# taz.de -- Neu entdeckte Tierarten: Schon vom Aussterben bedroht
> Die Rote Liste der bedrohten Arten listet erstmals Giraffen, wilden
> Hafer, Mangos und neue Vogelarten. 13 Arten sind schon verschwunden.
IMG Bild: Mehr als 24.000 Arten sieht die IUCN als vom Aussterben bedroht. Dazu gehört auch der Panay-Waran
Berlin taz | Weltweit gibt es nach der neuen „Roten Liste der bedrohten
Tier- und Pflanzenarten“ 742 neue Vogelarten – frisch entdeckt oder neu als
eigene Spezies anerkannt. 11 Prozent dieser Newcomer sind allerdings
bereits vom Aussterben bedroht – und 13 Arten sind schon verschwunden.
Dieses Fazit zieht die internationale Artenschutzorganisation IUCN in ihrer
neuen Liste, die am Donnerstag auf der 13. UN-Konferenz zur Artenvielfalt
(CBD) im mexikanischen Cancún veröffentlicht wird. Demnach sind insgesamt
85.604 Arten bedroht, von denen 24.307 vor dem Aussterben stehen.
„Unglücklicherweise heißt die Anerkennung von über 700 neuen Vogelarten
nicht, dass es den Vögeln besser geht“, sagte Ian Burfield von der
Umweltorganisation BirdLife. „Je mehr wir wissen, desto größer werden
unsere Sorgen. Eine Landwirtschaft, die nicht nachhaltig ist,
Holzeinschlag, invasive Arten und der illegale Handel drängen immer noch
viele Arten ins Aus.“
Ähnliche Entwicklungen bedrohen weiterhin viele Pflanzen- und Tierarten.
Auch die Giraffe etwa steht nun auf der Roten Liste. Ihre Bestände sind in
den letzten 30 Jahren um 40 Prozent geschrumpft.
Neben bekannten Arten wie Nashörnern, Pandas und weißen Haien machen auch
viele Unbekannte den Forschern Sorge: Die Rattanpalme in Kamerun, die
Grillenart Conocephalus chavesi von den Azoren, der Fisch Cosmocampus balli
aus Hawai, die Seejungfer Papyrus Wisp aus dem Viktoriasee oder der
afrikanische Graupapagei hebt die IUCN stellvertretend für Tausende von
Arten hervor.
## Wilde Kulturpflanzen als genetische Ressource wichtig
„Viele Spezies rutschen uns weg, ehe wir sie überhaupt beschreiben können“,
sagt IUCN-Generaldirektorin Inger Andresen. „Diese Rote Liste zeigt, dass
der Maßstab der globalen Ausrottungskrise sogar noch größer sein könnte,
als wir dachten.“
Das Artensterben könnte sich auch auf die Ernährung der Menschen auswirken,
warnt die Organisation. Zum ersten Mal führt sie auch die 233 wilden
Verwandten von Kulturpflanzen wie Mango, Gerste, Sonnenblumen und Hafer als
gefährdet auf. Sie verschwinden vor allem mit gerodeter Wildnis, könnten
aber als genetische Ressource für die Kulturpflanzen sehr wichtig werden,
um Dürren, Krankheiten oder Versalzung zu widerstehen.
Die Rote Liste meldet auch kleine Erfolge: Der Fisch Marcusenius victoriae
aus dem Viktoriasee hat sich leicht erholt, der Riesenbaum Degenria
vitiensis im Regenwald von Fiji ebenfalls. Und manche Arten, die als
ausgestorben gelten, werden wiederentdeckt: So der Fisch Ptychochromoides
isay auf Madagaskar.
Schon 2012 hatte die IUCN zusammen mit Tausenden von Wissenschaftlern die
„100 am meisten bedrohten Arten“ aufgelistet. Damals war klar geworden:
Arten werden besonders bedroht, wenn sie vom Menschen zu wenig oder zu viel
beachtet werden.
Wird Wildnis gerodet, gehen Pflanzen und Tiere verloren, die keinen
direkten monetären Wert haben. Ist aber eine Art, wie der sprechende
afrikanische Graupapagei, eine begehrte Handelsware, geht es ihr auch
schnell an den Kragen.
