URI: 
       # taz.de -- Nahost-Konflikt: Israel riskiert einen Flächenbrand
       
       > Der Tod des Hamas-Politbürochefs Hanijeh droht, weitere blutige
       > Reaktionen zu provozieren. Dabei wäre eine Eskalation durchaus zu
       > verhindern.
       
       Das israelische Kriegskabinett riskiert einen regionalen Flächenbrand: mit
       dem Angriff auf den Hisbollah-Berater und ranghohen Kommandanten Fuad
       Schukr, vor allem aber mit dem mutmaßlich israelischen Luftangriff, der
       Hamas-Politikbüro-Chef Ismael Hanijeh in Teheran getötet hat. Beides gilt
       als israelische Vergeltung für den [1][Raketenangriff auf das drusische
       Dorf Maschdschal Schams], bei dem auf den von Israel annektierten
       Golanhöhen zwölf Minderjährige getötet wurden.
       
       Mit Israels jüngsten Angriffen wächst die Angst, dass sich der Konflikt zu
       einem offenen Krieg ausweitet. Dabei wäre eine weitere Eskalation
       vermeidbar. Ein Waffenstillstand in Gaza würde auch die Lage an der
       libanesisch-israelischen Grenze befrieden. Die Rakete war
       höchstwahrscheinlich ein Irrläufer. Es konnte ja nicht im Interesse der
       Hisbollah sein, Verbündete anzugreifen. [2][Die syrischstämmigen Drusen] in
       dem Gebiet wehren sich gegen Israels Besatzung, die Mehrheit von ihnen
       verweigert die israelische Staatsbürgerschaft.
       
       Bisher bewegte sich der gegenseitige Beschuss in kalkuliertem Rahmen.
       Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah wie auch die Führung in Teheran betonen
       seit Beginn des Krieges am 7. Oktober, keine Ausweitung zu wollen. Sie
       halten ihre ideologische Unterstützung für die Hamas im Gazastreifen
       aufrecht, wägten dabei aber bisher genau ab. Dafür sprechen die verhaltenen
       Reaktionen nach der gezielten Tötung des Hamas-Anführers Saleh al-Aruri im
       Januar in Beirut und nach dem Luftangriff auf das [3][iranische Konsulat in
       Damaskus] im April, bei dem ranghohe Mitglieder der iranischen
       Revolutionsgarden zu Tode kamen.
       
       Iran und die Hisbollah schickten Raketen, von denen sie wussten, dass die
       Abwehrsysteme Israels und der USA sie aufhalten würden. Damit konnten sie
       eine Vergeltung reklamieren, ohne viele zivile Opfer zu riskieren. Der
       Sprecher des israelischen Militärs hat die drusischen Kinder diese Woche
       rhetorisch eingebürgert und als „israelische Staatsbürger“ bezeichnet. Das
       lieferte das Argument für einen harten Schlag, um eine große Front gegen
       den Libanon zu eröffnen. Die USA haben darauf gedrängt, mit Bedacht zu
       reagieren. Das hat womöglich zum gezielten Anschlag in Beirut geführt, und
       dabei hätte es Israel belassen können.
       
       Solange die Hisbollah [4][den Tod des Nasrallah-Beraters] dementiert,
       braucht sie keinen Grund für einen größeren Vergeltungsschlag. Beide Seiten
       hätten damit eine Ausweitung verhindert. Doch dann folgte die gezielte
       Tötung von Hamas-Chef Hanijeh in Teheran. Nun könnte die Tötung des Mannes,
       der für die Hamas am Verhandlungstisch saß, zu groß sein, als dass Iran,
       Hisbollah und die Hamas es darauf beruhen lassen.
       
       31 Jul 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Angriff-auf-Golanhoehen/!6026270
   DIR [2] /Raketenangriff-auf-den-Golanhoehen/!6023891
   DIR [3] /Angriff-auf-iranische-Botschaft/!5999066
   DIR [4] https://www.dailymail.co.uk/news/article-13690271/Israel-airstrike-Lebanon-senior-Hezbollah-commander-Golan-Heights-massacre.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Julia Neumann
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Hisbollah
   DIR Hamas
   DIR Benjamin Netanjahu
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Attentat
   DIR Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
   DIR Schwerpunkt Pressefreiheit
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Gaza
   DIR Schwerpunkt Nahost-Konflikt
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Konfrontation in Nahost: „Dieser Krieg muss beendet werden“
       
       Die Attentate auf Hamas- und Hisbollah-Führer haben Verhandlungen fast
       unmöglich gemacht, sagt der israelische Friedensvermittler Gershon Baskin.
       
   DIR Eskalation in Nahost: Vorbereiten auf iranischen Angriff
       
       Nach der Tötung von Hamas-Kopf Hanijeh wappnet sich das Land. „Man ist auf
       alle Eventualitäten vorbereitet“, sagt Premier Benjamin Netanjahu.
       
   DIR Attentate auf Hamas-Führer: Eine Demonstration der Präzision
       
       Immer wieder tötet Israel hochrangige Offizielle seiner Gegner. Wie
       sinnvoll sind solche Operationen?
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Biden befürchtet Eskalation
       
       Israel und USA stellen sich auf Großangriff des Irans ein. Mehrere Airlines
       streichen Flüge in die Region. Untersuchung zeigt schwere Fehler der
       israelischen Armee.
       
   DIR Journalist stirbt mit 27 Jahren: Er tat in Gaza seine Arbeit
       
       Der Al-Jazeera-Journalist Ismail al-Ghoul ist durch einen israelischen
       Angriff getötet worden. Seine Kollegen vor Ort sehen sich bestätigt.
       
   DIR +++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel meldet Tod von Hamas-Chef
       
       Der Militär-Chef der Hamas, Mohammed Deif, sei Mitte Juli getötet worden,
       bestätigt Israel. Boris Pistorius ruft Deutsche dazu auf, den Libanon zu
       verlassen.
       
   DIR Angriff auf Hamas-Führer: Immerhin Netanjahu ist gut gelaunt
       
       Für den Premierminister ist die Tötung von Ismael Hanijeh ein Erfolg. Die
       Angehörigen der Geiseln verlieren die Hoffnung auf eine Verhandlungslösung.
       
   DIR Krieg in Nahost: Hamas meldet Tötung von Hanija
       
       Bei mutmaßlich israelischen Angriffen auf Beirut und Teheran wird ein
       Hisbollah-Kommandeur zum Ziel und Hamas-Politchef Ismail Hanija getötet.
       
   DIR Raketenangriff auf den Golanhöhen: Zwischen den zerstörten Welten
       
       Fassungslosigkeit nahe Syrien und dem Libanon: Im drusisch geprägten
       Madschdal Schams versuchen Menschen nach dem Angriff ihren Alltag zu
       bewältigen.