
       
       ## PCR-Tests vorrangig für Alte und Pflegepersonal
       
       Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will eine zusammen mit den
       Ländern erarbeitete neue Testverordnung in der nächsten Woche vorlegen. Die
       PCR-Tests würden danach vorrangig für zwei Gruppen reserviert, sagt der
       SPD-Politiker. Dies sei zum einen das Pflegepersonal, zum anderen
       Risikopatienten wie alte Menschen. Hier sei eine frühe Diagnose wichtig, um
       neue Medikamente anzuwenden, die frühzeitig eingesetzt werden müssten.
       (rtr)
       
       ## Lage der Intensivstationen „akzeptabel“
       
       Die Lage auf den Intensivstationen in Deutschland ist nach den Worten des
       Intensivmediziners Christian Karagiannidis „akzeptabel“. Derzeit seien
       bundesweit etwas mehr als 2.000 Menschen betroffen, sagt das Mitglied des
       Expertenrats der Bundesregierung in Berlin. Es sei zu beobachten, dass die
       Zahl der Delta-Patienten abnehme. Seit sieben bis zehn Tagen gehe die Zahl
       der Neuaufnahmen in den Krankenhäusern aber wieder leicht nach oben. Dies
       sei eindeutig auf die Omikron-Variante zurückzuführen.
       
       Das Robert Koch-Institut (RKI) will in der Omikronwelle in erster Linie auf
       die Krankheitslast des Virus achten. Zwar steige die Zahl der Infektionen,
       die sehr schweren Fälle seien aber relativ gering, so RKI-Chef Lothar
       Wieler. „Wir gewinnen mit jedem Tag Zeit“, sagt er mit Blick auf
       zusätzliche Impfungen. Allerdings steige die Zahl der
       Krankenhauseinweisungen. Man steuere nun auf den Höhepunkt der Welle zu.
       Jetzt müsse noch stärker der Schutz der Risikogruppen in den Mittelpunkt
       rücken. (rtr)
       
       ## Lauterbach: Omikronwelle „gut unter Kontrolle“
       
       Die Bundesregierung hat die Omikronwelle nach den Worten von
       Gesundheitsminister Karl Lauterbach bislang „gut unter Kontrolle“. Dennoch
       rechne er damit, dass die Zahl der Neuinfektionen auf bis zu 400.000
       steigen könnte, sagt Lauterbach. Es gehe jetzt vor allem darum, die älteren
       Ungeimpften so zu schützen, dass Erkrankte nicht auf der Intensivstation
       landeten. Deutschland habe eine vergleichsweise hohe Zahl an ungeimpften
       Älteren, vier Mal so viele wie England und drei Mal so viele wie Italien,
       sagt Lauterbach. (rtr)
       
       ## Arbeitgeber können Ungeimpfte bei Impfpflicht ablehnen
       
       Die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht wird nach den Worten des
       Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, auch zu
       Veränderungen bei der Jobsuche führen. „Wenn es eine allgemeine Impfpflicht
       gibt und Verstöße auch mit Rechtsfolgen verbunden sind, können Arbeitgeber
       einen Bewerber ablehnen, weil er nicht geimpft oder genesen ist“, sagte
       Scheele den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch die Bundesagentur müsse
       bei Einführung einer allgemeinen Impfpflicht prüfen, „ob eine fehlende
       Impfung zu einer Sperrzeit führt“, sagte Scheele.
       
       Scheele betonte, momentan habe der Impfstatus von Beschäftigten dagegen
       faktisch keine Auswirkung auf den Arbeitsmarkt, „denn es gibt gegenwärtig
       keine entsprechende Rechtsgrundlage“. Zunächst müsse der Gesetzgeber aktiv
       werden und eine entsprechende Regelung zur Impfpflicht beschließen. Aktuell
       seien Arbeitgeber lediglich verpflichtet, „unter Einhaltung von 3G zu
       beschäftigen oder zu rekrutieren“. Im Fall einer allgemeinen Impfpflicht
       erhielten Arbeitgeber dann das Recht, den 2G-Status am Arbeitsplatz zu
       prüfen, „diese Möglichkeit gibt es gegenwärtig nicht“.
       