8 Dec 2016
## AUTOREN
DIR Bernhard Pötter
## TAGS
DIR Rote Liste
DIR Gefährdete Tierarten
DIR Aussterben
DIR Artenvielfalt
DIR Arten
DIR Ökologie
DIR Nashorn
DIR Tierschutz
DIR Rote Liste
DIR Giraffe
DIR Vögel
DIR Schwerpunkt taz Leipzig
DIR Schwerpunkt Artenschutz
DIR Schwerpunkt Artenschutz
DIR Tierschutz
DIR Schwerpunkt Klimawandel
DIR China
DIR Landwirtschaft
DIR Löwe
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Unentdeckte Spezies in Sibirien: Auftauen nach 46.000 Jahren
Im sibirischen Permafrost haben sie Jahrtausende überdauert. Ein
Forscher*innenteam hat herausgefunden, wie die Fadenwürmer überleben
konnte.
DIR Aussterben einer Tierart: „Sci-Fi könnte das Nashorn retten“
„Sudan“, das letzte männliche Exemplar des Nördlichen Breitmaulnashorns,
ist tot. Wie man die Art vor dem Aussterben bewahren könnte, erklärt Steven
Seet.
DIR Ein Orca lernt sprechen: „Hello“, „bye-bye“
Wissenschaftler brachten einen Schwertwal dazu, Worte zu wiederholen.
Umweltschützer kritisieren die Gefangenhaltung des Tieres.
DIR Rote Liste der gefährdeten Arten: Aus die Zwergfledermaus
Seit 8 Jahren hat niemand mehr eine Weihnachtsinsel-Zwergfledermaus zu
Gesicht bekommen. Sie gilt nun als ausgestorben.
DIR Weltgiraffentag: Die Heißblütige
Kinder lieben sie, Erwachsene wissen so gut wie nichts über sie – und das,
obwohl sie immer stärker vom Aussterben bedroht ist. Die Giraffe im
Porträt.
DIR Bauernverband über Vögelsterben: „Auch Katzen gefährden Feldvögel“
Die Bundesregierung sieht die Landwirtschaft in der Verantwortung. Steffen
Pingen vom Bauernverband verteidigt sich gegen die Vorwürfe.
DIR Leipziger Museumdirektor über Fossilien: „Der Hai ist ein wandelndes Gebiss“
Sogar in Sachsen gab es einst Haie. Damals, als der Freistaat noch komplett
unter Wasser stand. Ein Gespräch über Zähne und Anpassung.
DIR Kolumne Ohnmacht: Ein Meteorit namens Menschheit
Das Wespennest im heimischen Schrebergarten erinnert an eine unbequeme
Wahrheit: Kein Schwein kümmert sich um den weltweiten Artenschutz.
DIR Kolumne Wir retten die Welt: Game Over
Im digitalen Spiel „Dumb Ways to Die“ amüsieren wir uns über tödiche
Dummheit. Schaue ich auf den Artenschutz, vergeht mir das Lachen.
DIR Deutscher Naturschutztag: Korridore für Luchs und Otter
Schutzgebiete vorzuschreiben, ist das eine, sie einzurichten, etwas
anderes. In Magdeburg suchen Tierschützer nach einer Strategie.
DIR Gefährdete Art in Australien: Kein Platz für Koalas
Bergbau, Zersiedelung, Klimawandel und Krankheiten machen Koalas das Leben
schwer. Dabei sind sie in Australien ein Wirtschaftsfaktor.
DIR Simbabwe verkauft Elefanten nach China: Export gegen Wilderei
Durch den Verkauf von Elefanten an chinesische Zoos will Simbabwe verstärkt
seine Nationalparks finanzieren. Tierschützer sind entsetzt.
DIR Studie zu 30 Jahren Landwirtschaft: Agrarwirtschaft killt Feldvögel
Bauern verursachen massive ökologische Schäden, kritisiert das
Umweltbundesamt. Die Artenvielfalt bei wilden Tieren und Pflanzen sinkt.
DIR Die Wahrheit: Lustiges Löwenschießen
Höges Tierwelt: Das Ende der Monarchie wurde längst eingeläutet. Was heute
nicht spricht, ist nicht mehr königlich, sondern Freiwild.