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       # taz.de -- Nahost-Konflikt an Schulen: Teppich des Anstoßes
       
       > Schüler*innen aus Charlottenburg protestieren gegen ein Gebetsverbot
       > an ihrer Schule. Sie wehren sich auch gegen Polizeipräsenz auf dem
       > Gelände.
       
   IMG Bild: Unerwünschte Handlung: Streit um Gebetsverbot an einem Berliner Oberstufenzentrum (Symbolbild)
       
       BERLIN taz | Um sich gegen ein Gebetsverbot an ihrer Schule zu wehren,
       rufen Schüler*innen der Anna-Freud-Schule in Charlottenburg für
       Freitagmittag zu einer Kundgebung vor der Schule auf. „Wir sind wütend und
       enttäuscht“, schreiben sie auf dem Flyer mit dem Demo-Aufruf. In den
       vergangenen zwei Monaten hätten sie an der Schule viel antimuslimischen
       Rassismus erlebt, palästinensische Symbole [1][würden mit Antisemitismus
       und dem Feiern von Terror] gleichgesetzt. Eine freie Debatte über Palästina
       sei nicht möglich, die Religionsfreiheit werde angegriffen.
       
       „Wir fordern: Weg mit den Verboten! [2][Für das Recht auf
       Palästinasolidarität!] Polizei raus aus der Schule!“, schreiben sie.
       Konkret fordern sie „Ruhe- und Gebetsräume, die von Schüler*innen
       kontrolliert werden“ sowie ebenfalls von Schüler*innen kontrollierte
       Antidiskriminierungsstellen.
       
       Die Anna-Freud-Schule ist ein Oberstufenzentrum für Sozialwesen. Der Grund
       für die Kundgebung seien „Repressionen der Schulleitung und der Polizei“.
       So hätte etwa für längere Zeit ein Polizeiwagen auf dem Schulgelände
       geparkt, schreibt die Initiative @reportantimuslimracism auf dem
       gleichnamigen Instagram-Account. „Migrantisch gelesene“ Schüler*innen
       der Anna-Freud-Schule seien „schikaniert“ worden, außerdem sei es
       Muslim*innen verboten worden, auf dem Schulgelände zu beten.
       
       ## Wahrung des Schulfriedens
       
       Hintergrund dazu sind wohl „Hinweise zur Wahrung des Schulfriedens“, die
       nach Informationen der taz Mitte November den Schüler*innen verkündet
       worden waren. „Die sichtbare aktive Ausübung des Glaubens (wie z.B. das
       Beten)“ könne „zur Wahrung des Schulfriedens und zur Vermeidung jedweder
       Provokation“ nur außerhalb des Schulgeländes stattfinden, hieß es darin.
       Ein Handeln oder Verhalten dagegen werde als „bewusste Störung des
       Schulfriedens“ betrachtet und die Schule werde solche Vorfälle bei der
       Polizei anzeigen.
       
       Die rechtliche Lage sei relativ klar, teilt die [3][Anlaufstelle für
       Diskriminierungsschutz an Schulen (ADAS)] auf Nachfrage der taz mit.
       Schüler*innen hätten Religionsfreiheit und auch ein Recht darauf, in der
       Schule zu beten, wenn es den Unterricht nicht störe. Einen Rechtsanspruch
       auf einen Gebetsraum an Schulen gäbe es nicht. Auch unabhängig vom
       Nahost-Konflikt hätten sie öfters mit Gebetsverboten an Schulen zu tun,
       heißt es von der Beratungsstelle.
       
       Wie die taz erfuhr, hatte es auch davor schon Austausch zwischen der Schule
       und der Polizei gegeben. Die Polizei hatte demnach Schüler*innen und
       Lehrer*innen dazu aufgefordert, Auffälligkeiten im Zusammenhang mit dem
       Nahostkonflikt zu melden.
       
       „Wir sind mit der Schule und der Schulleitung dazu im Austausch, auch die
       Schulaufsicht ist eingeschaltet“, teilte die Senatsverwaltung für Bildung
       der taz auf Nachfrage mit. Die Verwaltung setze sich für Toleranz und
       Vielfalt ein, „gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, den Schulfrieden zu
       sichern und für die ordnungsgemäße Aufrechterhaltung des Schulbetriebs zu
       sorgen“, heißt es von der Verwaltung.
       
       ## Solidaritätsaktion zu Chanukka
       
       Ebenfalls für Freitag lädt ein Bündnis von Schulen in Kooperation mit der
       Jüdischen Gemeinde zu Lichterketten-Aktionen ein. Anlass ist der Beginn des
       jüdischen Chanukka-Festes am Donnerstag. Die Aktion haben laut
       Bildungsverwaltung Schüler*innen und Lehrer*innen mehrerer Berliner
       Schulen organisiert. Auftakt ist am Freitag um 17.30 Uhr an der Synagoge in
       der Pestalozzistraße in Charlottenburg. Weitere Solidaritätsaktionen sind
       für Montag an der Synagoge Joachimsthaler Straße, für Dienstag am Jüdischen
       Gemeindehaus in der Fasanenstraße und für Mittwoch am Seniorenzentrum
       Synagoge Sukkat Shalom in der Dernburgstraße geplant.
       
       7 Dec 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Nahost-Konflikt-in-Berlin/!5967030
   DIR [2] /Nahostkonflikt-an-Schulen/!5967299
   DIR [3] https://adas-berlin.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Uta Schleiermacher
       
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