       Von der ab Mitte März geltenden einrichtungsbezogenen Impfpflicht etwa für
       Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen erwartet Scheele keine
       spürbaren Folgen für den Arbeitsmarkt. Wenn Beschäftigte aus diesen
       Einrichtungen sich nicht impfen ließen und dann allein wegen der
       Impfpflicht aus dem Job ausscheiden müssten, stünden sie dem Arbeitsmarkt
       ja weiterhin zur Verfügung. Gegenwärtig ließen sich auch keine
       signifikanten Anzeichen erkennen, „dass mit Inkrafttreten der
       einrichtungsbezogenen Impfpflicht Mitte März viele Beschäftigte ihre Stelle
       aufgeben“.
       
       Am Mittwoch debattierte der Bundestag erstmals über die mögliche Ausweitung
       einer Corona-Impfpflicht. Ab Mitte März gilt eine solche Pflicht im
       Gesundheits- und Pflegewesen. Im Bundestag gibt es Vorschläge, sie entweder
       für alle Erwachsenen ab 18 Jahre oder nur für Ältere auszuweiten. Dem
       Robert Koch-Institut wurden am Sonntag 118.970 neue Ansteckungen gemeldet.
       59 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Die bundesweite
       Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 1.156,8 Ansteckungen pro 100.000 Einwohner
       innerhalb einer Woche. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind
       knapp 74 Prozent der Bevölkerung vollständig, also zweimal geimpft. Kapp 53
       Prozent haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. (epd)
       
       ## Peking meldet höchsten Stand bei Neuinfektionen
       
       Fünf Tage vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Peking ist die Zahl
       der Coronaneuinfektionen in der chinesischen Hauptstadt auf den höchsten
       Stand seit anderthalb Jahren gestiegen. Die chinesische Gesundheitsbehörde
       meldete am Sonntag 20 neue Fälle in Peking – so viele wie zuletzt im Juni
       2020. Um den Ausbruch einzudämmen, haben die Behörden bereits mehrere
       Wohnanlagen in Peking abgeriegelt. Im Bezirk Fengtai, wo am Sonntag die
       meisten Fälle entdeckt wurden, laufen bereits Massentests, bei denen rund
       zwei Millionen Menschen auf das Virus getestet werden sollen.
       
       Landesweit wurden am Sonntag 54 neue inländische Coronafälle gemeldet.
       Ausbrüche gibt es unter anderem in Hangzhou im Osten Chinas und in Suifenhe
       in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang.
       
       Die Regierung in Peking verfolgt eine strikte Null-Covid-Strategie: Mit
       gezielten Lockdowns, Reisebeschränkungen und langen Quarantäne-Anordnungen
       gelang es den Behörden bislang immer, einzelne Corona-Ausbrüche wieder
       unter Kontrolle zu bringen. Die hochansteckende Omikron-Variante des
       Coronavirus, die am Freitag beginnenden Olympischen Winterspiele und der
       Reiseverkehr rund um das chinesische Neujahrsfest stellen diese Strategie
       jedoch auf eine harte Probe. Die Spiele in Peking werden in einer speziell
       eingerichteten „Olympia-Blase“ ausgetragen, in der geschätzt 60.000
       Menschen von der chinesischen Bevölkerung abgeschottet und täglich getestet
       werden. Auch innerhalb der Blase gibt es inzwischen aber mehr als hundert
       Coronafälle. Allein am Samstag verzeichneten die Olympia-Organisatoren 36
       positive Tests. (afp)
       
       ## Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 1.156,8
       
       Das Robert Koch-Institut(RKI) meldet 118.970 Positivtests binnen 24
       Stunden. Das sind 33.530 Fälle mehr als am Sonntag vor einer Woche, als
       85.440 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz
       steigt auf einen neuen Höchstwert von 1.156,8 verglichen mit 1.127,7 am
       Vortag. 59 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht
       sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle auf 117.725. Insgesamt fielen in
       Deutschland bislang mehr als 9,73 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)
       
       ## Warnung vor ÖPNV-Zusammenbruch
       
       Bundesverkehrsminister Volker Wissing warnt die Bundesländer vor Problemen
       durch die Omikronwelle und steigende Quarantänezahlen von Mitarbeitern bei
       Bussen und Bahnen im Nahverkehr. „Um den ÖPNV aufrechtzuerhalten, ist es
       wichtig, dass alle ihre Notfallpläne weiter eng im Blick behalten und bei
       Bedarf aktualisieren“, sagt Wissing der Bild am Sonntag einem Vorabbericht
       zufolge. Darüber habe er sich mit der Vorsitzenden der
       Verkehrsministerkonferenz ausgetauscht. (rtr)
       
       30 Jan 2022
       
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